Das alte Reichswaisenhaus am Altvater steht seit einiger Zeit nahezu leer. Foto: Archiv

Kehler Architekt fühlt sich bei Verhandlungen um das Areal am Altvater übergangen.

Lahr - Wie geht es mit dem Reichswaisenhaus weiter? Diese Frage stellt sich seit geraumer Zeit. Eine Antwort ist nun möglicherweise gefunden, der Trägerverein verhandelt mit einem Investor. Ein anderer Bewerber, der Kehler Architekt Jürgen Grossmann, ist darüber verärgert und erhebt Vorwürfe.

Seit Jahren herrscht gähnende Leere auf dem Areal am Altvater. Einst das erste Reichswaisenhaus, beherbergte es für die Awo später ein Mädchenheim mit angegliedertem Ausbildungsbetrieb. Derzeit befindet sich noch ein Kindergarten auf dem Areal, ansonsten steht es leer. Das könnte sich allerdings bald ändern. Ein möglicher Investor für das 6,5 Hektar große Areal ist gefunden, die in Baden-Baden ansässige Firma Bauwert. Gegenüber unserer Zeitung erklärte Jörg Uffelmann, Vorsitzender des Vereins Erstes Deutsches Reichswaisenhaus: »Wir sind in einer Endphase der Verhandlungen«.

Der geplante Verkauf des Areals sorgt allerdings für Unmut, denn ein anderer potenzieller Investor fühlt sich übergangen: Jürgen Grossmann, Architekt aus Kehl, der in Lahr bereits einige Projekte realisiert hat. In einem Brief an Uffelmann, der unserer Redaktion vorliegt, erhebt er Vorwürfe, die er im Gespräch noch einmal bekräftigte.

Schon 2011 habe er damit begonnen, wichtige Treffen – unter anderem mit dem Denkmalamt – zu initiieren und Pläne für das Areal auszuarbeiten. Grossmann spricht zudem von einer mündlichen Zusage, die er Ende des vergangenen Jahres erhalten habe. Ihm sei mitgeteilt worden, dass die Grossman Group die Entwicklung des Areals übernehmen solle – sofern bestimmte Bedingungen im Vorfeld erfüllt würden.

Verein in Entscheidung frei

Das, so Grossmann, habe sein Haus getan. Überraschend habe er nach einiger Zeit erfahren müssen, dass der Verein sich für einen anderen Investor entschieden hätte. Von nun an sei ausschließlich mit Bauwert verhandelt worden, obwohl Bauwert-Geschäftsführer Uwe Birk schon Monate zuvor erklärt habe, er hätte an dem Projekt kein Interesse. Offenbar sei die Städtische Wohnungsbaugesellschaft an Birk herangetreten und habe ihn um eine Beteiligung am Projekt gebeten. Birk habe ihm dies erzählt, erklärt Grossmann weiter.

Uffelmann weist die Vorwürfe zurück und spricht von normalen Verhandlungen. Als bekannt geworden sei, dass das Areal verkauft werden soll, seien »zahlreiche Interessenten« an ihn herangetreten. Zunächst hätten sich Grossmann und Bauwert hervorgetan – und schließlich musste der Verein eine Entscheidung treffen. Diese sei bei einer Versammlung des Trägervereins einhellig für Bauwert gefallen, deren Konzept mehr überzeugt habe. Zu dem Zeitpunkt, als Grossmann ein schriftliches Angebot eingereicht habe, sei Bauwert wieder im Spiel gewesen. Eine Konkurrenzsituation gehöre bei Verhandlungen dazu.

»Ich verstehe Grossmanns Enttäuschung«, erklärt Uffelmann. Er müsse aber auch Verständnis dafür haben, dass der Verein in seiner Entscheidung frei sei.

Allen Querelen zum Trotz bleibt ein Wunsch des Trägervereins: »Wir möchten, dass da oben städtebaulich etwas Schönes entsteht«, so Uffelmann. Das wird nicht sofort geschehen. Denn erst einmal muss der Bebauungsplan geändert werden – und die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss kommen.