Das Varieté sagt auf Wiedersehen

Stuttgart - Kunststücke aller Art hat man in den vergangenen 115 Jahren in dem Theater an der Friedrichstraße gesehen, doch bei allem Respekt vor Künstlern wie Grock, Charlie Rivel oder Rastelli, das größte aller Kunststücke haben die Theatermacher vollbracht: Das Überleben des Varietés zu sichern. Zaubereien, Verrenkungen, Verbiegungen, Kraftmeiereien und überhaupt Kniffs jeglicher Art waren vonnöten, um den Umzug auf den Pragsattel zu stemmen. Von Herbst an wird das Varieté in einem Holzbau neben dem Theaterhaus auftreten. Wenn am 17. Mai der letzte Vorhang in der Rotunde fallen wird, heißt es also nicht „Servus und „Bye-Bye“ sondern „Auf Wiedersehen“.

Deshalb begrüßt Conférencier Topas auch nicht alte Bekannte aus den vergangenen Jahren zu einer Abschiedsshow, sondern Talente, die zeigen, dass die Kleinkunst Zukunft hat. Luftakrobatin Luka Clayburn ist 21 Jahre jung, ihre Partnerin Laura von Bongard wurde 2009 zur besten Newcomerin Varieté gekürt, sie ist gerade mal 19 Jahre jung. Lukas Stelter und Benno Jakob lassen das Diabolo fliegen, sie haben vergangenes Jahr erst die Staatliche Artistenschule in Berlin absolviert. Dort lernte auch Danilo Marder sein Handwerk, 2008 war er Jüngster seines Jahrgangs, wenige Jahre später ist er bereits ein Meister seines Fachs, was er mit seinem Körper auch anstellt, stets hält er ihn im Gleichgewicht.

Bei so viel ambitioniertem Nachwuchs braucht es natürlich einen routinierten Fahrensmann, der das Ganze zusammenhält. Und das konnte eigentlich kein anderer sein als Lokalmatador Topas. 1988 wurde er mit 18 Jahren jüngster Weltmeister der Zauberkunst aller Zeiten, 2011 in Hollywood zum „Magier des Jahres“ gewählt, ein Titel, den als einzige Deutsche bisher außer ihm noch Siegfried & Roy erhalten haben - und er ist ein treuer Freund des Friedrichsbau-Varietés. Geschäftsführerin Gabriele Frenzel erinnert sich: „1996 hatte ich ihn das erste Mal engagiert und seitdem ist er immer wieder mit seinen neuesten Zauberkunststücken und seinen eigenen Shows hier aufgetreten. Es lag mir sehr am Herzen, die letzte Show mit ihm zu machen.“ Natürlich musste man den Stuttgarter nicht lange bitten, und weil er an zwei Abend keine Zeit hatte, hat er die Vertretung gleich mitgebracht. Die Moderation bleibt in der Familie, am 26. April und am 14. Mai wird seine zaubernde Gattin Roxanne auftreten.

Die beiden können allerhand Dinge verschwinden lassen, aber auch wenn man als Gast stets staunt und grübelt wie das möglich sei, so weiß man doch, das sind alles Tricks. Die Banker hingegen sind die Alchimisten der Moderne. Allerdings klappt’s mit der schwarzen Magie noch nicht so recht, statt Gold zu schaffen, haben sie Milliarden in Luft aufgelöst. Die L-Bank hätte es sogar fast geschafft, das Varieté umzubringen. Doch es lebt weiter, obwohl die L-Bank die Förderung eingestellt und das Theater vor die Tür gesetzt hatte. Einer Finanzspritze der Stadt sei Dank, und Dank der Hilfe vieler Bürger, die Geld gaben oder gar als Gesellschafter zeichnen der neu gegründeten Friedrichsbau Theater Varieté gGmbH, einer gemeinnützigen GmbH.

Derzeit wird der Umzug vorbereitet, das Gelände neben dem Theaterhaus hergerichtet, Anschlüsse für Strom und Wasser gelegt. Im Sommer wird dann das neue Domizil des Varietés gebaut. Im Herbst will man dann Premiere feiern, mit einer Hommage an Elvis Presley. Vorher tourt das Varieté aber noch durch die Stadt, im Juli wird man mit den Aristokraten vom 19. bis 23. Juli auf schloss Solitude auftreten, am 23. und 24 August zeigt man im Theaterhaus die Artistenschule auf Tour. Und für den September ist man noch in Verhandlungen mit einem anderen Spielort. Die Zwangspause soll so kurz wie möglich sein.

Die Show „Topas presents Stars & Talents“ wird von diesen Donnerstag bis zum 17. Mai im Friedrichsbau Varieté an der Friedrichstraße gezeigt. Vorstellungen sind mittwochs bis samstags 18 bis 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Die Karten kosten zwischen 27 und 47 Euro und können über Telefon 07 11 / 2 25 70 70 oder über das Internet www.friedrichsbau.de bestellt werden.