Nahostexpertin Vera Jeschke gibt zahlreichen Interessierten in Löffingen einen Einblick in die arabische Kultur, auch um die Flüchtlinge aus Syrien besser zu verstehen. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Nahostexpertin Vera Jeschke referiert in Löffingen über soziale und religiöse Hintergründe

Von Gerold Bächle

Löffingen. Die Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, besser zu verstehen, war das Anliegen des Flüchtlingshelferkreises Löffingen. Eine Idee, welche die Diakonie und Caritas aufgriffen und mit der Nahostexpertin Vera Jeschke als Referentin gerecht wurden.

"Weit weg ist näher als du denkst" – so betitelte die Nahostexpertin ihre Ausführungen. Überfüllte Aufnahmelager, überfüllte Bahnhöfe, tausende Menschen auf der Flucht nach Europa unterstreichen dies nur all zu deutlich. Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer in Deutschland sei beeindruckend. Die zahlreichen Fragen zeigten doch, dass es zwischen dem europäischem Gedanken und der arabischen Kultur große Unterschiede gibt und dies nicht nur in der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Das Fernsehen oder die Smartphones sind für die Flüchtlinge – auch in den Lagern – das wohl wichtigste Instrumentarium. "Den ganzen Tag über laufen die Fernseher, was gerade für die Kinder problematisch ist, denn die arabischen Sender kennen hier kein Tabu", erklärte Jeschke. Das Fernsehen hat nicht nur in den Lagern diese wichtige Funktion, in arabischen Familie laufe der TV den ganzen Tag über. Auch sich zu Hause aufzuhalten sei völlig normal im arabischen Raum, allerdings sind dort Großfamilien zu finden. Deshalb wäre es wichtig den Menschen hier Wege der sozialen Kontakte aufzuzeigen und sie zu animieren "mitzukommen". Doch auch hier gelte es die Geschlechtertrennung zu berücksichtigen.

"Frauen sollten nie den Männern die Hand reichen", so die Expertin. Hilfreich seien hier Vereine, Schulen, Kindergarten. Doch auch hier gäbe es große Unterschiede. Die arabischen Kindergärten seien schulisch ausgelegt, doch gerade in der Situation der Flüchtlingskinder seien die kreativ-spielerische Pädagogik und der Aufbau der sozialen Kontakte wichtig. Gerade den Kindern sollte das Augenmerk gelten, denn 50 Prozent der Flüchtlinge seien Kinder. Auch die Ausbildung sei für die Flüchtlinge nicht einfach, die kein duales System kennen und erst einmal eine klare Struktur lernen müssen.

Doch das Wichtigste sei die Sprache. Die sprachliche Bildung sollte über alle Generationen erfolgen, denn sie sei der Schlüssel auch für eine kulturelle Integration. "Auch wenn die Flüchtlinge in ihren vier Wänden das Recht auf ihre Kultur haben, müssen sie unsere Kultur und unser Grundgesetz akzeptieren", so Vera Jeschke.