Ein echter Experte in Sachen Glasbläserei ist Franz Schätzle, der die Gäste gerne durchs Heimatmuseum führt. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Lange Tradition im Schwarzwald / Museumsbetreuer Franz Schätzle lässt Geschichte lebendig werden

Von Gerold Bächle

Löffingen. In einer großen Vitrine sind sie zu bewundern, Gläser in den verschiedenen Farben, aus mehreren Zeitepochen und für jeden Anlass. Ob die blauen künstlerischen Glasobjekte oder die grün eingefärbten Gebrauchsgegenstände: Museumsbetreuer Franz Schätzle gibt der Glasbläserei ein Gesicht und nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise. Die Glasbläserei begann im 14. Jahrhundert mit dem Flach- oder auch Fensterglas (Butzenscheiben). Die Förderer der Glasbläserei waren die Klöster, welche vor allem für die Kirchen und Klöster das Fensterglas benötigten. Die guten Gläser wurden mit Hinterglasmalerei individuell gestaltet. Der Schwarzwald war eine typische Glasbläser-Region, denn hier gab es genügend Rohmaterial: Quarzsand als Hauptbestandteil, Holz zur Feuerung der Schmelzöfen, Kalkstein als Stabilisator und die wichtige Pottasche (Fließmittel) zum Absenken des Schmelzpunktes.

Auch in Löffingen vermutet man eine Glashütte. Zwar sei es nicht bewiesen, erläutert Franz Schätzle, doch alles deute darauf hin. Das Gewann Sandwiese weist auf die Sandgewinnung hin, ebenso die Rinne in der langen Allee und nicht zuletzt die Kohlemeiler im Wald könnten in Zusammenhang mit der Glasbläserei stehen. Im Bereich des heutigen Schwarzwaldparks dürfte die Löffinger Glashütte gestanden haben.

Die älteste Glashütte war wohl in Schwärzenbach zu finden. Archäologische Funde datieren dies auf die Zeit um 1200. Auch im Bereich des Kirnbergsees wurde schon sehr früh der Glasbläserei nachgegangen. Im Jahr 1316 wird eine Glashütte bei Lenzkirch erwähnt. Zwölf Glashütten gab es in der Region, "wie Perlenschnüre aneinandergereiht", erklärt der Experte, in Eisenbach, Schwärzenbach, Bubenbach, Herzogenweiler, Menzenschwand und Wolterdingen. In der Blütezeit zwischen 1870 und 1890 waren bis zu 70 Personen beschäftigt. Durch die große Produktion in Wolterdingen findet man auch in Löffingen Gläser und Glasobjekte von dort.

Die Öfen wurden nur einmal im Jahr gelöscht

Jede Glashütte hatte ihre eigene "Handschrift". Neben der Nähe zu den Klöstern wie Friedenweiler oder St. Blasien war Holz ein wichtiger Aspekt für die Glashütten. Ohne Holzkohle gab es auch keine Glashütte. Ging einer der Rohstoffe aus, wanderten die Glasbläser weiter.

Diese waren meist ganze Familienclans und hatten eine Monopolstellung. Es gab vier bis fünf Glasmeister, die für die Einhaltung der gestrengen Hüttenordnung verantwortlich waren. Die Glashütten hatten ein Eigenleben, mit Wirtschaft, eigenem Wein und Bier. Es gab drei Öfen, die nur einmal im Jahr gelöscht wurden, sonst brannten sie durchgehend. Sie verschlangen eine Unmenge Holz: 120 Ster pro Zentner Glas. Durch die Beigabe von Oxyden wurde das Glas gefärbt. Kupferoxid färbte rot, Kobaltoxid blau, Eisenoxid grün oder Schwefel gelb. Doch jeder Glasbläser hatte sein gut gehütetes Geheimnis. Das "Maggibraun" wurde vor allem in Wolterdingen hergestellt, bis die Glasbläserei 1906 den Betrieb einstellte. Um das Glas zu verkaufen, wurden Glasträger eingesetzt, die sich in Kompanien zusammen taten um auf Wanderschaft zu gehen. In der Schweiz (Schaffhausen) und bei Tübingen wurde ein Zentrallager für die Glasträger angelegt. Mit dem Einzug des Porzellans endete Ende des 17. Jahrhunderts auch die Blütezeit der Glasbläserei im Hochschwarzwald.