Rita Schwarzelühr-Sutter informiert sich bei der Leitung der Klinik Friedenweiler: links Julian Strauß, Chefarzt Neuropsychiatrie, rechts Carsten Böhm, Leitender Psychologe. Foto: Kerdraon Foto: Schwarzwälder-Bote

SPD-Landtagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter informiert sich / Langes Prozedere zum Nachteil der Patienten

Von Angèle Kerdraon

Friedenweiler. Psychosomatische Erkrankungen spielen in der modernen Gesellschaft eine immer größere Rolle. Immer öfter ist schnelle und akute, sowie vor allem kompetente mehrwöchige klinische Hilfe erforderlich. "Vier Wochen sind in vielen Fällen das Mindeste an Zeit, die wir benötigen, um die Patienten wieder in den Alltag schicken zu können", informierte Karsten Böhm, Leiter der Psychosomatischen Klinik Friedenweiler bei einem Besuch der SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter. Böhm forderte vor allem eine bessere ambulante und stationäre Vernetzung. Die Politikerin besuchte die Klinik im Rahmen einer Informationsreise, bei der sie verschiedene Kliniken in der Region besuchte. Nachdem die Klinik Friedenweiler, die bisher immer noch keine offizielle Kassenzulassung hat, jetzt doch vermehrt Kassenpatienten zugewiesen bekommt, gebe es laut Böhm mit den privaten Kassen das Problem, dass ein verlängerter Klinikaufenthalt nur schwierig durchzubringen sei. "Eine Aufenthaltsverlängerung ist für eine ausreichende Behandlung aber sehr wichtig und sie sollte vor allem in einem zusammenhängenden Zeitraum vollzogen werden", betonte Böhm. Vor allem die privaten Kassen verlangen, dass die Patienten zuerst zum Medizinischen Dienst in den Heimatorten gehen müssen, um begutachtet zu werden. Dazu das Warten auf einen Termin bei einem Psychotherapeuten sowie auch das Abwarten der dementsprechenden Gutachten, wodurch wieder Wochen verstreichen, bevor der Patient wieder in der Klinik aufgenommen werden könne. Um schneller zu einem Termin zu kommen, müsse er immer wieder selbst einschreiten und sich mit den Ärzten in Verbindung setzen, was sehr viel Zeit koste. Deshalb stelle sich die Frage, was dazwischen mit dem psychisch kranken Menschen geschehen könne, monierte Böhm die Genehmigungssituation. Ein weiteres Sorgenkind der Klinik sind die verschiedenen Rechtsgrundlagen bei der Bezahlung von diensthabenden Ärzten und Honorarärzten, mit denen man klar kommen müsse. "Eine Psychotherapie ist nicht nur für den Patienten, sondern auch für den Arzt anstrengend, der nicht selten neun Stunden am Tag arbeiten muss", verdeutlichte Böhm. Dies sei auch der Grund dafür, dass viele Psychotherapeuten nicht den ganzen Tag arbeiten könnten.

"Vor allen Dingen sind es Frauen, die nebenbei noch Kinder und Haushalt versorgen müssen und schon deshalb ihre Tätigkeit nur für ein paar Stunden ausüben können und weil es nur eine bestimmte Anzahl von Zulassungen gibt, wirkt sich das auch auf die fehlende Therapeutenzahl, vor allen Dingen auf dem Land aus", erklärte die Bundestagsabgeordnete. Sie zeigte großes Verständnis für die schwierige Situation der Ärzte und der Patienten und versprach sich für die Belange der Klinik einzusetzen.