Stadtbaumeister Thomas Rosenstiel untersuchte mit der Dame im Rollstuhl die Problematik der Wasserrinne. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Stadtbegehung zeigt Problemstellen auf  / Leitsystem für Menschen mit Handicap geplant

Der Blick durch eine "Sehbehinderten-Brille", der Weg mit Rollstuhl oder Rollator durchs Städtle oder das Fehlen öffentlicher Toiletten sind nur drei Barrieren, welche die Stadt Löffingen gemeinsam mit der kommunalen Inklusionsvermittlerin Annette Scherzinger abbauen möchte.

Löffingen. Über 20 Personen, darunter auch vier Rollstuhlfahrer, gingen mit Annette Scherzinger, Stadtbaumeister Thomas Rosenstiel, den Mitarbeitern des Planungsbüros Riede, Stefan Kramer und Marco Bürer sowie Henry Weishaupt vom gleichnamigen Planungsbüro auf Erkundungstour durchs Städtle.

Schon kurz nach dem Start bei der Festhalle auf dem Weg ins Städtle hinunter zeigte sich die erste Barriere. "Hier kommen wir mit dem Rollstuhl kaum rüber", erklärte Alltagsbetreuer Rudi Meister vom Altenpflegeheim Löffingen. Die gepflasterte Wasserrinne ist für das Regenwasser wichtig, für die Rollstühle, Rollatoren oder auch Kinderwagen problematisch.

Stadtbaumeister Rosenstiel übernahm sofort den Rollstuhl, um sich selbst ein Bild zu machen, wie man die Barriere abbauen kann. Die Pflastersteine sind im historischen Stadtkern ein Problem, das ist auch der Stadtverwaltung bekannt. "Beim Pflastern müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden", erklärte Marco Bürer. Annette Scherzinger führte das Beispiel in Kehl an, hier gäbe es Pflastersteine aus Kork. Stadtbaumeister Rosenstiel sprach von einer großen Vielfalt in Sachen Pflastersteine. Dabei dürfe man auch die Rutschfestigkeit – dies sei ebenfalls eine große Gefahr – und die Haltbarkeit nicht aus dem Auge lassen. Auf jeden Fall werde man die Pflastersteine und Wasserrinnen nochmals genauestens unter die Lupe nehmen, um hier Barrieren abzubauen. Die Randsteinabsenkung gibt es schon an sehr vielen Stellen.

"In Unadingen hat man die Kanten der Randsteine stark gebrochen, um auch hier die Barriere zu überwinden", wie Rosenstiel erklärte. Es sind bei weitem nicht nur diese Behinderungen, die man im Blickwinkel haben sollte. Annette Scherzinger, die auch die Hörminderung, kognitive und geistige Behinderung, psychische Erkrankungen oder auch die Sehbeeinträchtigung ansprach, hatte für letztere Beeinträchtigungs-Test-Brillen mitgebacht. Diese vermittelten den Teilnehmern wie es ist, "kaum zu sehen". Stolpersteine sind hier nur ein Aspekt der Problematik, die bei diesen gehandicapten Mitbürgern auftauchen und die so manchen aus der Gesellschaft ausschließen.

"Inklusion bedeutet, dass alle Menschen das Recht haben, am öffentlichen Leben teilzunehmen", betonte Scherzinger. Dies bedeute allerdings, auch Barrieren aller Art abzubauen.

Die Stadt Löffingen geht hier mit gutem Beispiel voran. So ist ein Leitsystem für Menschen mit Behinderungen geplant, aber auch die Überplanung des Stadtbereichs. Hier hat die Stadt eine Mehrfachbeauftragung an drei Planungsbüros vergeben. "Wir müssen und wollen etwas tun und sind auch bei Detailproblemen immer ansprechbar", sagte Rosenstiel abschließend.

Barrieren abzubauen, um allen Bürgern das Recht zu ermöglichen, am öffentlichen Leben teilzunehmen ist das Ziel der Stadt Löffingen. Ein Thema, welches die gesamte Bevölkerung und auch die Touristen plagt, ist das fehlende öffentliche WC. Während der Öffnungszeiten der Tourist-Info sind die dortigen Toiletten benutzbar, allerdings ist durch den Rathausumbau das öffentliche WC nicht mehr vorhanden. Die Toiletten am Bahnhof sind geschlossen.