Edle Damen und Herren konnten um die Jahrhundertwende mit prunkvollen Kutschen glänzen – und tun es auf dem Mönchhof noch heute. Foto: Schwarzwälder-Bote

Traditionsfahren: Edle Gespanne aus aller Welt präsentieren sich auf dem Mönchhof in 24-Höfe

In die Jahrhundertwende zurückversetzt wirkte der Vogelsberg beim internationalen Traditionsfahren: Knapp 40 edle Kutschen, überwiegend aus der Zeit von 1890 bis 1950, präsentierten sich auf dem Gelände des Mönchhofs und auf der eigens gesperrten ehemaligen Landstraße durch 24 Höfe.

Loßburg-24-Höfe. Besetzt waren die glänzend polierten Gespanne mit Kutschern und Passagieren im Original-Outfit der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert, mit Frack und Zylinder. Darüber konnten auch die ausgedehnten Parkflächen und die Zelte mit Pferdeboxen nicht hinwegtäuschen. Aber wer den Blick von der Wiese auf die Kutschen genoss, konnte tatsächlich in eine andere Welt abtauchen. Rund 5000 Gäste und Zuschauer ließen sich das Spektakel nicht entgehen, das ein ganzes Wochenende dauerte.

Bereits zum fünften Mal veranstaltete Sattlermeister und Kutschenliebhaber Albrecht Mönch das international beachtete Event mitten in der Schwarzwälder Einsamkeit. In seiner Sattlerei fertigt er in Handarbeit traditionelle Geschirre für besondere Pferde und erlangte damit Bekanntheit in aller Herren Länder – und pflegt natürlich die Verbindung zu den Liebhabern. Nebenher züchtet auch Mönch selber Pferde – schwere Warmblüter, ursprünglich aus Oldenburg und Ostfriesland, seit etwa 100 Jahren aus Sachsen und Thüringen stammend. Die eleganten, dunklen Pferde eignen sich besonders gut für das traditionelle Kutschfahren – und waren dementsprechend häufig anzutreffen. Die aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich und der Schweiz stammenden Wagen präsentierten sich an drei Stationen vor internationalen Richtern, die die Ästhetik der historischen Schmuckstücke zu beurteilen hatten.

"Es muss einfach stimmig sein: schön angespannt, sauber und glänzend, ein harmonischer Gesamteindruck", erläuterte Juniorchefin Julia Mönch die Bewertungskriterien: "Wie heute junge Männer mit ihrem Ferrari imponieren." Für das Publikum – gleichermaßen Fachpublikum, teils sogar aus den USA angereist, wie auch Interessierte aus der Region – erläuterten die Moderatoren Anette Mezger und Norbert Freistedt zu jedem vorfahrenden Modell kenntnisreich eine Fülle von Details.

Die ruhige, informative Präsentation wurde untermalt von leicht rhythmischer klassischer Musik. Gastronom Dieter Schäfer aus Peterzell hatte zusammen mit Kochkollegen zwischenzeitlich nicht nur Leckeres für die Gäste angerichtet, sondern für zwei festliche Abende auch aufwendige Büfetts kreiert.

Ein Hauch von Edel schwebte über dem Präsentationsgelände, und gute Manieren waren oberstes Gebot, nicht nur, wenn einer der Preisrichter ehrerbietig seine Melone vor den Fahrern lüftete, bevor er mit Scharfblick das Erscheinungsbild begutachtete und Rückmeldungen gab. Anschließend stellten die Teams die vorgeführten Kutschen auf der Wiese hinter dem Festgelände auf und machten Rast mit einem zeitgenössischen Picknick aus der Gründerzeit, das jede Wagenbesatzung für sich herrichtete mit nostalgischen Picknickkörben und Sitzgelegenheiten – fernab der Zuschauer, aber den Augen der Preisrichter entging auch das Verhalten beim Picknick nicht.

Akustisch reichte der Aufzug aber auch bis zum Publikum: Denn Coachhornbläser ließen abwechselnd weithin hörbar Fanfaren ertönen. Was ursprünglich Straßenverkehrssignale waren, diente später auch den Gesellschaften zur Unterhaltung, wusste Hornbläser Reiner Baumgärtel aus Bautzen zu berichten, während im Hintergrund französische, englische und schwäbische Sprachfetzen aus der Konversation der Kutschbesatzungen zu hören waren.