Die Voraussetzungen für ein energetisches Quartierskonzept in Loßburg sind gut, meint Bertram Roth von der Kommunalentwicklung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Energetisches Quartierskonzept findet bei Informationsveranstaltung große Resonanz / Pläne werden konkretisiert

Von Tina Eberhardt

Loßburg. Bei einer Informationsveranstaltung für Bürger im Kinzighaus zeigte sich: In Loßburg nimmt man die Herausforderungen der Zukunft in Sachen Energieversorgung mit viel Dynamik an.

"Energetisches Quartierskonzept für Loßburg" – andernorts müssen Gemeinden bei einem solch sperrigen Titel erst Überzeugungsarbeit leisten, um das Thema überhaupt auf den Tisch zu bringen. Nicht so in Loßburg. Gemeinsam mit Bertram Roth von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung (KE) und Wolfgang Schuler von IBS Ingenieurbüro Schuler stellte Bürgermeister Christoph Enderle die Möglichkeiten vor, die sich für Loßburg in Sachen nachhaltiger und autarker Energieversorgung bieten.

Wie sich zeigte, hätten einige Zuhörer im Kinzighaus offenbar nichts dagegen gehabt, wenn der Bürgermeister morgen schon den Bagger bestellt hätte. "Da kommt ein hohes Tempo aus der Bürgerschaft", sagte Wolfgang Schuler. Auf kleinem Raum ist in Loßburg bereits ein kleines energetisches Quartierskonzept entstanden: Kinderhaus und Rathaus sind über Versorgungsnetze miteinander gekoppelt. "Die Gemeinde wird mit gutem Beispiel vorangehen", betonte Christoph Enderle, der an diesem Abend die Bürger dazu ermunterte, in ein größeres und weitreichenderes Energienetz einzusteigen. "Wir würden es nicht machen, wenn wir nicht einiges einsparen könnten." Denn die klimaschutzpolitischen Ziele der Regierung bringen auch in Loßburg Handlungsbedarf mit sich. Gleichzeitig sind viele Heizanlagen in deutlich fortgeschrittenem Alter – das hatte Bertram Roth im Rahmen einer Bestandsanalyse ermittelt. Statt einzeln vor sich hin zu modernisieren, möchte man in Loßburg die Gelegenheit beim Schopfe packen und ein modernes, flächendeckendes Energie-Quartier entwickeln. Wenn denn die Bürger mitmachen. Ausgangspunkt für das Quartier wären, wie Roth erläuterte, Schulen und Schwimmbad, von wo sich das Versorgungsnetz zu Freibad, Rathaus und Kinderhaus, Hehl-Stift und weiter erstrecken könnte.

Etwa 20 Hektar mit 111 öffentlichen und privaten Gebäuden würde die erste Fläche umfassen. Grundsätzlich genug, um ein rentables Versorgungsnetz zu betreiben, für späteres Wachstum sind modulare Erweiterungen möglich. "Es ist eine hohe Bereitschaft zum Anschluss an ein Nahwärmenetz vorhanden", bilanzierte Roth die Ergebnisse seiner Untersuchungen. Rund 20 000 Kilowattstunden an Energie könnten mit einem Nahwärmenetz pro Jahr eingespart werden. Die Energievollkosten ließen sich im Jahr um rund 1000 Euro pro Gebäude senken – die Amortisationszeit für die reinen Anschlusskosten von 3400 Euro wäre folglich übersichtlich. Die Heizzentrale des Nahwärmenetzes wäre im alten Keller der Grundschule untergebracht. "Da ist alles unterbringbar", erklärte Wolfgang Schuler. Gespeist werden soll das Netz aus einer Anlage mit zwei Blockheizkraftwerken, einem Pufferspeicher und einem Gaskessel als Ergänzung, der irgendwann gegen eine Holzpellets-Heizung ausgetauscht werden könnte. 30 bis 40 Privatnutzer bräuchte es für einen erfolgsversprechenden Start. Und diese müssen sich auch keine Sorgen um zerwühlte Gärten machen, wie Schuler anhand von Bildern demonstrierte: Von der Straße wird lediglich eine Rinne zur Hauswand gegraben, die nach den Arbeiten wieder verschüttet wird. Etwas Stirnrunzeln bereiten dem Ingenieur wie dem Bürgermeister lediglich die derzeit niedrigen Energiepreise, die manchen dazu verleiten könnten, den Gedanken an einen Nahwärmenetz-Anschluss auf die lange Bank zu schieben. Enderle appellierte denn auch an die Bürger, als Multiplikatoren zu wirken.

Aus den Reihen der Zuhörer kam prompt die Aufforderung, "ein bisschen Gas zu geben", um noch Chancen auf Fördergelder zu haben. Wolfgang Schuler stimmte dem zu: "2016, 2017 wäre der Zeitraum, in dem was passieren müsste." Einen Zeitplan wollte Christoph Enderle zwar noch nicht aus dem Ärmel schütteln. Er hatte aber zuvor schon betont: Wenn die Voraussetzungen stimmten, "bin ich der Letzte, der bremst". Nun sollen die Planungen konkretisiert werden – und im Idealfall rollt 2016 tatsächlich der Bagger in Loßburg an.