Norbert Swoboda, Ursula Erdmann und Harald Giersch (von links) bei einem Rundgang durch die Ausstellung in der Galerie Wilhelm Kimmich. Foto: Borho Foto: Schwarzwälder-Bote

Galerie Wilhelm Kimmich zeigt "Harald Giersch – Landschaften" / Heute Vernissage

Von Georg Borho

Lauterbach. Der Kunstverein Wilhelm Kimmich zeigt in der gleichnamigen Galerie in der Hauptstraße 17 in Lauterbach vom 23. Mai bis 13. September die Ausstellung "Harald Giersch – Landschaften".

"Ich werde krank, wenn ich nicht malen kann", gesteht Giersch. Er malt nicht zum Broterwerb, sondern um seine Intentionen auszuleben. Sein Fundus ist im Laufe der Jahre auf rund 800 Exponate angewachsen. Bei der bislang einzigen regionalen Ausstellung in Donaueschingen habe er lediglich ein Bild verkauft, erinnert sich Giersch. "Grundlage seiner Kunst ist die kritische Auseinandersetzung mit der abstrakten Malerei im Sinne einer Relativierung der reinen Abstraktion durch die sinnliche Wahrnehmung in Anlehnung an Goethes Ästhetik", heißt es in einem Vorwort. Kunst sei ein Nahrungsmittel für die Seele, stellt Giersch fest.

Jeder Mensch habe ein gesundes Grundgefühl, woran er sich erfreuen und aufbauen könne. "Die moderne Bildhauerei ist durch ihre Bindung an das Material Ton, Holz, Stein und Metall nicht in der Gefahr, in der die Malerei sich derzeit befindet." Auf dem Feld der Malerei des 20. Jahrhunderts seien "viele Scheußlichkeiten" produziert worden, die eher kränkend anstatt heilend wirkten. Die Malerei habe ihre ästhetischen Maßstäbe weitgehend vernachlässigt, stellt Giersch fest. "Viele Künstler haben die neue Dimension der Abstraktion als Narrenfreiheit verstanden, ohne sich noch Gedanken über die Gesetze von Ästhetik und Ethik zu machen", so Giersch.

Seine ausgestellten 54 Werke erstrecken sich auf eine Schaffensperiode der vergangenen 15 Jahre. Alle Exponate sind quadratisch und verteilen sich auf lediglich sechs Formate. Nach seiner Ansicht sollte ein Bild nicht für Museen, sondern für die Menschen gemalt sein. Des Weiteren sollte ein identifizierbarer Gegenstand darauf zu sehen sein, wegen seiner Schönheit neugierig machen und bei der Betrachtung mehrere Interpretationen zulassen. Dies lasse sich in der Landschaftsmalerei am besten erfüllen. "Als warnendes Ausrufezeichen für den Verlust der unberührten Landschaft und Verlust der menschlichen Mitte, ist der dünne Strich zu verstehen, der jedes meiner Bilder in der Mitte, leicht übersehbar, zerschneidet".

Für die Organisation der Ausstellung und die Auswahl der Bilder ist die stellvertretende Kuratoriums-Vorsitzende Ursula Erdmann verantwortlich. Rainer Pohler vom Kultur-Dezernat des Landratsamtes Rottweil und sein Team haben die Werke besucherfreundlich aufgehängt.

u Die Vernissage ist heute, Freitag, um 19.30 Uhr in der Galerie Wilhelm Kimmich. Norbert Swoboda, Bürgermeister und Vorsitzender des Kunstvereins "Wilhelm Kimmich, spricht zur Begrüßung. Dem folgt ein Kunstgespräch mit Harald Giersch, Ursula Erdmann und Kreisarchivar Bernhard Rüth. Die Veranstaltung wird von Elisa Viscarelli (Klavier) umrahmt.

Der 1940 in Breslau geborene Künstler Harald Giersch wohnt in Deißlingen. Nach seiner Lehre zum Möbeltischler studierte er Theologie und arbeitete als Bühnenmaler und Restaurator. Nach seiner Abschiebung in die Bundesrepublik Deutschland 1971 studierte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und Freiburg Malerei und arbeitete von 1976 bis 2004 als Lehrer für Bildende Künste und Evangelische Religion an den Gymnasien Oberndorf, Trossingen, Spaichingen und Gosheim. Seit 2004 ist Giersch als freischaffender Maler tätig.