Aus dem Jahr 1601 datiert dieses Dokument, das Heimatforscher Rudolf Gwinner hier zeigt. Das Schriftstück belegt den Verkauf der Ziegelhütte in Löffingen an Hans Pfeiffer zu Lenzkirch. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedächtnis der Stadt seit 2004 nicht mehr aktuell  /  Heimatforscher Rudolf Gwinner plant Betreuung ab 2017

Von Silvia Bächle

Löffingen. Im Keller der Tourist-Information lagert ein großer Schatz, das "Gedächtnis des Baarstädtchens". "Das Stadtarchiv ist eine Fundgrube, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, aber auch die neuere Geschichte beherbergt", unterstreicht Heimatforscher Rudolf Gwinner.

Mit seinem Ansinnen, das Stadtarchiv zu aktualisieren, stieß der Gemeinderat bei seinen Kollegen auf positive Signale. Die letzte Aktualisierung liegt rund zehn Jahre zurück. Er könnte sich vorstellen, ab 2017, wenn er Pensionär ist, das Archiv zu betreuen.

"Das Stadtarchiv ist das wichtigste Gedächtnis einer Kommune", erklärt Realschullehrer Gwinner, der hier viele Stunden in seiner Freizeit verbringt und schon so manche historische Geschichte ans Tageslicht befördert hat. In einem Stahlschrank sind die ältesten Urkunden aufbewahrt. Das älteste Dokument datiert auf den Dezember 1511. Es ist ein Vergleich des Klosters St. Blasien mit der Gemeinde Löffingen. Das zweitälteste Dokument vom 1. Juli 1597 besticht auch äußerlich als beeindruckende Urkunde. "Die Brüder Joachim und Albrecht von Fürstenberg, als Erben des Hainrich von Fürstenberg, legen den 4 Ämtern, Neufürstenberg, Neunstetten, Lenzkirch und Löffingen, für die nächsten 10 Jahre, doppeltes Umgeld und Steuer auf", kann man hier lesen.

Interessant auch die Abschrift für das Amt Löffingen vom 27. September 1680, denn hier wurde der "kaiserlich privilegierte offene Wochenmarkt in Hüfingen nach seiner Wiederöffnung aus Rücksicht auf die Stadt Löffingen, der Markttag von Montag auf Donnerstag verlegt." Durch Brände im 16. Jahrhundert wurden wichtige Archivbestände vernichtet.

Wer mehr über Löffingen vor 1525 erfahren möchte, muss im General-Landesarchiv Karlsruhe, im Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv Donaueschingen, im Klosterarchiv St. Gallen oder im Diözesan-Archiv in Freiburg recherchieren. In Karlsruhe sind Aktenbestände von Klöstern, die in Löffingen Rechtstitel oder Eigentum besaßen.

Das Stadtarchiv birgt viele geschichtliche Kostbarkeiten wie die Familienbücher von 1562 bis 1660, Einwohnerverzeichnis 18./19. Jahrhundert, Totenbücher 1669 bis 1908, Taufregister 1624 bis 1699, Firmungslisten 1657 bis 1753 und Ehebücher 1669 bis 1928. Bei diesen Kostbarkeiten sind auch Bachheim, Dittishausen, Seppenhofen, Göschweiler, Reiselfingen und Rötenbach erfasst. Aus jüngerer Zeit sind im Stadtarchiv die Akten zum Waldprozess der Stadt gegen das Haus Fürstenberg, Akten der Hexenprozesse, der Großbrand 1921, Drittes Reich, hintere Höllentalbahn, politischer Wiederaufbau nach 1945, Kauf- und Eheverträge, Kornmarkt und Wallfahrtswesen, Karten über Gemarkungsgrenzen, Bau der Volksschule und der Festhalle, Einrichtung eines Krankenhauses und Rechtsstreitigkeiten jeglicher Art zu finden.

Jede Gemeinde ist gesetzlich verpflichtet ein Archiv anzulegen, zu pflegen und zu aktualisieren. Es sichert und bewahrt ein wertvolles Kulturgut, da das Stadtarchiv das Handeln der Verwaltung dokumentiert und das Wissen über ortsgeschichtliche Ereignisse sammelt und speichert.

Mit der Vermittlung des historischen Erbes der Stadt, so Gwinner weiter, trage es zur Identitätsstiftung der Bürger mit ihrem Gemeinwesen bei.

Ein Archiv sei auch als ein Element des Bildungssystems zu verstehen, etwa zur Vermittlung historischen Wissens, der historischen Bildungsarbeit, aber auch als außerschulischer Lernort.

Jeder, der ein berechtigtes Interesse nachweisen kann, könne das Archiv nutzen, so Gwinner. "Grundsätzlich haben alle Bürger ein Informationsrecht im öffentlich zugänglichen Archiv; allerdings gelten auch in diesem Fall gesetzliche Vorschriften, die den Persönlichkeitsschutz und Datenschutz berühren", unterstreicht der Heimatforscher.

Bis 2004 wurde das Löffinger Stadtarchiv von Andris Hassis-Berner betreut. Nun fordert Heimatforscher Rudolf Gwinner die weiteren Jahre zu aktualisieren. Hilfreich wäre auch eine Digitalisierung. Gwinner fordert auch zwei benutzerfreundliche Arbeitsplätze im Nebenraum des Archivs.

Er selbst spielt mit dem Gedanken, ab Herbst des Jahres 2017 das Archiv als Ruheständler zu betreuen. Doch zuvor könnte er sich auch einen Tag des Archivs vorstellen, um dieses der Bevölkerung zu zeigen.