Glücklich ist der 17-jährige Sulaiman Rajabi, Flüchtling aus Afghanistan, dass er bei Michael Messmer in der Linde in Löffingen einen Ausbildungsvertrag bekommen hat und nun den Kochberuf erlernen kann. Foto: Silvia Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Migranten: Suleiman Rajabi aus Afghanistan beginnt Kochausbildung / Lindenwirt ist sehr aufgeschlossen

Michael Meßmer aus Löffingen kennt man als Gourmet-Botschafter, als Pfännle-Koch, als Verfechter von regionaler Küche oder auch als Küchenchef, der die "Wiese auf den Teller" holt.

Löffingen. Weniger bekannt ist der humanitäre Gedanke, der im Gasthaus Linde herrscht. Jüngstes Beispiel dafür ist der 17-jährige afghanische Flüchtling Sulaiman Rajabi, der jetzt eine Kochlehre bei Michael Messmer beginnt. "Ich liebe Kochen und freue mich sehr, hier eine Chance zu bekommen", strahlt der junge Afghane, der als unbegleiteter minderjährige Ausländer (UMA) seit zwei Jahren in Unadingen eine neue Heimat gefunden hat. Mit der Kochlehre geht für den nun 17-Jährigen ein großer Wunsch in Erfüllung.

Vor einem Jahr fragte sein Betreuer Silvio Schillinger, Mitarbeiter am Institut für soziale Projekte in Stegen (Insopro), auch bei Lindenwirt "Micky" und Christina Meßmer an, ob sein Schützling nicht in der Küche Arbeit finden könnte. Als Küchenhelfer wurde er eingestellt, nun geht es in die Kochlehre. "Ich habe gleich bemerkt, wie geschickt sich Sulaiman beim Gemüseputzen anstellt und auch sein Umgang mit den Messern war für mich beeindruckend", so der Lindenwirt.

Nebenbei büffelte der junge Mann Deutsch und kann sich inzwischen sehr gut verständigen. Etwas Angst hat er allerdings noch vor der Berufsschule, vor allem, wenn es um Fachausdrücke geht, vieles sei hier auch französisch, oder auch, wenn sehr schnell gesprochen werde. Christina und Michael Messmer, sowie ihre beiden Kinder Anna und Marc werden ihren jungen Auszubildenden wo immer es notwendig ist unterstützen.

"Eigentlich musst du doch mit den Sprachen zu Recht kommen", schmunzelt der Löffinger Küchenchef, bei ihm werde in der Küche auch schon mal "kauderwelsch" gesprochen. In der Küche stehen neben dem Afghanen auch Angestellte aus Rumänien, Kroatien und aus Ungarn. "Allerdings lege ich Wert darauf, dass die Mitarbeiter Deutsch sprechen, damit sie hier auch eine Grundlage für ihren weiteren Weg bekommen".

Nach der Unterzeichnung des Vertrags bekam Sulaiman Rajabi zuerst ein entsprechendes Outfit mit Kochschürze, Kochjacke und Haarschutz. Stolz trägt der Auszubildende die neue Kleidung, wenn er in die Geheimnisse der Kochkunst eingeführt wird. "Hier riecht alles so gut", so Sulaiman, der bereits als Achtjähriger in einer Fabrik arbeitete in der Lamm- und Ziegendärme gereinigt und aufgearbeitet wurden. "Ein Tag arbeiten, ein Monat stinken", erinnert er sich mit Schrecken daran.

Fast drei Monate war der junge Afghane, der aus Kundus stammt, auf der Flucht. Seine Mutter habe alles Ersparte zusammengekratzt, um wenigstens ihm die Flucht zu ermöglichen, während sie selbst und seine Geschwister bleiben mussten.

Zu Fuß, wobei er sich verschiedenen Gruppen anschloss, ging es nach Pakistan und in den Iran. Hier wurde er inhaftiert und erst nachdem die Mutter viele Dollars schickte wieder frei gelassen.

Angst, Hunger, Durst und Schläge waren während der ganzen Flucht an der Tagesordnung. Von der Türkei aus ging es mit dem Schlauchboot nach Griechenland und weiter nach Mazedonien um dann letztendlich in Deutschland anzukommen.

Doch daran möchte er gar nicht mehr denken, Sulaiman Rajabi freut sich nun auf die neue Herausforderung an den Töpfen und Pfannen in der Linde.

Lindenwirt Michael Messmer hat in seinem Leben schon viel erreicht und möchte seine Erfahrungen und sein Wissen weitergeben. Aber auch jungen Menschen eine Chance zu geben, ist für ihn sehr wichtig. Mit der Lehre als Koch kann der 17-jährige Afghane Sulaiman Rajabi sein Leben selbst in die Hand nehmen. Mit dem Diplom bekommt er überall eine Stelle, und falls er zurück muss, könne er helfen, seine Heimat wieder mit aufzubauen, so Michal Messmer. Neben der Lehre selbst, wird er seinem Schützling die Möglichkeit geben, auch in einem großen Hotel ein Praktikum zu absolvieren.