Tilman Schmid sichtet und erfasst Texte seines Vaters / Werkausgabe in Planung

Von Bodo Schnekenburger Sulz. Da staunte mancher nicht schlecht, als er dieser Tage eine überregionale Zeitung auf- und ihm fast seitengroß Paul Schmid entgegenschlug. Bald wird man mehr lesen können – nicht über, sondern von dem Dichter und Kunstmüller.Tilman Schmid, Sohn des Literaten, hatte eine Idee: Das Werk von Paul Schmid sollte wieder zugänglich gemacht werden. Seit eineinhalb Jahren ist er dran. Zuallererst denkt man dabei an die "Lyrischen Schwabenstreiche", die in Karo gebundene Mundartgedichtsammlung "Starker Tubak". Noch sein Vater habe das erstmals 1936 erschienene und kurz nach dem Tod noch einmal herausgegebene Buch "in einfacher Form" bringen wollen, sagt Tilman Schmid. Original wie Nachdruck des unter dem Pseudonym "Peter Strick" veröffentlichten Buches sind inklusive Glossar auf gut 140 Seiten nämlich in Fraktur gesetzt. Nicht unbedingt eine Empfehlung für Lesefreundlichkeit.

Dreieinhalb Jahrzehnte später sollte es aber nicht bei der Umsetzung in eine lateinische Schrift bleiben. Tilman Schmid will auch unveröffentlichte Texte zugänglich machen, etwa jene scharfen Kritiken, die sein Vater bis zuletzt als Silvestergedichte in Strophen gefasst hat. Und schließlich sollte ein Tonträger das Paket komplett machen. Im Archiv des Südwestrundfunks gibt es Aufnahmen des Dichters, der wohl aus Familienräson und den Zwängen der Wirtschaftskrise zurück nach Sulz gekommen und hier die elterliche Mühle übernommen hatte. Dabei hatte sein poetisches Talent, das er in seinem Philologiestudium weiter schulte, früh auch in diese Richtung gewiesen. Nicht im Sinne romantischer Schwärmerei, sondern durchaus als ernstzunehmende Größe hätte er ein Literatendasein anstreben können. Als Dichter pflegte er Korrespondenz mit wichtigen Zeitgenossen, als Peter Strick wurde er als Mundartdichter bekannt und erregte den Groll der Nazis, als Paul Schmid mahlte er Getreide und schließlich wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Sulz.

Tilman Schmid hatte mit seinem Vorhaben auf einen Verlag gehofft, der das zwischenzeitlich aufbereitete Werk publizieren würde, allerdings fand sich keiner. Gestorben ist das Projekt damit nicht. Denn es geht darum, das Werk wieder zugänglich zu machen. Im Zweifel auf eigene Rechnung.