Das Löffinger Präzisionstechnikunternehmen WST hatte den CDU-Stadtverband zu einer Führung eingeladen: Georg Willmann (von links), Klaus Schüle, Manfred Furtwängler, Martin Lauble, Micha Bächle und Bürgermeister Tobias Link. Foto: G. Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Alternative Ausbildung für Heimatlose / Zehn neue Stellen geschaffen

Von Gerold Bächle

Integration ist derzeit in aller Munde. Gelebt wird sie schon seit längerem beim Löffinger Vorzeigeunternehmen WST. 70 Prozent der Beschäftigten des Präzisionstechnikunternehmens haben einen Migrationshintergrund.

Löffingen, Gleich 17 Nationen arbeiten Hand in Hand bei dem auf Fräs- und Drehteile spezialisierten Unternehmen. Der Löffinger CDU-Stadtverband, der sich wie der gesamte Gemeinderat um die Integration kümmert, informierte sich bei WST über diese Arbeit und gleichzeitig über die neuen Fertigungsmöglichkeiten.

Dass Flüchtlinge für die Gesellschaft auch ein Gewinn sein können, davon ist Georg Willmann, der Geschäftsführer und Gründer von WST, überzeugt. "Ich hoffe, dass die Kanzlerin den Bettel nicht hinschmeißt, bei so viel Gegenwind", erklärte er. Den Fachkräftemangel könnten dieses Menschen ausgleichen, natürlich nur mit einer entsprechenden Ausbildung.

WST selbst hat eine Lehrwerkstatt, hier könnten eventuell zentral Menschen ausgebildet werden. Das Beispiel zweier ehemaliger Bäcker zeige laut Willmann, dass auch eine berufliche Neuorientierung für alle Beteiligten vorteilhaft sein könne. Diese Hauptbotschaft richteten Georg und Sabine Willmann an Bürgermeister Tobias Link, den CDU-Stadtverband und vor allem an den Bundestagsabgeordneten Thomas Dörflinger und Landtagskandidaten Klaus Schüle. Schüle sicherte zu, diese Forderung beim Besuch der Kanzlerin in Freiburg zu thematisieren.

Dörflinger sprach von einer Schieflage beim Thema Integration. Laut neusten Statistiken seien 20 Prozent der Flüchtlinge hochqualifiziert und könnten den Fachkräftemangel mitbeheben.

Allerdings gebe es auch viele gering qualifizierte Menschen unter den Heimatlosen. Gerade Arbeiten im Niedrigqualifikationsbereich nehmen stetig ab, wie Georg Willmann erklärte. Er appellierte an die Frauen, sich auch den Maschinenarbeiten zu widmen. "Gleiches Geld für gleiche Arbeit ist selbstverständlich".

Bürgermeister Tobias Link versuchte das Thema Flüchtlinge und Asylbewerber auf die Stadt herunterzubrechen. So werde laut Link das Baarstädtchen nach dem jetzigen Stand 200 Asylbewerber zugewiesen bekommen. Die Aufnahme und das freundliche Entgegenkommen seien das eine, doch auch die Asylbewerber seien gefordert. "Neben der Sprache ist es unerlässlich, unsere Gesetzte und Kultur zu akzeptieren. Für uns als Gemeinde und für mich als Bürgermeister ist es wichtig, die Integration zu fördern", so Link. Der Bürgermeister besucht heimische Betriebe, um für Arbeitsplätze der Flüchtlinge zu werben. Spontan sagte Willmann zu, zehn Flüchtlingen eine Arbeit zu geben.

Aus dem Familienbetrieb WST ist eine Weltfirma entstanden mit derzeit 450 Beschäftigten. Seit 1999 ist das Präzisionstechnikunternehmen im interkommunalen Gewerbegebiet angesiedelt. Am 10. Juni wird der Neubau eingeweiht. Von einst 30 Quadratmetern Produktionsfläche aus den Anfangszeiten, ist dieses Areal durch den Umbau auf 21 000 Quadratmeter angewachsen. Das Unternehmen produziert rund 1,1 Millionen Bauteile pro Jahr, wobei die Autoindustrie einen Anteil von 75 Prozent hat. Der Umsatz von anfangs 0,1 Millionen jährlich soll im laufenden Jahr 72 Millionen Euro betragen.