Jetzt ist es amtlich: Das überfahrene Tier an der A5 war ein Wolf. Foto: FVA/dpa

Nach Kadaver-Fund an A 5 bei Lahr: DNA-Untersuchung bestätigt Verdacht. Wölfe nach 150 Jahren zurück im Südwesten.

Stuttgart/Lahr - Der Fund war eine Sensation und nun ist es Gewissheit: Das in der Nähe von Lahr (Ortenaukreis) überfahrene Tier war tatsächlich ein Wolf. Das sei das Ergebnis einer DNA-Untersuchung der Frankfurter Senckenberg Gesellschaft für Naturkunde, teilte Naturschutzminister Alexander Bonde (Grüne) am Montag in Stuttgart mit. Der Rüde ist damit der erste im deutschen Südwesten nachgewiesene Wolf seit seiner Ausrottung hier vor gut 150 Jahren. Nachdem er in den vergangenen Jahren in immer mehr Bundesländer gekommen ist, wird der Wolf schon lange auch in Baden-Württemberg zurückerwartet.

Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob der Wolf aus der Schweiz oder aus Frankreich eingewandert war. Auch liefen noch Tests zum Alter und Gesundheitszustand des Tieres, sagte Bonde. Das Land werde nun als nächsten Schritt „die Koordinationsgruppe Wolf“ einberufen, diese über die Untersuchungsergebnisse informieren und auf dem Laufenden halten. In der Arbeitsgruppe sind die Naturschutzbehörden wie auch Naturschutz-, Jagd- und Landnutzerverbände vertreten.

Freude und Sorgenfalten beim Naturschutzbund

„Ich freue mich, gleichzeitig treibt es uns auch die Sorgenfalten auf die Stirn“, sagte der Vorsitzende des Naturschutzbundes Nabu Baden-Württemberg, André Baumann. Vor allem die Sorgen der Schäfer müssten ernstgenommen werden, ebenso wie die Bedenken der Bürger. „Die Angst vor dem Märchenwolf sitzt tief in der deutschen Volksseele.“

Der Wolf sei aber weder ein böser Märchenwolf - allerdings auch keinesfalls ein Kuscheltier. „Er ist ein Wildtier, dass sich von Rehen und Wildschweinen ernährt, aber nicht von Nüssen und Beeren.“ Der Fund es toten Wolfes sei eine Vorwarnung, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Nun müsse der bestehende „Handlungsleitfaden Wolf“ mit Leben gefüllt und das weitere Vorgehen mit allen Betroffenen wie etwa auch Bauern und Jägern besprochen werden.

Schaden von Schäfern abwenden

Es gelte nun, sich auf den ersten lebenden Wolf im Land einzurichten, betonte auch Baumann. Wichtig sei dann vor allem, Schaden von den Schäfern abzuwenden. Herdenschutzzäune müssten errichtet und die Schäfer mit speziellen Herdenschutzhunden ausgerüstet werden, die die Schafe im Zweifelsfall vor Angriffen verteidigen könnten.

Grün-Rot habe dafür erst im Herbst 2014 rund 200.000 Euro zur Vorbereitung auf den Wolf in Baden-Württemberg in den Doppelhaushalt 2015/2016 eingestellt, sagte Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag. Damit werde ein Projekt speziell für Schäfer und andere Tierhalter gefördert. „Schäfer sind wichtige Partner der Landschaftspflege und des Naturschutzes. Deshalb ist für den Fall von Wolfsvorkommen eine gute Kooperation im Interesse des Naturschutzes sehr wichtig.“

Ein sogenannter Wolfsriss-Fonds sei eingerichtet, sagte Baumann. Dieser werde nun mit entsprechenden Mitteln ausgestattet, damit Schäfer später für ein gerissenes Tier schnell und unbürokratisch entschädigt werden könnten.

Der tote Wolf war vor zwei Wochen neben der Autobahn 5 gefunden worden. Das bislang letzte Exemplar in Württemberg wurde 1847 erlegt, das letzte badische 1866 bei Zwingenberg im Odenwald.