Fastnacht zum Begreifen gibt es für die Erstklässer mit der Löffinger Hexe und dem Hansili (von links): Hexenchef Thomas Hofmeier, Rektorin Dorothea Schlatter, Kulturbeauftragter Matthis Wider, Lehrerin Verena Schupp und Hansilichef Sven Seidel. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Brauchtum: Fasnetexperte stellt Erstklässlern einfühlsam die Löffinger Figuren vor

Von Silvia Bächle

Während der Fastnachtszeit ändert sich die Welt, die Tage haben einen anderen Namen, es gibt Umzüge und Schauspiele und die Menschen verkleiden sich. Dies alles ist nicht neu, sondern gehört zur Fastnachtskultur.

Löffingen. Matthias Wider, Kulturbeauftragter der Laternenbrüder, besuchte jüngst die Erstklässler zum Fastnachtsunterricht. "Die heute überall so beliebte Hexe ist keineswegs eine Urfigur der Fastnacht", erklärte er. Die ersten Fastnachtsmasken waren der Narr, der Tod und der Teufel. "Die erste Maske stammt aus dem 14. Jahrhundert und kommt aus Ulm", so Wider, der hauptberuflich als Realschullehrer arbeitet. Interessanterweise wurde sie in der Kirche verwahrt und erst an Fastnacht vom Pfarrer an den Narr ausgegeben. Der Narr ist eigentlich ein Gottesverleugner. "Nur der Narr sagt, es gibt keinen Gott", heißt es laut Wider in der Bibel, Psalm 53. Während in Rötenbach die Teufel existent sind, gibt es in der Löffinger Fastnacht diese Figur nur bei der Walpurgisnacht. Der Narr hatte eine Kappe mit Schellen und sollte eigentlich abschrecken. "Aus dem Narr ist heute das freundliche Hansele geworden", erklärte Wider. Den Tod gebe es heute nur noch symbolisch, etwa durch Tiere mit Hörnern. So sei etwa die Geiß aus Dittishausen eine Symbolfigur des Todes.

Fastnacht ist eine andere Zeit, ein Brauchtum, das es gelte auch der Jugend weiter zu vermitteln. Gespannt warteten die Schüler der beiden ersten Klassen im Musikraum mit Rektorin Dorothea Schlatter und ihrer Kollegin Verena Schupp auf diesen Extraunterricht. Einfühlsam ging Matthias Wider auf die Verkleidungen und vor allem auf die Löffinger Fasnetfiguren ein. Obwohl die Kinder erst ein paar Tage zuvor in der Zunftstube bei Hermann Nägele über die Fasnetfiguren aufgeklärt worden waren, war es für manchen Schüler erschreckend, ein echtes Hansili oder eine echte Löffinger Hexe zu sehen. Doch auch hier zeigte sich das pädagogische Wissen, denn sofort wurde hier improvisiert und Hansilichef Sven Seidel nahm die Maske ab und Hexenchef Thomas Hofmeier kam mit Maske unterm Arm ins Klassenzimmer. Stück für Stück wurde das Hansili unter die Lupe genommen und die Angst verflog und ruckzuck gab es Hansilisprüchli, die mit Guzzele belohnt wurden. Die Scheu vor der Löffinger Hexe wurde ebenfalls durch diese Methode gut gemeistert und am Ende waren es die Ängstlichen, die sogar einen Blick durch die Masken wagten.

Seit einigen Jahren bereichert das Fasnetschauspiel als Auftakt des Hemdglunkerumzugs die Fastnacht. Matthias Wider hat das 17-minütige Stück geschrieben, das vor dem Maienländer Tor am Schmotzigen Dunschdig, 19 Uhr, aufgeführt wird. Hier wird die Löffinger Fasnet erläutert mit den Figuren Narrenrat, Hansele, Hexe, Narrenpolizei, Reichburgmali, 20-er und Tod.