Überwuchert war dieser Drei-Marker, der die Grenzen zwischen Reiselfingen, Seppenhofen und Göschweiler anzeigt. Rudolf Gwinner hat ihn wieder ans Tageslicht gebracht. Fotos: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Rudolf Gwinner kümmert sich um Grenzsteine auf der Gemarkung

Meist unbemerkt stehen Grenzsteine am Rande von Straßen, Feldern oder Wäldern. Rudolf Gwinner hingegen setzt besonderes Augenmerk auf diese stummen Zeitzeugen. Der Heimatforscher geht ihrer Geschichte auf den Grund.

Löffingen. Der wohl älteste Grenzstein auf der Gemarkung Löffingen steht am Straßenrand zwischen Reiselfingen und Seppenhofen und ist datiert auf das Jahr 1576. "Wie viele fahren täglich an diesem Stein vorbei, ohne seine Bedeutung zu kennen?", sagt Rudolf Gwinner. Zum Jubiläum wurde der Grenzstein mit einer Infotafel versehen. So wurde er als Kleindenkmal wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung geholt. Der immerhin 441 Jahre alte Grenzstein zeigt die Grenze der selbstständigen Gemeinden Reiselfingen (GR) und Seppenhofen (GS), die urkundlich 1218 und 1122 erwähnt sind. Geht man weiter ins Jahr 1970, so ist der Stein die Grenze zwischen der Gemeinde Reiselfingen und der Stadt Löffingen, da zu diesem Zeitpunkt Seppenhofen nach Löffingen eingemeindet wurde. 1975 wurde Reiselfingen ein Ortsteil des Baarstädtchens.

Der historische Zeitzeuge erinnert auch an die ehemaligen Landesgrenzen zwischen den Amtsbezirken Neustadt und Amtsbezirk Bonndorf. "Von 1852 bis 1924 gehörte Reiselfingen zu Bonndorf und wurde dann wieder zum Amtsgericht Donaueschingen zugeschlagen", sagt Gwinner. In der Zeit zwischen 1924 und 1936 war das Kleinstdenkmal zwischen Reiselfingen und Seppenhofen auch die Grenze zwischen den Amtsbezirken Donaueschingen und Amtsbezirk Neustadt, denn 1936 wechselte Reiselfingen erneut den Amtsbezirk und kam von Donaueschingen zu Neustadt. "Dieser Grenzstein hat so viele geschichtswichtige Dinge zu erzählen, dass er für die 800-Jahr-Feier mit ins Jubiläumsprogramm genommen werden könnte", sagt der ehemalige Lehrer und gibt damit einen Impuls an das Jubiläumskomitee nach Reiselfingen.

Doch natürlich ist dies nicht der einzige Grenzstein um Reiselfingen, der im Jubiläumsjahr wieder zur Bedeutung kommen könnte. Im Gewann Rosshag ist ein weiteres geschichtsträchtiges Denkmal zu finden. Es geht um den Drei-Marker, der die Grenzen zwischen Reiselfingen, Seppenhofen und Göschweiler anzeigt. Dieser Stein war völlig unter Gestrüpp versteckt. Auch dieser Zeitzeuge hat viel zu erzählen. Von 1300 bis 1491 war hier die Grenze zwischen dem Haus Fürstenberg aus Donaueschingen und der Herrschaft Lenzkirch aus dem Haus Blumegg. Der Stein zeigt auch die Eigentumsgrenze zwischen dem Kloster Friedenweiler und dem Haus Blumegg.

Der dritte Stein, der die Aufmerksamkeit Rudolf Gwinners geweckt hat, ist jener an der Kreisstraße zwischen Löffingen und Göschweiler. Hier, am Reichberg, steht der große sichtbare Stein der mit zwei gekreuzten Löffeln auf das Baarstädtchen Löffingen hinweist. Die Grenzsteine sind nicht einheitlich gestaltet, wie dieser "Löffinger Stein" aufzeigt. Ob mit Namensabkürzungen wie GS (Gemeinde Seppenhofen), mit gekreuzten oder einem Löffel (Löffingen) oder auch mit Wappen der Fürstenhäuser oder Kloster, wie beim Dreimarker mit dem Wappen der Fürstenberger und dem Wappen des Klosters St. Blasien, sind diese Kulturdenkmäler versehen.

Die Gemarkungssteine haben immer noch Rechtsgültigkeit. "Sie sind historische Kulturträger", sagt Gwinner. Er selbst kümmert sich um die Steine und hofft, dass sie wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung finden. "Früher wurden die Grenzsteine im Fünf-Jahres-Rhythmus kontrolliert, es wäre schön und vor allem hilfreich, wenn dies wieder geschehen würde", wünscht sich der Experte. Bedauerlicherweise verschwinden immer mehr dieser steinernen Zeitzeugen "entweder aus Unkenntnis oder Gedankenlosigkeit". Dabei sollten diese Kulturdenkmäler ebenso erhalten bleiben wie Feldkreuze, Bildstöckle und Sühnekreuze etwa, appelliert Gwinner. Hilfreich sei daher, dem Stadtbauamt beschädigte Grenzsteine zu melden.

Der älteste Grenzstein in Baden-Württemberg ist datiert auf Ende des 15. Jahrhunderts und steht im Welzheimer Wald bei Schorndorf. Das Exemplar zwischen Reiselfingen und Seppenhofen ist der älteste Grenzstein Löffingens. Er ist datiert auf das Jahr 1576, damit 441 Jahre alt. Grenzsteine haben die Aufgabe, Grenzpunkte zu markieren. Daher werden sie sichtbar am Boden an den entsprechenden Punkt gesetzt. Ursprünglich hatten sie den Sinn, geheiligte Friedensbereiche zu markieren.