Ist der Chefsessel im Rathaus von Loßburg für potenzielle Kandidaten weniger attraktiv als in anderen Gemeinden? Für die Wahl am 27. Januar gibt es nur einen ernstzunehmenden Bewerber. Foto: Fritsch

Um das Amt des Loßburger Bürgermeisters bewirbt sich nur ein einziger ernstzunehmender Kandidat.

Loßburg - Christoph Enderle hat sich auf einen harten Wahlkampf eingestellt. Doch bei diesem ist er nun allein auf weiter Flur: Es gibt keinen ernsthaften Konkurrenten um das Amt des Loßburger Bürgermeisters."Ich kann mich schließlich nicht klonen", kommentiert der 36-jährige Kämmerer der Gemeinde Waldachtal diese Tatsache fast schon entschuldigend.

Einen Mitbewerber für die Bürgermeisterwahl am 27. Januar gibt es zwar, aber der hat schon im Vorfeld seiner Kandidatur mitgeteilt, dass er das Amt im Falle seiner Wahl nicht antreten würde. Jens Martinek aus Rübeland in Sachsen-Anhalt ist ein Vielfach-Bewerber. Dem Bundesvorsitzenden der Partei "Nein-Idee" geht es mit seiner Kandidatur nach eigenen Angaben nur darum, eine Wahlalternative für all diejenigen zu bieten, denen die anderen Kandidaten nicht zusagen. "Meine Person ist bei der Wahl völlig unerheblich", meint der 41-Jährige auf Anfrage unserer Zeitung. Einen Wahlkampf führt er in Loßburg nicht, selbst die Fahrt in den Schwarzwald erspart er sich.

Nicht nur die Loßburger selbst sind überrascht, dass sich um den Chefposten im Loßburger Rathaus nur ein Kandidat ernsthaft bewirbt. Liegt es an der Zahl von insgesamt sieben Ortsteilen der knapp 7500 Einwohner zählenden Gemeinde, für die eine aufwendige Infrastruktur vorgehalten werden muss – vom Friedhof bis zur Feuerwehr? Finanziell kann sich die Gemeinde im Vergleich zu anderen Kommunen schließlich sehen lassen, hat sie mit Arburg doch ein Maschinenbauunternehmen von Weltrang auf ihrer Markung.

Ein Einzelfall ist die Wahl in Loßburg in der Region nicht: Im Sommer 2011 wurde Michael Ruf ebenfalls nach einem Solo-Wahlkampf zum neuen Bürgermeister von Baiersbronn gewählt. Vier Kandidaten gab es hingegen bei der Bürgermeisterwahl im März vergangenen Jahres in Dornstetten.

"Einiges Potenzial" bescheinigt

Warum es für manche attraktiven Bürgermeisterstellen kaum mehr als einen Kandidaten, für andere hingegen mehrere gibt, ist auch für Klaus Dölker, Leiter des Kommunal- und Rechnungsprüfungsamts im Freudenstädter Landratsamt, "nicht völlig erklärlich", wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Das betreffe auch Loßburg, eine Gemeinde, der Dölker "einiges Potenzial" bescheinigt. Die relativ hohe Zahl der Ortsteile ist für Dölker kein entscheidendes Kriterium. Sie mache die kommunalpolitische Arbeit zwar etwas schwieriger, aber die Ortsvorsteher übernehmen, so Dölker, auch gewisse Funktionen des Bürgermeisters, und 40 Jahre nach der Gemeindereform sei die Sache auch etwas eingespielt.

Klar ist für den Amtsleiter, dass die Anforderungen an den Bürgermeister in den vergangenen Jahren stetig gestiegen seien, was auch der Gemeindetag beklage. "Das Amt", sagt Dölker, "ist nicht mehr so attraktiv wie früher, als das Wort des Bürgermeisters schon etwas gegolten hat." Der Amtsbonus des Rathauschefs sei schwächer geworden und die Gefahr der Abwahl gestiegen. Dölker verweist auf das vernichtende Ergebnis von nur gut drei Prozent des früheren Amtsinhabers in Dornstetten, Dieter Flik, vor fast einem Jahr. Zudem sei mancher Gemeinderat "sehr schwierig". Und schwieriger geworden sei es zudem, kommunalpolitische Entscheidungen durchzusetzen.

Auch wenn Christoph Enderle das Bürgermeisteramt in Loßburg nun höchstwahrscheinlich in den Schoss fällt, gibt er sich kämpferisch für seine Solo-Tournee in Loßburg bis zum 27. Januar: "Ich werde nun nicht zwei Gänge zurückschalten", versichert der begeisterte Motorrad- und Fahrradfahrer. Einen Blick über den Wahltermin hinaus aber wagt er allerdings schon: Enderles frühestmöglicher Amtsantritt in Loßburg wäre am 1. März.