Claude Holler zieht es seit 22 Jahren regelmäßig nach Westafrika. Foto: Borho Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Claude Holler in Afrika / "Association Continents Solidaires" unterstützt Projekte im Senegal

Der Elsässer Claude Holler ist ein Unikum. Regelmäßig zieht es ihn nach Afrika, er meidet jedoch Staaten, in denen keine Demokratie herrscht und Generäle das Sagen haben.

Lauterbach. Bei seinen Lieblingsländern hat in der Beliebtheitsskala Senegal Marokko abgelöst, es folgen Mauretanien, Gambia, Guinea-Bissau und die Kapverdischen Inseln. Bei einer Anreise mit dem eigenen Auto sind ihm Autobahnen ein Gräuel. "Ich zahle nicht zusätzlich fürs Autofahren", so sein Argument.

Völlig angstfrei und meistens alleine tingelt er durch die Länder Afrikas und dies seit 22 Jahren. "Ich hatte noch nie Angst in meinem Leben", verrät er. Ende Mai war es wieder mal soweit und kürzlich kehrte er wohlbehalten zurück. Als er nach rund 3000 Kilometern in Marokko ankam, wurde er vom Ramadan überrascht.

Kontaktpflege

Die Muslime würden sich streng an die Regeln des Fastenmonats halten, zumindest tagsüber. In dem einmonatigen Aufenthalt in Marokko, wurden die Städte Casablanca, Marrakesch und Azrou besucht. In dem 1250 Meter hoch gelegenen Handelszentrum Azrou herrsche eine Temperatur von konstant 25 Grad. Die Besuche in den Städten dienten der Kontaktpflege zu zahlreichen Bekannten, aber auch um mögliche Mitglieder zur "Association Continents Solidaires" zu werben, die im Frühjahr dieses Jahres von Holler initiiert und mitbegründet wurden. Auf der Weiterreise in den rund 3000 Kilometer entfernten Senegal stand ihm insofern das Glück zur Seite, als er auf einen Senegalesen aufmerksam gemacht wurde, der ihn in seinem Auto mitnahm. In Joal, der Geburtsstadt des ersten Präsidenten von Senegal (1960 bis 1980), Léopold Sédar Senghor, habe er vor Jahren ein eigenes Haus gebaut, aber später wieder verkauft. Saint-Louis sei die erste Hauptstadt Westafrikas gewesen.

Die vom Festland abgetrennte Insel zähle seit 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe und werde zu einer Touristenattraktion ausgebaut. In zwei Kilometer Entfernung sei man im Meer auf Öl- und Gasvorkommen gestoßen. Das Wirtschaftswachstum sei mit zehn Prozent sogar höher als in Frankreich.

Dennoch sei in den Straßen der Städte und Dörfer die Armut allgegenwärtig. "Ich möchte den Leuten vor Ort helfen und zwar durch vermittelte Arbeit. Ich bin kein Freund von Sozialrenten", sagt der "kleine Missionar" mit dem großen Herzen. Bei den Projekten, die von "Association Continents Solidaires" betreut werden, soll im Januar bis Februar ein Senegalese eingeladen werden, um in Deutschland Deutsch zu lernen, um ihn anschließend in der Bienenzucht unterrichten zu können.

Im Senegal würden heute noch ganze Bienenvölker nachts von den Bäumen geholt und ins heiße Wasser getaucht, um auf diese Weise Honig gewinnen zu können. Das Wachs werde kurzerhand weggeworfen. Dabei habe es enormen Weiterverarbeitungswert.

Hoffnung auf Arzt

Es werde auch eine alleinerziehende Frau mit drei heranwachsenden Kindern betreut, die seit ihrer Kindheit infolge eines Arztfehlers stark gehbehindert ist. Zum Lebensunterhalt stünden lediglich 30 Euro im Monat zur Verfügung, die sich die Frau hart erarbeiten muss. Holler zeigt die Röntgenaufnahmen der Frau und hofft darauf, in Deutschland einen Arzt zu finden, der die geplagte Frau von ihrer Behinderung befreit.

Derzeit werden in seinem geräumigen Haus im Lauterbacher Unterdorf Gästezimmer eingerichtet, die künftig von Jedermann genutzt werden können. Der Übernachtungspreis betrage lediglich zehn Euro pro Nacht – oder zwei Stunden Arbeit.