Gorizunft fasziniert mit einem mittelalterlichen Schauspiel / 500 begeisterte                                                                      Zuschauer aus der ganzen Region

Reiselfingen (gb). "Fantastisch, grandios, einfach unvorstellbar gut oder TV-Reif", dieses Fazit war von den über 500 begeisterten Zuschauern zu hören, nach einer brillanten Vorstellung eines mittelalterlichen Schauspiels. Ein Open-Air-Spektakel der besonderen Art, ein Narrenjubiläum mit Seltenheitswert.

Zum 11. Geburtstag hatte die Gorizunft Reiselfingen schon gezeigt, was sie alles auf die Beine stellen kann, doch was sie nun am Samstag zum 22. Jahr des Bestehens präsentierte, kann so manches Narrenjubiläum einer Stadt in den Schatten stellen. Nicht mit einem großen Umzug wollte man feiern, sondern mit einem mittelalterlichen Schauspiel, ganz der Fastnachtsfigur des Goris gerecht. Knapp ein Jahr liefen die Vorbereitungen unter der Hauptregie von Matthias Kirner und Axel Klappan, welche die 80 Schauspieler, Teamleader und Beteiligten zu einer außergewöhnlichen Vorstellung inspirierten.

Schon zwei Stunden vor der eigentlichen Vorstellung füllte sich der Platz rund um den Werne-Hof – drei überdachte Tribünen sorgten auch beim Schneefall für eine gute und meist trockene Sicht – und die Gäste konnten das mittelalterliche Dorfleben hautnah miterleben. Bäcker Markus Bölle hatte selbst gebackenes Brot, in der mittelalterlichen Metzgerei unter Teamleader Angelika Engesser, kochte im großen Kessel das Fleisch und die Scherenschleifer (Gottfried Saar) und beim Schmied (Werner Fuss) gab es handwerkliche Arbeit anno dazumal zu bewundern.

Dann hieß es Licht aus und Spot an und es begann das Schauspiel um den Schimmelreiter. Da saßen sie in der Schenke und ließen sich das Met schmecken, friedlich vereint die Fuhrleute und die reichen Dorfbewohner aus Reiselfingen, die ihren Gori (Reichtum) durch die Dietfurt (Überquerung der Wutach) machten. Doch dann passiert es – wie der Kohler Hannes (Sprecher) Jürgen Drescher – berichtet. Soldaten überfallen den Ort, jeder der fliehen kann, sucht Zuflucht in der Münzlochhöhle. Glücklicherweise zerstören die Soldaten nicht nur das Mobiliar in der Schenke, sondern sprechen dem Gerstensaft auch ordentlich zu, sodass sie von Müdigkeit und Trunken bald in den Schlaf fallen. Ein junger mutiger Mann, der Schimmelreiter auf dem weißen Ross, wird ins Dorf zurück geschickt. Schnell kann der Held (Berthold Kaltenbrunn) so manchen Soldaten unschädlich machen, bis er selbst entdeckt wird. Ja da ist auch noch der Dorfvogt (Thomas Ruf) mit seiner Frau (Steffi Ruf) und seiner mutigen Tochter (Manuela Winterhalder) und natürlich dürfen die Münzlochgeister nicht fehlen, die am Ende die Soldaten vertreiben, so erzählt die Sage von 1618. Für das glückliche Ende wird mit einer Prozession und den großen Kreuzen Gott gedankt bevor es in die Schenke zum Feiern zurückging, bis der Nachtwächter (Karlheinz Mayer), die Nachtruhe einläutete.

Nicht nur das Bühnenbild (Elmar Linsin) die Technik (Jürgen Messerschmid), sondern vor allem die Musik (Regina Klappan) gaben den Szenen ihren ganz besonderen Reiz. Eine erfrischende Mischung von Rock und Pop bis hin zu den Lautenklängen von Susanne Foucalt. Eine wohl für alle Zuschauer unvergessliche Geburtstagsfeier. "Es war einfach fantastisch eine solche Idee in die Tat umzusetzen", erklärte Dieter Kramer aus Bachheim.

Gerhard Merz, der langjährige Präsident der Schwarzwälder Narrenvereinigung, zeigte sich ebenso begeistert. "Mit solchen Schauspielen wurde früher die Fastnacht gefeiert. Es ist beachtlich, was ein so kleiner Ort wie Reiselfingen auf die Beine stellen kann".

Erznärrin Lilo Günter aus Unterkirnach brachte es auf den Punkt "Einfach klasse, was hier geleistet wurde, da kann man nur den Hut vor einer solchen Leistung ziehen".