Krone wird abgerissen / Geschütztes Naturdenkmal

Löffingen (gb). Hoch und mächtig ragte sie in die Höhe, die Stallegger Tanne, die nun um 20 Meter kürzer ist.

Am letzten Mittwoch wurde die Krone vom Sturm abgerissen und in die Wutachschlucht herunter geschleudert. Dieses unvergessliche und drohende Ereignis erlebte Chris Andersen, der zurzeit mit seiner Familie in Göschweiler im Urlaub weilt. "Es war ein schockierendes Erlebnis, als es in unmittelbarer Nähe von uns krachte und der rund 20 Meter lange Baumwipfel von der mächtigen Tanne abgerissen und in Sekundenschnelle in Richtung Wutach herunter gewirbelt wurde", berichtet der Urlauber. Für die Familie ein Zeichen, sofort den Rückzug aus der Schlucht anzutreten. "Bei Sturm ist die Schlucht sehr gefährlich", erklärt auch Wutachranger Martin Schwenninger, der über das Ereignis sofort informiert wurde. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, begutachtete der Wutachranger die Stallegger Tanne, die als geschütztes Naturdenkmal ausgewiesen ist. Dabei stellt er fest, dass die Tanne an der Abrissstelle faul war.

Ein Spechtloch im Gipfelteil deutet auch auf Fäule an der Stelle hin, erklärt der Experte. Doch glücklicherweise dürfte diese mächtige Weißtanne den Abriss des Wipfels überstehen, auch wenn sie um 20 Meter kürzer geworden ist. "Der Anteil der grünen Krone lässt hoffen, dass sich die Tanne regenerieren wird", so Martin Schwenninger.

Im Juli 2010 kamen Baumdoktor Jochen Schuster und Klaus Kühnemund, um die Stalleger Tanne neu zu vermessen. Damals mussten die Werte auf einer neuen Tafel festgelegt werden. Die rund 280 Jahre alte Weißtanne in der Nähe der Stalleger Brücke und dem historischen Flußkraftwerk war nicht nur gewachsen, sondern hatte auch an Durchmesser zugelegt. Im Jahr 2000 wurde der alte Gigant zuvor vermessen. Zwei Jahre dauerten für die beiden Forst– und Kletterexperten Joachim Schuster und sein Freund Klaus Kühnemund die Vorbereitungen für die "Stallegger-Tannen-Vermessung". Dabei konnten der Ingenieur für Baumsicherheit Schuster und Forstwirtschaftsmeister Kühnemund auf die neuste Technik zurückgreifen. Mittels einer Seilklettertechnik wurde die Vermessung durchgeführt und die Tanne bis auf eine Höhe von 52 Meter erklommen. Durch die Seiltechnik wurde der Baum geschont und gleichzeitig konnten die beiden Baumexperten hoch hinaus um dann diesen einmaligen Blick über die Wutachschlucht zu genießen. Schon damals erklärten die beiden Experten, dass der Stamm im letzten oberen Drittel hohl klingen würde. Revierförster Christoph Birkenmeier, der die Vermessungsaktion ins Rollen brachte, sprach von einer der größten Tannen, des Schwarzwalds die ständig weiter wächst. Die Tanne selbst dürfte um 280 Jahre alt sein, der gesamte Wald an der Wutachschlucht zwischen 150 und 250 Jahre. Der Boden sei hier sehr nährstoffreich, und durch die Wutach gäbe es auch genügend Wasser. Die Stallegger Tanne, die im Fürstlichen Wald steht, dürfte auch in Zukunft noch weiter wachsen. Die Weißtannen selbst können bis zu 400 Jahre alt werden. Bei der letzten Vermessung der Stallegger Tanne zeigte sich erstaunliche Werte, die auf einer Tafel festgehalten wurde. Die Höhe 52 Meter, das Volumen 34 Festmeter der Umfang in 1,30 Meter Höhe 4,52 Meter und das Alter wird auf 280 Jahre geschätzt. Der Zuwachs ist erstaunlich. Die Messung 20 bis 30 Jahre zuvor zeigte eine Höhe von 49 Meter und 25 Festmeter.