Beim Empfang im Stadtpark tauschte sich die Botschafterin Marie Gervais-Vidricaire (hintere Reihe, Mitte) unter anderem auch mit kanadischen "Veterans" und Alt-Oberbürgermeister Werner Dietz (hintere Reihe, zweiter von rechts) aus. Foto: Baublies

Kanadische Botschafterin ist am Nationalfeiertag ihres Heimatlandes zu Besuch. Arbeitskräfte sollen leichter Fuß fassen.

Lahr - Marie Gervais-Vidricaire, kanadische Botschafterin, hat Lahr gestern einen Besuch abgestattet und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Der Zeitpunkt ihres Kommens ehrte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller sehr, war doch gestern der kanadische Nationalfeiertag.

Es war das erste Mal, dass die Botschafterin den Weg nach Lahr gefunden hat. »Ich war sehr neugierig, schließlich hatte ich schon viel von Lahr gehört.« Im Vergleich zu den Veranstaltungen am Nationalfeiertag in den großen Städten Kanadas, fiel ihre Feier gestern zwar kleiner aus – gefallen hat es ihr aber trotzdem: »Lahr ist eine sehr schöne Stadt«, sagte sie am Nachmittag, nachdem sie sich vor dem Kanadadenkmal am Rathaus I ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte.

Wie in Kanada auch kommen in Lahr viele verschiedene Kulturen zusammen – »es ist schön zu hören, dass es in Lahr auch gut funktioniert«.Bis dahin hatte Gervais-Vidricaire bereits viel von der Umgebung gesehen. Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister startete sie ihre Tour in Richtung Langenhard, dem früheren Übungsgelände der kanadischen Streitkräfte.

Von dort ging es zum ehemaligen Offizierskasino und Kasernengelände, zur Lester-Pearson-Straße und zum Friedhof. Dort legte sie am kanadischen Gräberfeld einen Kranz nieder. Weiter ging es zum Schutterlindenberg, von wo aus sie das Flugplatzgelände in Augenschein nahm. »Der Abzug der Kanadier war ein schwerer Schlag für Lahr«, sagte der Oberbürgermeister. »Es wurden Lahr aber auch neue Entwicklungsmöglichkeiten geschenkt.« So gebe es auf dem Flugplatzgelände inzwischen mehr als 3700 Arbeitsplätze.

Arbeitskräfte sollen es leichter haben Fuß zu fassen

Vom Schutterlindenberg konnte die Botschafterin auch Frankreich sehen und die Schweiz – zumindest in Konturen – erkennen. Die trinationale Metropolregion war auch Thema bei einem Treffen in der Hauptgeschäftsstelle der IHK Südlicher Oberrhein.Dort sprach Gervais-Vidricaire mit Unternehmern aus Lahr und der Ortenau. Steffen Auer, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, begrüßte die Botschafterin und erklärte ihr, wie wichtig Kanada auch für die Wirtschaft der Region ist.

Unter anderem hätten auch Grohe, Herrenknecht und Schaeffler Niederlassungen in Kanada. Besonderes Augenmerk lag auf dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada, CETA. Die Botschafterin sagte, dass CETA schnellstmöglich in Kraft treten soll. Sie sieht für Kanada und die EU-Staaten viele Vorteile, besonders für die Wirtschaft, zum Beispiel durch die Abschaffung von Zöllen.

Aber auch Arbeitskräfte sollen es leichter haben, auf dem anderen Kontinent Fuß zu fassen. Detlef Engler, leitender Beauftragter für Investitionen an der Botschaft Kanadas, versicherte, dass in dem 1624 Seiten starken Abkommen Produkte wie der Schwarzwälder Schinken vertraglich geschützt seien. Hartmut Reichl, Ministerialdirigent im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg, bezeichnete Kanada als Partner auf Augenhöhe in Sachen Technologie.

Am Abend gab es zum Abschluss einen Empfang im Stadtgarten. Gervais-Vidricaire scheint der Besuch gefallen zu haben: »Es war zwar das erste, aber hoffentlich nicht das letzte Mal, dass ich Lahr besuche.«