Der Abschied fiel schwer, als vor ein paar Tagen Gastschüler Philipp wieder nach Chile zurückreisen musste: Steffen (von links), Gast-Vater Peter mit Lisa, Gastschüler Philipp, Gastmutter Katja und Jonas Otto aus Löffingen. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Philipp aus Chile behält Kälte in schlechter Erinnerung / Schüler liebt Spätzle seiner Gastmutter  

Von Silvia Bächle

Löffingen. Drei Monate war der 16-jährige Philipp aus Chile Gast bei der Familie Otto in Löffingen. Eine erlebnisreiche Zeit, die er nicht vermissen möchte, die zu Freundschaften und Völkerverständigung führte. Gespannt warteten Katja und Peter Otto mit ihren Kindern Steffen, Jonas und Lisa im Dezember auf ihren Gast aus Südamerika. Nun fiel der Abschied schwer, und Philipp und Steffen freuen sich, in den Sommerferien einander wieder zu treffen. Der 18-jährige Steffen, der das Wirtschaftsgymnasium besucht, wird dann nach Chile reisen, um seinen neuen Freund zu besuchen. "Wir waren schon gespannt, wie sich unser Gast wohl in der Familie einfinden würde", erklärt Mutter Katja Otto.

Doch ihre Sorge war unbegründet. "Philipp war einfach ganz unkompliziert und offen für alles Neue", bestätigt auch Ehemann Peter. Der Kontakt für diesen Austausch war über den ehemaligen Realschullehrer Hans-Joachim Albrecht – er ist vor einem Jahr beruflich nach Chile gezogen – zustande gekommen. Albrecht unterrichtet an einer deutschen Schule in Concepción, der zweitgrößten Stadt direkt am Pazifik. "Bei der Schule handelt es sich nicht um eine Einrichtung für Kinder von Diplomaten oder Wirtschaftsreisenden, sondern um eine Begegnungsschule, an der die deutsche Kultur und ein realistisches Deutschlandbild ohne Vorurteile vermittelt wird", hatte der Löffinger Realschullehrer vor seiner Abreise erklärt.

Seine Idee eines Austausches kam bei den Eltern in Chile sehr gut an, daher reiste die gesamte Klasse von 71 Schülern in den Ferien nach Deutschland. Hier besuchten sie Städte wie Hamburg, Köln, Dresden, München, Frankfurt und Heidelberg. Während ein Großteil der Schüler nach dieser Stippvisite wieder zurückflog, nahmen einige Chilenen die Gelegenheit war, für drei Monate in Deutschland zu bleiben.

Neben Philipp in Löffingen waren dies Martin in Rötenbach und José in Unadingen. "Meine Eltern sind beide Deutschlehrer und waren sofort einverstanden, als ich hierbleiben wollte", erklärt Philipp in perfektem Deutsch. Deutsch hatte er, neben Englisch und Spanisch, in Chile gelernt.

Er wurde in Freiburg geboren; als er sechs Monate alt war, zogen seine Eltern zurück nach Südamerika. "Als klar war, dass unser Sohn Jonas einen Klassenkollegen aus Chile bekommt, habe ich mit der Mutter sofort Kontakt aufgenommen", so Katja Otto. Vor allem die Geschwister in Chile waren begeistert, was Philipp in Deutschland erlebte. "Ich liebe die Spätzle von Katja und werde sie daheim sicher vermissen", doch auch für Curry-Wurst, Döner, Waffeln und Nutella konnte Philipp sich begeistern. "Hier durfte ich Bier trinken, in Chile ist die erst ab 18 Jahren erlaubt", freute sich der südamerikanische Gast.

Das Essen in der Löffinger Mensa wäre fantastisch gewesen, "das Essen in der Mensa zuhause ist nicht gut, meist gibt es Reis". Auch von der Schule war der Gast begeistert. Seine Augen leuchten als er über Fastnacht mit den "schönen Kleidern" erzählt, über Weihnachten in der deutschen Großfamilie, die Weihnachtsfeier beim SKC oder den Besuch im Europa-Park.

Als Glücksbringer bezeichnet der Fußballer Peter Otto seinen "Gast-Sohn": Sowohl der SC Freiburg als auch die Eishockeyspieler in Schwenningen hätten gewonnen, als Philipp im Stadion war. Gespannt wartete der Gast auf den ersten Schnee. "Wir haben eine Schneeballschlacht gemacht und sind Schlitten gefahren, doch es war sehr kalt."

Nur diese Kälte wird Philipp in schlechter Erinnerung behalten, obwohl er von seinem Gastonkel Alexander noch einen dicken Anorak bekam. Deshalb sei sein Lieblingsplatz direkt am Ofen gewesen, erklärte die zwölfjährige Lisa, die ihrem Gastbruder während seines Aufenthalts ihr Zimmer zur Verfügung stellte.