Aussichtspunkt am blauen Weg: Ulrike Kreh würde gern den Blick auf Heslach genießen, doch die Bäume versperren die Sicht Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

„Schön wandern“: Mit der Aktion wollen der Schwäbische Albverein, die Brauerei Dinkelacker und die Stuttgarter Nachrichten das Wandern noch schöner machen. Die besten Leservorschläge für Verbesserungen werden mit insgesamt 10 000 Euro umgesetzt. Heute: am blauen Weg Aussichtspunkte schaffen.

Stuttgart - Ulrike Kreh oft mit dem Fahrrad oder zu Fuß in der Natur unterwegs. Nicht nur, weil ihr als gebürtige Stuttgarterin die Liebe zu ihrer Heimatstadt sozusagen in die Wiege gelegt worden ist, wandert die Diplom-Geografin besonders gern in Stuttgart. „Das Schöne hier ist, dass 25 Prozent der Fläche Wald sind und die Stadt auf Grund ihrer topografischen Lage viele Höhen- und Halbhöhenwege hat, die überraschende Ausblicke auf die Stadt bieten“, stellt sie fest.

Statt freier Blick nichts als Bäume

Ein solcher Weg ist der so genannte blaue Weg. Er beginnt in Stuttgart auf halber Höhe der Hasenbergsteige und ist laut Kreh der erste Weg, den der Schwäbische Albverein markiert hat. Er führt vorbei an den Bärenseen bis in den Schwarzwald. „Eigentlich sollte der Weg zwischen der Hasenbergsteige und dem Wald auf einer Strecke von knapp einem Kilometer eine einzige Aussichtsstrecke mit Blick auf Heslach sein“, sagt Kreh. Aber zu sehen ist außer Grün nicht viel. Der Blick ist fast auf der gesamten Strecke durch Robinien und Ahornbäume verstellt. Selbst die beiden Stellen, die im Stadtplan als Aussichtspunkte gekennzeichnet sind, bieten nur den Blick in dichtes Laub. „Und das obwohl Stuttgart Marketing den blauen Weg in die Broschüre über Stuttgarts Panoramawege aufgenommen hat und ihn als idealen Wanderweg bewirbt“, sagt Kreh und bedauer, dass man nur noch im Winter, wenn die Bäume ihr Laub verloren haben, die Aussicht genießen kann. „Aber wer will sich schon im Winter auf die Bänkchen setzen, die extra an den Aussichtspunkten aufgestellt worden sind?“ fragt sie und plädiert dafür, dass wenigstens an den zwei auf der Karte eingezeichneten Aussichtspunkten die Bäume so gestutzt werden, dass dort auch tatsächlich wieder etwas zu sehen ist.

Ein Aussichtspunkt liegt direkt über dem Portal des Hasenbergtunnels für die Gäubahn. Von dort führen Stäffele runter nach Heslach. „Die sind leider auch nicht im allerbesten Zustand“, kritisiert Kreh die zum Teil ausgetretenen Steinstufen. „Würde man den Punkt frei schneiden, hätte man einen tollen Blick auf Heslach, den gegenüberliegenden Schimmelhüttenweg und auf das Hochhaus der Stuttgarter Straßenbahnen am Degerlocher Albplatz“, schwärmt die 51-Jährige.

Weg liegt direkt über den Dächern

Der zweite Aussichtspunkt liegt ein paar Meter weiter oben, kurz vor dem Waldrand oberhalb des ehemaligen Heslacher Bahnhofs, der von 1879 bis 1960 in Betrieb war: Von dort aus ist der Blick noch um einiges grandioser als vom ersten Aussichtspunkt. Wanderer, die hier aus dem Wald kommen und auf Heslach und den gegenüberliegenden Scharrenberg (nicht zu verwechseln mit dem Schnarrenberg, auf dem der Deutsche Wetterdienst Stuttgart seine Station hat) hätten dort ihr Aha-Erlebnis, vermutet Kehr. Allerdings nur, wenn sie auch das sehen würden, was man von dort oben sehen könnte, wenn die Bäume den Blick nicht verstellen würden. Der Platz mit Wiese für Kinder zum spielen ist ideal für eine Rast. Und wer nicht mehr weiter will, kann das Pfarrwegle runter nach Heslach nehmen. Pfarrwegle, weil der Pfarrer von Botnang früher auch Heslach betreut hat und über den Weg nach Heslach marschiert ist.

Für Krehl das faszinierende an dem Teilstück des blauen Wegs ist, dass es so steil runter geht, man direkt über den Dächern Heslachs ist und die Geschichte des Stadtteils dadurch zum Greifen nah wird. In der Gründerzeit um 1900 haben sich viele Gewerbebetriebe dort unten angesiedelt wie zum Beispiel die Firma Kreidler, die Klein- und Leichtkrafträder herstellt. oder der Barometer und Thermometer-Hersteller Lufft.

Kreh erinnert sich, wie sie vor Jahren an dem Aussichtspunkt häufig mit Freunden Grillfeste gefeiert hat. Alles ganz legal, denn damals gab es dort sogar noch eine Feuerstelle, und man konnte den Blick ins Tal und rüber nach Degerloch genießen.Und sie wünscht sich, dass der blaue Weg wieder zu dem Panoramaweg wird, als er in der Werbebroschüre von Stuttgart Marketing beschrieben ist.

So machen Sie mit

Wandern Sie in einem Radius von etwa 20 Kilometern um Stuttgart los und schreiben Sie uns, wo auf Ihrem Wanderweg etwas in Ordnung gebracht werden oder verschönert werden sollte.

Gefragt sind bei unserer Aktion keine Großprojekte, sondern bescheidene Projekte wie das Aufstellen einer Bank oder das Freischneiden eines zugewachsenen Aussichtspunktes.

Stellen Sie uns Ihren Vorschlag am besten mit einem Foto vom Ort vor.

Geben Sie bitte Ihre Telefonnummer an, damit wir Sie erreichen können, denn wir möchten die Vorschläge samt Ideengeber in einem kleinen Artikel in unserer Zeitung vorstellen.