Foto: Leif Piechowski

Landesausstellung „Die Welt der Kelten, Zentren der Macht – Kostbarkeiten der Kunst“ öffnet am Samstag – 1300 Exponate belegen den kulturellen Reichtum.

Stuttgart - Die 1300 Exponate der Landesausstellung sind Leihgaben aus 14 Ländern von 136 Leihgebern. „Wir konnten das Beste aus Museen von Schottland bis Bulgarien zusammentragen“, sagt Cornelia Ewigleben, Direktorin des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart.

Die Kostbarkeiten verteilen sich thematisch geordnet in zwei Gebäuden. Das Kunstgebäude zeigt die Ausstellung „Zentren der Macht“. Dort geht es um die Entwicklung der keltischen Zivilisation in Mittel- und Westeuropa vom 8. Jahrhundert bis zum 1. Jahrhundert vor Christus. Dokumentiert wird das tägliche Leben, die Wirtschaftsweisen, Handelsbeziehungen, technologische Innovationen, Religion und Gesellschaftsordnung. Im Zentrum dabei stehen die sogenannten Fürstensitze der frühkeltischen Elite im 6. und 5. Jahrhundert vor Christus und die Entstehung der als Oppida bezeichneten spätkeltischen Stadtanlagen des 2. und 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Gezeigt werden dabei auch spektakuläre Neufunde.

Die Kelten schnitten ihren Gegnern nach gewonnener Schlacht das Haupt ab

Zu den Besonderheiten zählen die Glasschale von Ihringen, die aus dem Vorderen Orient stammt, das Trinkhorn aus dem Prunkgrab von Kappel oder das neue Fürstinnengrab aus dem Umfeld der Heuneburg. Gezeigt werden auch die Quellen des keltischen Reichtums: der Handel mit Salz, das zur Konservierung von Fleisch und zur Produktion von Leder unerlässlich war, und die Produktion und Verarbeitung des keltischen Exportschlagers: Eisen. Eine Vitrine zeigt die 5,5 Kilogramm schweren Pyramiden- und die länglichen Schwertbarren. Per Schiff wurden sie über Rhein, Rhône und Donau in entfernte Länder exportiert.

Auch Schädel zieren die Ausstellung. Sie belegen einen vom Feind der Eisenhersteller als unangenehm empfundenen Brauch: Die Kelten schnitten ihren Gegnern nach gewonnener Schlacht das Haupt ab und hängten es an den Gürtel oder ans Pferd. Das verlieh dem siegreichen Krieger aber nicht nur das gewisse Etwas. „Vermutlich sollte dadurch die Kraft des Besiegten auf den Recken übergehen“, sagt Barbara Thieme, Kuratorin von „Zentren der Macht“.

„Tapfer, pfiffig, einfach stark! Die Kelten im Jungen Schloss“ für Kinder

Hochkarätig sind die Gegenstände im Ausstellungsteil „Kostbarkeiten der Kunst“ im dritten Stock des Alten Schlosses: kostbarer Schmuck, reich verzierte Gebrauchsgegenstände aus Bronze, Eisen, Silber und Gold. Grabbeigaben und kultische Objekte sind Meisterwerke keltischer Künstler. Diese hatten durch weitreichende Handelsbeziehungen kulturelle Einflüsse aus Südeuropa – Globalisierung war schon damals nichts Neues – aufgenommen, jedoch nicht kopiert, sondern eigenständig weiterentwickelt. Zu den Prunkstücken gehören die Ausstattung des Fürstengrabs von Hochdorf mit dem bronzenen Totenbett des Fürsten, der Goldschatz vor Erstfeld im Schweizer Kanton Uri, dessen goldene Halsringe Menschen, Tiere und Fabelwesen zeigen, der Krieger von Hirschlanden, der als älteste menschenähnliche Großplastik nördlich der Alpen gilt, oder der Silberring von Trichtingen, über dessen Funktion die Wissenschaft immer noch rätselt. Erstmals außerhalb Schottlands zu sehen ist die Ponykappe von Torrs, ein bronzener Kopfschutz für Ponys aus den Jahren um 200 vor Christus. Modische, bunte Glasarmringe aus der Umgebung der Schweizer Hauptstadt Bern wurden ebenfalls um 200 vor Christus gefertigt. Die Technik ihrer Herstellung ist der Wissenschaft ebenfalls ein Rätsel.

Parallel zur Großen Landesausstellung präsentiert das Junge Schloss die Ausstellung „Tapfer, pfiffig, einfach stark! Die Kelten im Jungen Schloss“ für Kinder. Sie richtet sich an die Altersgruppe zwischen vier und zehn Jahren. Dort lernen die Kleinen unter anderem den Umgang mit dem Blasebalg, um sich mit Werkzeug und Lederschürze wie ein keltischer Schmied zu fühlen. Auch keltischen Schmuck können Kinder nach Originalvorlagen herstellen.

Die Große Landesausstellung „Die Welt der Kelten, Zentren der Macht – Kostbarkeiten der Kunst“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck in Kunstgebäude und Altem Schloss ist von Samstag, 15. September, bis 17. Februar 2013 Dienstag, Mittwoch und Freitag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr, geöffnet. Der Eintritt kostet 15 Euro. Ermäßigt: 13 Euro. Kinder bis fünf Jahre frei.