Gelächter in Sulzbach: Das Publikum war von Kabarettist Martin Wangler begeistert und spendete viel Applaus. In seiner Rolle als Fidelius Waldvogel gab er Rita Fehrenbacher ein Stück seines Specks ab – aber bloß "a Muggeseggele". Auch bei "Break the Silence" war das Zelt voll. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Jubiläum des Junggesellenvereins geht es rund / Bizarre Heimatgeschichten

Von Lothar Herzog

Lauterbach-Sulzbach. Von wegen, nur in der Stadt pulsiert das Leben. Fidelius Waldvogel ist der lebende Gegenbeweis: Die Städter müssen aufs Land kommen, um zu sehen, wie es da abgeht. Ihr 111. Jubiläum feierten die Junggesellen Sulzbach mit einem dreitägigen Fest.

Und am Freitagabend ging es im Zelt am Wurstwald gleich mit einem Kracher los. Martin Wangler, Schauspieler (Die Fallers), Kabarettist und Sänger, trat in der Rolle des Fidelius Waldvogel auf. Die rund 300 Besucher im rappelvollen Festzelt erlebten einen beseelten Abend, bei dem sie allerhand zum Lachen hatten.

Zugegeben, eine Portion Humor musste man schon mitbringen, um dem in Breitnau im Hochschwarzwald geborenen Ur-Schwarzwälder nichts übel zu nehmen. Denn die Fingernägel mit dem Speckmesser zu säubern, ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Treffender gesagt: jeder Frau. Denn Fidelius bot Rita Fehrenbacher "a Muggeseggele" von seinem Hausspeck zur Kostprobe an. Glaubhaft versichert er, dass ihm nur Speck über Heimweh hinweghelfe. Und Letzteres beginne bei ihm schon, wenn er den Kirchturm von Breitnau nicht mehr sehe.

Trotzdem sei er kein Weichei, sondern ein Kerl wie ein Baum. Er wisse, wo der Bartel den Most hole, wie eine Sense gedengelt und eine Tanne gefällt werde: mit Sti(h)l natürlich. Er redete viel über seine Heimatidylle Breitnau, in dem die Infrastruktur sich dem Wandel der Zeit zwangsweise anpasse und mancher Laden eine andere Nutzung erfahre. Die Bäuerinnen fahren zum Shopping nach Mailand, um die Sommerkollektion auf dem Traktor beim Heuwenden zu präsentieren.

Zwischendurch stimmte er mit Gitarre und Akkordeon selbstgetextete Lieder an, und spätestens beim "Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum" sang die Besucherschar mit. Ausführlich, vom Todesschuss des Schweins bis zum Blutrühren und Speck schneiden für die Schwarzwurst, parodierte Fidelius eine alte Hausschlachtung in allen Einzelheiten in gereimter Form.

Je weiter der Abend fortschritt, desto skurriler wurden seine Geschichten. Während andere Jungs mit dem Cabrio in die Disco fahren, konkurriert Fidelius mit seinem Schlepper mit Joystick, GPS, Display und Hightech-Sitz. Doch am Ende steigt das Mädel ins Auto. In dem Lied "Keine Weiber, kein G'schrei" sucht er Trost und verliebt sich unsterblich in das Huhn Hilde. Weil das Tier seine Liebe nicht erwidert, kommt es in den Kochtopf. Doch vier Wochen Hühnerbrühe hinterlassen Wirkung: Fidelius mutiert zum Hahn und beginnt zu krähen und zu gackern. Wieder zurück im richtigen Leben und mit Applaus überschüttet, bedankt er sich beinahe errötend: "Ich bin schon zehn Jahre auf der Bühne. Aber was ich heute bei euch erlebt habe, hätte ich nicht für möglich gehalten. Die Städter müssen aufs Land kommen, da geht die Post ab."

Das Stillschweigen im Wurstwald wurde auch am Samstag beim "Break the Silence" gebrochen. Zwei DJs legten in ohrenbetäubender Lautstärke Rock, Pop, House und Elektro auf. Wer es ruhiger haben wollte, zog sich in den Chill-out-Bereich zurück.