Mitten in der neuen Kleiderkammer (von links): Beth Föll und Helga Tilch (Freundeskreis Wälde), Martina Schmid, Margret Buhl, Edith Bürkle (Freundeskreis Loßburg), Annette Burkhardt (Diakonie Freudenstadt), Nele Müssigmann (Freundeskreis Loßburg), Marianna Michel (Freundeskreis Wälde), Babette Kilgus und Roland Birnbreier (Freundeskreis Loßburg), Pfarrer Hans-Peter Zakes und Bürgermeister Christoph Enderle. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Kleiderkammer in neuem Domizil / Eröffnung und Fest für die ehrenamtlich Engagierten

Von Georg Steffens

Wer als Flüchtling in Loßburg lebt und Kleider braucht, muss jetzt der Grundschule aufs Dach steigen. Denn dort, im obersten Stock in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, befindet sich seit April die Kleiderkammer.

Loßburg. Jetzt wurde die Kleiderkammer durch Bürgermeister Christoph Enderle feierlich eröffnet – was die Gemeinde Loßburg zugleich zum Anlass nahm, ein kleines Dankesfest für die ehrenamtlichen Helfer in Sachen Asyl auszurichten.

Bunt, hell und ordentlich sieht es in der Kleiderkammer aus. In mehreren Räumen steht und hängt Tragbares und Ansehnliches für Männer, Frauen und Kinder: Shirts, Schuhe, Jacken und Hosen und was eben braucht, wer nur das Nötigste im Koffer von zu Hause mitnehmen konnte. Kabinen zum Anprobieren stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Kleiderkammer ist voll, aber nicht beengt. Und was dort hängt, verriet eine Mitarbeiterin, seien nur die besten Stücke.

Gemeinde setzt ein Zeichen des Danks

Bewusst bescheiden wiesen die Mitarbeiter alles, was sich nach Ehre anhört, lieber weiter an andere. Und auch der Loßburger Pfarrer Hans-Peter Zakes spielte seine Rolle herunter: "Ich trage halt immer wieder Kleidersäcke hier rauf, die bei mir im Pfarramt auflaufen." Ganz ausdrücklich wollte die Gemeinde Loßburg ein Zeichen des Dankes setzen und würdigte das Engagement mit üppig belegten Brötchen.

Bürgermeister Enderle bedauerte zwar, dass von den über 60 Aktiven gerade einmal rund 25 erschienen waren, bat aber, den Dank weiterzugeben. "Ohne die ganzen Ehrenamtlichen wären die Flüchtlinge sicher nicht so positiv wahrgenommen worden", blickte er auf die vergangenen Monate zurück. Als es hieß, im Hotel Panorama würden Flüchtlinge einquartiert, habe man in der Bevölkerung Wertverluste bei Immobilien, ausbleibende Gäste und Angstszenarien auf der Straße befürchtet. Dass davon nichts eingetreten sei, sei Verdienst des Freundeskreises Asyl.

"Es sind Menschen, die niemandem etwas wegnehmen wollen, sondern flüchten mussten – unter Strapazen, die wir als Wohlstandseuropäer nicht kennen", betonte der Bürgermeister – auch wenn es Einzelfälle gegeben habe, die sich der Gastfreundschaft nicht bewusst gewesen seien.

Klagen über die Kleiderkammer habe es bislang nicht gegeben: "Für mich als Schwabe ist das eine ausreichende Bestätigung", zog Enderle Fazit. Sein Dank galt auch den Kirchengemeinden, Schulleiterin Sonja Hetzel sowie Waltraud Seidel, deren Musikschule direkt neben der Kleiderkammer residiert. An die Anfänge der Kleiderkammer in Wälde erinnerte Marianna Michel – zunächst in ihrem eigenen Keller, später im Alten Rathaus. Nachdrücklich mahnte sie im Sinne von Roman Herzog den nötigen Ruck durch Deutschland an. Dass das so ungemütlich werde, habe sie nicht geahnt. Aber man stehe gut. Aktuell bestehe die Herausforderung darin, Flüchtlingskinder in das Schulsystem zu integrieren und eine Anschlussunterbringung in normalen Wohnungen zu ermöglichen, wie Roland Birnbreier vom Freundeskreis erklärte.