Vortrag erinnert an Weihnachten 1914

Löffingen (gb). Der erste Weltkrieg wird auch als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Das Erinnerungsjahr ist geprägt mit der Negativgeschichte von Leid und Tod. Der Löffinger Geschichts-Didaktiker Matthias Wider hat sich auf die Suche nach dem Gegenpol gemacht und dabei eine einzigartige und hoffnungsvolle Geschichte entdeckt: Den spontanen, unaufgeforderten Waffenstillstand an Weihnachten 1914.

Weihnachtsgedanke schwappt in die Schützengräben

Er begann auf der Linie von 16 bis 24 Uhr und dauerte bis zum 1. Januar mancherorts bis Dreikönig 1915. In dieser kurzen Zeit schwappte der Weihnachtsgedanke an der Westfront von Schützengraben zu Schützengraben. Waren es die Weihnachtsbäume, welche die Soldaten in den Schützengraben bekamen oder war es vielleicht, dass die "Stille Nacht" die Überreste der menschlichen Zivilisation an die Oberfläche brachte?

In Kriegsbriefen, aus denen Matthias Wider vorlesen wird, soll diese in der weltweiten Kriegsgeschichte wohl einmalige Situation erklärbar werden. Dieser "Christmas Truce" (Weihnachtsfrieden) mit der spontanen Verbindung zwischen Briten, Deutschen und Franzosen ist weit mehr als eine rührselige "Weihnachtsduselei", so der Seppenhofer Geschichtskenner. Der Ursprung liege in der Tiefe, vor dem Hintergrund einer christlich-germanischen Tradition. Es gehe um "Heiligkeit", Orte, Personen oder Zeit, wie Weihnachten, Pfingsten, Ostern. Wäre dies heute auch möglich, in einer Zeit, in der der Sonntag dem Montag gleich gesetzt werde und rund um die Uhr Konsum und das Diktat des Geldes zählt?

Der Vortrag "Der kleine Frieden im großen Krieg – Weihnachten 1914" soll keineswegs belehrend sein, aber die Geschichte begreifbar machen, wie Matthias Wider betont. Hierzu helfen die wenigen deutschen Kriegsbriefe von Studenten, die trotz Zensur, die Heimat erreichten.

Erlebnisse, Ängste, Hoffnungen junger Menschen, alle im Alter zwischen 18 und 25 Jahre. "Was diese Studenten aus den Schützengräben der Nachwelt hinterlassen haben – Engländer, Deutsche, Franzosen – ist ein wichtiger Aspekt in der kulturhistorischen Geschichte. Geschichte erklärt Vergangenheit für heute, für uns, damit wir uns selbst besser verstehen lernen und uns orientieren können: Also hält diese Geschichte uns auch einen fernen Spiegel vor", unterstreicht Wider, der als Fachleiter für Geschichte an der PH Freiburg tätig ist. "Ganz bewusst haben wir diesen interessanten Vortag in die Vorweihnachtszeit gelegt", betont Stadtmarketingleiter Karlheinz Rontke. Diese Geschichte zeigt, dass Frieden möglich ist. Wider hofft natürlich auch, dass er mit seinen Ausführungen eine direkte Verbindung zu Löffingen oder der Region finden kann.

Weitere Informationen: Der Vortrag "Der kleine Frieden im großen Krieg – Weihnachten 1914" findet am Dienstag, 9. Dezember, 19.30 Uhr, im Saal der Tourist-Info statt.