"Schebbs" lautet das Label von Jessica Sprenger. Sie findet, dass gerade Macken Persönlichkeiten aus- und das Leben bunt machen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Jessica Sprenger zieht es nach zehn Jahren in der Großstadt zurück nach Lauterbach / Heimat neu definiert

Von Georg Borho

Lauterbach. Zehn Jahre lang war sie weg, lebte in Hamburg. Jetzt plant Jessica Sprenger ihre Rückkehr nach Lauterbach. Warum zieht es die junge Frau zurück? Wir sprachen mit ihr über die Motive, Erfahrungen und Heimat.

Frau Sprenger, was macht Heimat aus?

Heimat ist viel mehr, als man im ersten Moment erfassen kann. Es ist die Landschaft, das Ticken der Uhr. Heimat ist der Geruch, den man so gerne in der Nase hat. Es sind Freunde und Familie, das Elternhaus, ein Stofftier, die Katze oder gewohnte Rituale.

Ihr Begriff von Heimat wird von den beiden Regionen Schwarzwald und Norddeutschland geprägt. Zwei Regionen, die unterschiedlicher nicht sein können. Was schätzen Sie an diesen beiden Regionen?

Der Norden, insbesondere die Nordsee, fasziniert mich durch die endlose Weite, die Natur, das harrsche Klima, die Ebbe und die Flut, die Offenheit der Menschen, die immer für einen kleinen "Klönschnack" zu haben sind und nicht zuletzt auch der kleine Luxus, auf keine Berge steigen zu müssen. Meine Liebe zu der Stadt Hamburg war schon im Kindesalter entfacht und es war richtig, diesen Schritt in die Ferne gemacht zu haben. Egal ob Elbe, Alster, Kiez oder schlichtweg der Flair, den jeder einzelne Stadtteil besitzt – das Eintauchen in die Stadt und das Aufsaugen von so vielen wunderbaren Geschichten und Erlebnissen möchte ich nicht missen.

Aber jetzt zieht es Sie zürück.

Wenn man mal "weg" war, dann sieht man die Region, in der man groß geworden ist, plötzlich mit ganz anderen Augen. Der Schwarzwald ist einfach wunderschön! Das Dorfleben, das einem besonders als Teenager oft so schrecklich langweilig erscheint, ist ja gar nicht so blöd. Die Berge, die Landschaft, die Familie, das Vertraute, das Gesellige und das Ausgeglichene schätze ich mehr denn je. Die Ruhe und Beständigkeit ist ein so positiver Kontrast zu den unendlichen Möglichkeiten, die in der Stadt Tag für Tag locken.

Zu welcher Region fühlen Sie sich besonders hingezogen?

Das kann ich gar nicht sagen. Meine Begeisterung gilt absolut beiden. Ich liebe es, das bunte Stadttreiben zu beobachten, genieße es am Wasser vor mich hinzuträumen und freue mich ebenso über alle Geschichten, die ich mitten im Wald und in der Natur so finde. Inspiration lauert im Alltag. Der ganz normale Wahnsinn gibt mir Stoff für neue Ideen. Nach zehn Jahren Stadtleben zieht es mich nun aber wieder Richtung "alte Heimat".

Und weshalb?

Wie war das noch gleich mit den Wurzeln? Ich würde sagen, ich folge ganz einfach meinem Instinkt.

Was versprechen Sie sich bei Ihrer Geschäftsidee mit dem schwäbischen Begriff "schebbs".

Ich hoffe, mit meinem Label ganz viele Menschen anzusprechen. Gerade auf Designmärkten, auf denen ich deutschlandweit unterwegs bin, bekomme ich die Begeisterung und das positive Feedback von den Menschen zu spüren. Das bestärkt mich absolut in dem was ich mache. Ich möchte Augen zum Leuchten bringen und die Gedanken zu eigenen Geschichten und Interpretationen anregen. Meine Motive und Produkte sollen Freude bereiten, verschenkt, gesammelt und ins Herz geschlossen werden. Ich bin ein Freund von Dialekten und das Wort "schebbs" das passt einfach zu mir und zu meinen Produkten. Das Schöne ist ja, dass selbst die Schwaben es oft erst beim zweiten Mal verstehen, breit lächeln und sagen: "Achsooo, schebbs! Das ist ja witzig!" Und Schwupps, ist meine Marke in gewisser Weise schon vertraut.

Sie sind also davon überzeugt, dass "ebbis auch schebbs sein darf"?

Ja absolut! Perfekt war gestern! Ich finde, es ist Zeit, kleine "Macken", die Alles und Jeden zu etwas Besonderem machen, anzunehmen und gerne zu haben. Glatt und immer gleich wäre doch langweilig. Gerade die Schrägheit im Leben machen doch den Alltag aus und vor allem bunt. Und mal ehrlich: Bei wem läuft schon immer alles glatt?

u  Die Fragen stellte Georg Borho

u Jessica Sprenger wurde 1982 in Rottweil geboren und ist in Lauterbach aufgewachsen. Seit zehn Jahren lebt sie in Hamburg. Nach der Ausbildung zur Friseurin wurde ihr schnell klar: Ihre Kreativität lässt sich nicht nur in der kleinen Welt behaarter Köpfe dauerhaft verwirklichen. Es folgte an der Hamburger "Alsterdamm School of Visual Arts" eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Grafik-Designerin. Noch während des Studiums stieg sie in das Team "krima & isa decorative art" ein und war dort nach einem Praktikum fest angestellt. Die Erfahrungen bestärkten sie in ihrer Absicht, 2014 den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Der Aufbau einer eigenen Marke avancierte zur "Herzgeschichte". Ihr Online-Shop "schebbs" hebt auf ihre schwäbischen Wurzeln ab und verspricht allerlei Besonderes und Schräges. Weitere Info unter www.schebbs.com.