Das Gasthaus Linde kann auf eine 200-jährige Wirtschaftstradition zurückblicken. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Löffingen zählte etliche Gaststätten / Rudolf Gwinner möchte mit Schildern an aussterbende Kultur erinnern

Löffingen (gb). Man kann es sich kaum vorstellen, dass früher in Löffingen zahlreiche Gaststätten und Brauereien nebeneinander existierten.

So braute das Gasthaus Adler von 1737 bis 1813 in den späteren Weinkellern des Anwesens Benitz sein eigenes Bier. Auch dem Gasthaus Pilgerhof war von 1871 bis 1900 eine eigene Brauerei angeschlossen. Aus dem Pilgerhof stammen die Gebrüder Faller, die in Villingen die Brauereigaststätte Gambrinus aufbauten. Das Gasthaus Ganterbräu braute von 1869 bis 1902. Der Bierkeller ist noch heute im Bereich des Sportplatzes zu finden. Lediglich elf Jahre dauerte die Ära der Brauerei Josef Bader in der Demetriusstraße. Auch das Gasthaus Selb, 1847 bis 1911 in der ehemaligen Apotheke Knödler zuhause, braute ebenso sein genes Bier wie das Gasthaus Lamm (die heutige Sonne). Der Brauereikeller ist ebenfalls noch auf dem Reichberg vorhanden. Neben den noch existierenden Gasthäusern gab es früher im Baarstädtchen zahlreiche weitere Gasthäuser. Das Restaurant zum Bahnhof (1827 hieß 1919) hieß ursprünglich "Zum Museum" und war in der Unteren Hauptstraße, früher Uhrengeschäft Maier, später Lorang zu finden. Das Gasthaus David (1790 bis 1908) gehörte zur Dynastie Benz Sägewerk und war in der heutigen Scheffelapotheke zu finden.

Ins ehemalige Gasthaus Kreuz (1699 bis 1887) zog später die Metzgerei Nickel ein. Auch im heutigen Schuhgeschäft Schmid befand sich ein Gasthaus und gleich daneben in der heutigen Volksbank das Gasthaus Sonne. Es existierte vermutlich schon im 13. Jahrhundert und war bis 1920 in Betrieb. Im Haus Walz war von 1815 bis 1825 eine Bierwirtschaft. Der damalige Wirt Thaddäus Meßmer erbaute 1823 das Gasthaus Linde, das 1825 den Gastbetrieb aufnahm. So können sein Ur-Ur-Ur-Enkel Michael und seine Frau Christina im kommenden Jahr in der sechsten Generation das 200-jährige Wirte-Jubiläum feiern. In der ehemaligen Apotheke Knödler existierte von 1847 bis 1911 die Brauereigaststätte Selb. Im heutigen Haus Kochen in der oberen Hauptstraße befand sich das Gasthaus Kranz (1734 bis 1880). Das legendäre Gasthaus Pilgerhof im Maienland wurde 1871 eröffnet und brannte 1993 völlig ab. Daneben, im heutigen Möbelhaus Rosenstiel, war das frühere Gasthaus Witterschnee von 1877 bis 1939 zu finden.

Letzte Einkehrmöglichkeit vor der Witterschneekapelle war das Gasthaus Engel von 1822 bis 1934. Nicht zu vergessen in der unteren Hauptstraße das Gasthaus Adler von 1707 bis 1977/78, sowie das Scherrbecke (heute Bäcker Trendle) 1810 bis 1899.

Rudolf Gwinner appellierte an die Wirte, ihre Häuser mit aussagekräftigen schmiedeeisernen Schildern zu versehen. "Da sollte uns das Allgäu als Vorbild dienen", findet der Heimatforscher, der die Tradition der Landgasthäuser vom Aussterben bedroht sieht. Es fehle am Bewusstsein der Bevölkerung, dass diese Häuser eine interessante Geschichte bergen und ein wichtiger Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft (Stammtischkultur) darstellen. "Jedes geschlossene Landgasthaus ist ein kultureller Verlust, dem es gemeinsam gelte entgegen zu wirken", so Rudolf Gwinner