Blickfang mit Durchlässigkeit – das repräsentative Schmetterlingsdach vom Sitzungssaal des Loßburger Rathauses muss dringend grundsaniert werden. Foto: Steffens Foto: Schwarzwälder-Bote

Witterung zerfrisst Titanzinkbleche / Offenbar ein regionales Problem / Gemeinderat beschließt Sanierung

Von Georg Steffens

Loßburg. Sprichwörtlich im Regen gesessen hatten die Loßburger Gemeinderatsmitglieder bei einer Sitzung im Herbst 2014. Nach einem Starkregen war Wasser in den erst 2003 erbauten Sitzungssaal eingedrungen und tropfte fröhlich in zahlreiche bereitgestellte Eimer.

In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun das Planungsverfahren für eine dauerhafte Sanierung in Gang gesetzt. Die Ursache war seinerzeit schnell gefunden. Ein ähnliches Phänomen zeigte nämlich auch das Vordach der Tiefgarage am Rathaus. Und beide sind mit dem gleichen Material eingedeckt: Titanzinkblech – seit den 80er-Jahren als kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zu Kupferdächern empfohlen. "Hier in der Region gibt es brutale Temperaturunterschiede: Nachts minus zehn bis minus 15 Grad, und tagsüber, wenn die Sonne draufknallt, wird das Blech auch im Winter 60 Grad heiß", erläuterte Bauamtsleiter Erich Günter unserer Zeitung.

Während etwa in den Alpen trockene Kälte vorherrsche, sei hier immer Luftfeuchtigkeit im Spiel. Das Vordach der Tiefgarage habe ausgesehen, "als wenn einer Säure drübergeleert hätte". Das Kondenswasser lässt die Titanzinkbleche von innen verwittern: "Wenn Sie drüberlaufen, hören Sie, wie es kracht – das Blech ist dünn wie Zeitungspapier", veranschaulichte Günter.

Als seinerzeit das neue Rathaus erbaut werden sollte, überzeugte der Entwurf des Sitzungssaals als freistehender Repräsentativbau mit seinem mittig gefalteten Schmetterlingsdach den Gemeinderat in einem Wettbewerb. Das vorgeschlagene Material wurde akzeptiert. Aber die Gemeinde Loßburg hat inzwischen ihre Konsequenzen gezogen: Eine geplante Überdachung des neuen Kinderhauses mit Titanzinkblech wurde aufgrund der örtlichen Erfahrungen schon vor einiger Zeit abgelehnt. Das Sitzungssaaldach ist provisorisch mit Schweißbahnen dichtgeklebt. Aber das Material zersetzt sich weiter. Und wenn erst einmal Regenwasser in die Dämmung der Wände eindringt, droht ein finanzielles Desaster. Daher plant der Gemeinderat, auf das Schmetterlingsdach ein gerades, sogenanntes Pultdach aufsetzen zu lassen. Das soll so über dem Schmetterlingsdach schweben, dass dieses als Blickfang erhalten bleibt. Und auch im Innenbereich wird sich nichts ändern. Dazu beabsichtigt der beauftragte Architekt Steffen Peter, das neue Dach auf die vorhandenen Stahlpfosten der Mauern aufzulegen. Für die Dachsanierung wurden im Haushalt vorsichtig 100 000 Euro veranschlagt. Je nachdem, wie aufwendig die Statik sich gestalte, können jedoch schnell 120 000 Euro und mehr daraus werden, so Günter. Die Sanierung wurde im Gemeinderat einstimmig und ohne größere Diskussion beschlossen. Die Erinnerungen an den vergangenen Herbst ließen die Unumgänglichkeit der Maßnahme offenkundig unmittelbar einleuchten.