Grafik: Bauwert

Investor speckt Plan auf 150 Wohnungen ab. Gemeinderat macht Weg frei. Bedenken wegen des Verkehrs.

Lahr - Das Bauprojekt auf dem Areal Reichswaisenhaus hat eine wichtige Hürde genommen: Der Gemeinderat hat gestern mit großer Mehrheit den Weg für die Bebauungsplanänderung freigemacht.

Im Technischen Ausschuss fiel die Abstimmung mit acht zu sechs Stimmen noch relativ knapp aus. Im Gemeinderat gab es dagegen 24 Stimmen dafür, dass der Bebauungsplan "Altenberg" geändert wird, was Voraussetzung für eine Verwirklichung des Projekts ist. Acht Gemeinderatsmitglieder stimmten dagegen, neben den drei anwesenden Grünen-Stadträten und Lukas Oßwald (Linke Linke) waren das Roland Wagenmann, Klaus Girstl, Rolf Mauch und Klaus Schwarzwälder von den Freien Wählern.

Investor Uwe Birk von dem Baden-Badener Unternehmen Bauwert hatte zuvor deutlich gemacht, dass er auf Kritik reagiert und seine Pläne abgespeckt habe: Von 205 seien 150 Wohnungen übrig geblieben, davon im unteren Bereich noch rund 14 Einfamilienhäuser und zwei Doppelhaushälften. Auch die beiden äußeren Wohnhäuser neben den Bestandsgebäuden im oberen Bereich habe man in der Breite reduziert. Dort sind acht Mehrfamilienhäuser und eine Kita geplant. Das Freiburger Büro Fichtner erläuterte, dass trotz des neuen Baugebiets in punkto Verkehr Kapazitätsreserven vorhanden seien. Gegen bereits jetzt schon vorhandene Probleme könne man etwas tun. So könne man die Bürklinstraße zur Bewohnerparkzone machen.

"Dass das ein sensibles Gebiet ist, war uns allen klar", sagte Roland Hirsch (SPD) mit Blick auf die zahlreichen Zuhörer bei der Gemeinderatssitzung. Der Fraktionsvorsitzende lobte ausdrücklich die Planungsänderungen. Mit der Bebauung gehe eine Aufwertung des gesamten Areals einher, deshalb stimme seine Fraktion unter Voraussetzungen für das Projekt: Unter anderem müssten die Maßnahmen zur Verkehrssicherheit verwirklicht und der Naturschutz berücksichtigt werden. Für die Gesamtstadt, besonders aber für die Oststadt, müsse ein Verkehrsgutachten erarbeitet werden. "Die Bebauung muss aus einem Guss realisiert werden, um Beeinträchtigungen der Anwohner so gering wie möglich zu halten", forderte Hirsch.

"Die CDU ist grundsätzlich damit einverstanden, dass dort gebaut wird", sagte Ilona Rompel. Die ursprünglich geplante Bebauung sei "viel zu massiv" gewesen – "in der Mitte ist sie das immer noch", fügte die Fraktionsvorsitzende hinzu. Ein wichtiger Punkt sei der Verkehr. Deshalb befürwortete es Rompel, dass in der Bürklinstraße nur noch Anwohnerparken möglich ist. Wichtig sei auch das Thema Abwasser: Das vorhandene Kanalnetz sei nicht in der Lage, zusätzliches Wasser abzuleiten. Hier sei der Investor in der Pflicht. "Wir wollen heute den Weg frei machen. Aber wir werden genau kontrollieren, was gemacht wird", betonte Rompel.

Annerose Deusch (Freie Wähler) machte deutlich, dass sich ihre Fraktion sehr schwer mit einer Entscheidung tue. Man sei nicht grundsätzlich gegen die Bebauung, habe aber eine Reihe von Bedenken – so den Baustellenverkehr, den Verkehr überhaupt und das noch nicht gelöste Abwasserproblem.

Grundsätzlich gegen die Bebauung ist dagegen nach wie vor Claus Vollmer (Grüne). "Dadurch wird ein einzigartiges und schönes Landschaftsbild zerstört", betonte er. Ein Problem seien nicht nur der Verkehr und die Abholzung von Wald, sondern auch die durch die Bebauung unzureichenden Kaltluftschneisen. "Dieses Baugebiet darf nicht realisiert werden, zum Wohl der Anwohner, der gesamten Nordoststadt, der Natur und nicht zuletzt Ihres gutes Rufs", sagte Vollmer an die Adresse des Investors.

Joachim Volk (FDP) kündigte an, seine Fraktion stimme dem Projekt zu, werde es aber sehr kritisch begleiten. "Es ist unzumutbar, dieses Areal zu bebauen", sagte Lukas Oßwald (Linke Liste). Ein Aspekt sei die Vernichtung von Wald. "In diesen sensiblen Bereich wird durch das Wohngebiet massiv eingegriffen", betonte er.