Betriebsleiter Johannes Schmidt (links) bildet derzeit vier Gefangene der Justizvollzugsanstalt Heimsheim an einem Allrounder zum Maschinen- und Anlagenführer aus. Foto: Arburg Foto: Schwarzwälder-Bote

Justizvollzugsanstalt bildet Häftlinge an Spritzgießmaschine aus

Loßburg. Als erste Justizvollzugsanstalt (JVA) des Landes bietet Heimsheim eine zweijährige Ausbildung zum Anlagenführer Metall- und Kunststofftechnik an. Seit September nehmen vier Azubis aus der Haftanstalt daran teil. Für den Part Kunststofftechnik wurde eine Allrounder-Spritzgießmaschine von Arburg angeschafft, die auch für Lohnaufträge zum Einsatz kommt.

Mit ihren neu erworbenen Kenntnissen im Umgang mit Spritzgieß- und Metallbearbeitungsmaschinen sowie einem von der IHK zertifizierten Berufsabschluss in der Tasche haben die Häftlinge nach ihrer Entlassung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. "Unser oberstes Ziel lautet Resozialisierung", erklärt Lars Klapper, Geschäftsführer des Vollzuglichen Arbeitswesens (VAW) in der Justizvollzugsanstalt. "Wir haben hier rund 460 Insassen; möglichst viele davon wollen wir als potenzielle neue Mitarbeiter entlassen."

Ein Problem sei jedoch, dass viele Häftlinge keine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Deshalb wird in Heimsheim neben der Möglichkeit, Deutsch zu lernen und den Hauptschulabschluss nachzuholen, zum Beispiel auch eine Teilausbildung zum Gabelstaplerfahrer, ein Schweiß- oder ein Tischler-Schreiner-Maschinenkurs angeboten. "Wir sind stolz darauf, die erste Niederlassung des Landesbetriebs Vollzugliches Arbeitswesen zu sein, die seit September 2013 eine zweijährige Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer Metall- und Kunststofftechnik anbietet", ergänzt VAW Werkdienstleiter Wolfgang Wenzelburger. In der JVA Heimsheim sind für den neuen Ausbildungsgang Götz Heinrich im Bereich Metall und Johannes Schmidt im Bereich Kunststoff zuständig. Der Maschinenpark in Heimsheim ist gut bestückt. Denn als Dienstleister und Lohnfertiger nimmt der Betrieb auch zahlreiche Aufträge von regionalen Industrieunternehmen und Privatleuten entgegen.

Auf rund 7300 Quadratmetern Produktionsfläche sind zum Beispiel Schlosserei, Schreinerei, Druckerei und ein Montagebereich untergebracht. Für die Fertigung von Kunststoffteilen wurde eine neue Spritzgießmaschine von Arburg angeschafft. "Wir haben uns für einen kompakten Allrounder 320 C der Baureihe Golden Edition entschieden", führt Johannes Schmidt aus. Die vier Auszubildenden im Alter zwischen 25 und 30 Jahren lernen nun Schritt für Schritt das Rüsten und Einstellen der Spritzgießmaschine.

Zwei weitere Häftlinge, die in Kürze entlassen werden, nutzen ebenfalls die Gelegenheit, sich am Allrounder ausbilden zu lassen. Er wird zum Beispiel eingesetzt, um Briefklammern und Schlüsselanhänger für Marketingmaßnahmen der Haftanstalt zu produzieren, aber auch verschiedene Kunststoffbehälter und ein Zahnarztinstrument für regionale Auftraggeber zählen zum Produktportfolio.