Sonnenball: Katholische Pfarrgemeinde langt hin / Ein Syrer lernt Schwäbisch

Von Georg Borho

Lauterbach. Der Sonnenball der katholischen Pfarrgemeinde begeisterte bereits zu Beginn ohne viele Worte. Was sich die beiden KjGler Thomas Storz und Christian Oberföll zu sagen hatten, konnte man still, jedoch umso deutlicher ablesen.

Bei den jüngsten Ministranten unter der Leitung von Jochen Schwendemann ging’s dann schon wesentlich lebhafter zu, als sie den beiden Pfarrern Rüdiger Kocholl und Anton Cingia knifflige Fragen stellten. Die "Jungfrau Adelheid" (Felicitas Klaussner), nur noch zu dreiviertel unschuldig, meinte unverblümt, "Jungfrau sei isch kei Malheur – jedoch bleibe umso mehr". Im Jungfrauen-Verein sei sie zur Vorsitzenden gewählt und mit der blechernen Tapferkeits-Medaille ausgezeichnet worden. Ehren-Jungfrauen seinen begehrt, selbst wenn der Gang allmählich "breit in der Spur und diagonal" geworden sei.

Einer der Trumpf-Asse des Sonnenballs, Wolfgang Borho, besser bekannt als "WoBo", lud als begnadeter Musikprofessor zum Liederabend "Das gepflegte Lied zu später Stunde" ein. Da ihn der chinesische Pianist versetzt hatte, begleitete er sich sowohl bei Schuberts "Die Winterreise", als auch bei genialen Variationen zum hitverdächtigen Thema "Atemlos" auf begeisternde Weise selbst.

"Handyman" Markus Kaupp, ausgestattet mit einer Hightech-Multifunktionsanlage und per Video mit zahlreichen örtlichen WhatsApp-Stationen verbunden, richtete sein lokalkoloriertes Objektiv auf höchst interessante Statistiken. "Wichtig isch, dass du ständig online bisch".

Nachdem die mehrfach preisgekrönte Solotänzerin Savina Weigold eine begeisternde Kostprobe ihres Repertoires auf die Bretter der kleinen Bühne gelegt hatte, stieg Altmeister Hans-Peter Fetz in die Bütt. Der "Syrer aus der Fege" meinte unverblümt, seit er den Fetz als Sprachlehrer habe, schwätze er trotz allem Respekt, fließend Dialekt. Dem "Syrer" stießen lokalkoloriert zahlreiche Ungereimtheiten auf. "I woaß it wieso es bei de Minis im Sulzbe soviel Meidli git, so sexy sin doch die zwei Pfarrer nit".

Die in die Jahre gekommenen "Zwei Damen" (Felicitas Klaussner und Traude Srdinko) stellten anfangs zwar fest, "wenn du nicht mehr den Frühling spürst, merkst man, dass du älter wirst". Auch die Wärmeflasche fürs kalte Bett werde öfters benötigt. Dabei rockten die beiden zum Schluss zum Hit "Rock me heut Nacht" wie entfesselt die Bühne.

Unter Gitarrenbegleitung von Markus Kaupp ("Oh, warum wollen die Kinder so viel wissen") stellte die Ministranten-Rasselbande überaus peinliche Fragen. "Muss ich trotzdem Hundesteuer zahlen, auch wenn mein Hund nicht bellt" oder "kann man als Pfarrer auch nachmittags in die Kirche gehen und morgens etwas später aufstehen". "WoBo-Co-Produzentin Uta Borho fragte als "Strich in der Landschaft": "Habt ihr gemerkt, dass ich letztes Jahr eine Diät machte? – Mein Mann auch nicht!" Bei dem pointenreichen Diätplan habe sie wiederholt "tote Männchen" gesehen, im Minutentakt "Pipi" machen müssen und nach einem Durchfallanfall habe die Toilette generalsaniert werden müssen.

Mit exzellenter, handgemachter Musik glossierte der "Betroffenheitsmusiker" Dominik King mit Gitarre pointenreich nicht nur das Land "wo die Rosen wachsen", sondern auch die Fischtreppe im Lauterbacher Tal bis hin zum heimischen "Hausputz". Alleinunterhalter "Tommy" heizte in bewährter Weise den Stimmungspegel pausenlos an.