Wolfgang Borho (Wobo) orakelte zu fließenden Lachtränen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sonnenball: "Kur-Miezen" bekennen: Schokolade ist Obst, und drei Wahlfahrerinnen suchen einen Mann

Lauterbach. Beim Sonnenball musste vorab krankheitsbedingt kräftig improvisiert werden. Doch das begeisternde Programm bewies, dass stets genügend närrisches Potenzial vorhanden ist.

Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Kirchengemeinde, Rafael Siebler, packte seine Begrüßung in eine treffsichere, punktgenaue Büttenrede. Er teilte mit, dass auch bei der Moderation kurzfristig umdisponiert werden musste. So musste Dr. Spielchen (Patrick Held) direkt vom Operationstisch weggelotst und in aller Eile auch seine Schwester Barbara (Thomas Storz) bemüht werden. Zu diesem Zeitpunkt rannen Alleinunterhalter "Tommy", ob seines pausenlosen Anheizens, bereits die Schweißperlen von der Stirn. Tochter Savina, ehemalige deutsche Meisterin im Videoclip-Dancing und seit rund zehn Jahren regelmäßig beim Sonnenball auf der Bühne, meinte: "Ich finde den Sonnenball super toll und es macht Spaß dabei zu sein". Bei ihrer ersten, atemberaubenden Choreografie blieb einem im wahrsten Sinne des Wortes "die Spucke weg".

Die beiden "Kur-Miezen" (Traude Srdinko und Felicitas Klaussner), "ich habe mich gewogen und bin zu klein", konnten von derlei Geschmeidigkeit nur noch träumen. Daran änderte sich auch nichts, als sie ihr Outfit änderten und hula-hula-treu in bunte Baströckchen schlüpften. Ungeniert bekannten sie: "Solange Kakao auf den Bäumen wächst, ist Schokolade für uns Obst." Ähnlich dürfte auch Wobo (Wolfgang Borho) argumentieren. Dem genialen Garanten für pointenreiche Treffsicherheit ist sein maskuliner Waschbrettbauch augenscheinlich abhandengekommen. Als "Ali Ben Ali" orakelte er direkt aus der handbetriebenen Kaffeemühle. Obwohl er selbst allgemein fließende Lachtränen unterdrücken konnte, blieb er doch stets unbeirrt dem Orakel treu: "Hurra es ist soweit, es ist Narrenzeit. Baust du im Bach eine Fischtreppe hin, brauchst du Fische drin, sonst macht es keinen Sinn."

Fischte Wobo gelegentlich noch im trüben, lokalkolorierten Kakao, wurde sein eheliches Pendant Uta als bedauernswerte Musiklehrerin schon deutlicher. Allzu deutlich plauderte sie aus dem Nähkästchen und das restlos begeisterte Publikum sang im Refrain mit: "Ja, als Musikerin hat man’s schwer, manchmal weniger, manchmal mehr". "Der Unentschlossene" (Dominic King) bekannte "I hab kei eigene Meinung, kasch mei Frau froga". Bei seinem "Fischtrepp-Rap" flippte das Publikum schier aus. "O Sonnaball, o Sonnaball o o o jeder Tag mit dir war schön". "Der Unentschlossene" durfte, frenetisch gefordert, nicht ohne Zugabe von der Bühne und hatte "ganz entschlossen" eine Zugabe vorbereitet: "Loss doch Fasnet sei – und schenk mir nochmals ei".

Nach einer weiteren fetzigen Videoclip-Dancing-Einlage von Savina Weigold gestaltete sich der Einzug von schwarz gekleideten "drei Wallfahrerinnen" (Daniela Pfundstein, Traude Srdinko und Felicitas Klaussner) zu einem ergötzlichen Kontrastprogramm. Ihr größtes Problem war, daheim ganz allein ohne einen Mann zu sein. Kniend flehten sie: "Oh Heiliger, sei doch gnädig zu uns un schenk uns an Ma. Du bisch unsere Hoffnung, guck uns doch a".

Auf dem Zimmer der Ministranten herrschte ein gehöriges Tohuwabohu, als ihr Leiter (Dominic King) eintrudelte und in die Saiten seiner Gitarre griff. Der Refrain hätte nicht besser beendet werden können: "…der Tag war schön, so viel ist heut geschehen, bestimmt gibt’s auch nächstes Jahr ein Wiederseh’n".