Zwei Raritäten übergibt der Löffinger Heimatforscher Rudolf Gwinner als Dauerleihgabe dem Heimatmuseum. Interessiert blättert Stadtmarketingleiter Karlheinz Rontke (rechts) in den Jahresausgaben des "Hochwächters aus dem Schwarzwald". Fotos: S. Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Rudolf Gwinner übergibt historische Zeitungen

Viel Interessantes gibt es im Löffinger Heimatmuseum zu entdecken. Jetzt wurde die Sammlung mit zwei Raritäten aus dem Fundus von Rudolf Gwinner erweitert.

Löffingen. Der Brauchtumsforscher übergab zwei gebundene Jahresausgaben des "Hochwächter auf dem Schwarzwald" aus dem Jahr 1873 und 1875 an Stadtmarketingleiter Karlheinz Rontke als Dauerleihgabe.

Das "amtliche Verkündigungsblatt für den Großherzoglich- Badischen Amts- und Amtsgerichts Bezirk Neustadt – Anzeiger für Löffingen und Lenzkirch" erschien immer Dienstag, Donnerstag und Samstag. Das Blatt kostete vierteljährlich bei Postzustellung 54 Kreuzer, zwei Jahre später waren es 1,75 Mark. Die Mark wurde am 1. Januar 1876 im gesamten Reichsgebiet eingeführt und ersetzte die verschiedenen Landeswährungen, wie Kreuzer, Gulden oder Taler.

Der Hochwächter erschien von 1869 bis 1933 und wurde damals mit der Pressegleichstellung des Dritten Reiches eingestellt. Redaktion, Druck und Verlag lag in den Händen von Wilhelm Butz in Neustadt. "Das amtliche Verkündungsblatt war nationalliberal und antiklerikal eingestellt", so Rudolf Gwinner. Das Blatt unterstützte damit klar die Politik von Bismarck, der die katholische Kirche bekämpfte und diese als politischen Gegner bewertete. Der Kulturkampf wollte eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat. Dahinter steckte allerdings auch der Kampf gegen die Zentrumspartei. Nicht angegriffen, sondern gefördert wurde im Blatt der Altkatholizismus, die Protest-Antwort gegen die Unfehlbarkeit des Papstes.

"Wir sind dankbar und stolz, mit einer solchen Rarität unser Heimatmuseum bereichern zu können", erklärte Karlheinz Rontke. Der Hochwächter als politisches Mitteilungsblatt mit amtlichen Bekanntmachungen, dazu mit Informationen über die Landespolitik, zum anderen mit Anzeigen, ist ein wichtiges Zeugnis für die damalige Zeit. Die Pressefreiheit hatte damals noch einen ganz anderen Stellenwert. So wurden etwa bei Gerichtsmitteilungen die Namen und der Ort des Straftäters veröffentlicht. Die Menschen wurden so öffentlich an den Pranger gestellt. Geschäftseröffnungen, Buchvorstellungen, Jagdverpachtungen, Strafrecht, Bekanntmachung von den Amtsgerichten – die Zeitung war äußerst vielfältig. Der Blick in die Jahresausgaben ist spannender als jeder Krimi und interessanter als so manches Geschichtsbuch.

So gibt es Informationen über die Einrichtung der Höllentalbahn oder am 1. Juli. 1875 eine Anzeige über die Arbeitsvergabe der Wutachbahn (Sauschwänzlebahn). Am 17. Mai 1875 wird für die Eröffnung des "Soolbads" in Donaueschingen geworben. Viele Anzeigen sind vom Kaufhaus zum Kasten (heutiges Haus Glunk) von Kaufmann J. Maier zu finden. So wirbt er für "Prima amerikanisches Schweinefett".

Auch Kaufmann Kohler aus Löffingen ist ein guter Werbeträger – dies zeigt die Bedeutung der Stadt in der damaligen Zeit. In der Anzeige von Josef Vogelbacher in der Bleiche wird dies erneut deutlich. Da wird nicht nur die Löffinger Naturbleiche eröffnet, sondern auch für die Filialen in Neustadt, Lenzkirch, Hinterzarten, Kappel und Eisenbach geworben. Interessant ist auch die Anzeige von Josef Ragg Junior aus Oberbränd. Dieser sucht einen Lehrling "ein junger Mensch, der Luft hat" für die Uhrentastenschnitzerei. Am 8. Juli 1875 werden Arbeitsvergaben für die Bregbrücke in Hüfingen und Bräunlingen ausgeschrieben. Das Heirats-Gesuch eines Mannes mit Vermögen lässt schmunzeln. Dies gilt auch für den Zahnarzt, der zur Behandlung ins Gasthaus "Post" nach Lenzkirch einlädt.

Nach dem Krieg hatten die alten Zeitungen ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und wurden von den Menschen in Not einfach als Anfeurungsmaterial genutzt. So brachte ein Bürger die gebundenen Zeitungen auch zum Vater von Rudolf Gwinner. Es sollte ein Tauschgeschäft für die Zahnarztbehandlung sein.