Freiberufliche Hebammen helfen Müttern nicht nur, ihr Baby zur Welt zu bringen, sie beraten und begleiten vor und nach der Geburt. Doch wird ihre Arbeit immer unrentabler. Foto: Symbolfoto: Kraufmann

Auch in Lahr warten Geburtshelferinnen mit Spannung auf politische Signale. Zahl der Freiberuflichen sinkt.

Lahr - Seit mehreren Jahren machen steigende Haftpflichtprämien und sinkende Bezahlung die Arbeit der freiberuflichen Hebammen nahezu unrentabel. Neuen Schwung in die Debatte um ihre Situation könnte eine Initiative des Bundesrats bringen. Auch die Lahrer Hebammenschule hofft auf einen Erfolg.

In diesem Jahr hat sich eine weitere Versicherungsgesellschaft aus der Haftpflichtversicherung für Hebammen zurückgezogen, nachdem dies schon einmal vor drei Jahren geschehen war. Der Markt für Haftpflichtversicherungen dieser Berufsgruppe konzentriert sich also zunehmend, ein Faktor, der die Prämien weiter in die Höhe treibt. Der zuständige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) scheint nach ersten Verlautbarungen von gestern jedenfalls einer Lösungssuche zusammen mit Krankenkassen, Versicherungen und Berufsverbänden aufgeschlossen zu sein.

Auch in Lahr warten Hebammen gespannt auf das Ergebnis der Initiative. Meike Kolfenbach leitet zusammen mit einer Kollegin die Hebammenschule in Lahr. Sie weiß Bescheid über die Positionierung der Landtagsabgeordneten Thomas Marwein und Sandra Boser (beide Grüne), die sich der Bundesratsinitiative angeschlossen haben. Sie fordern eine bessere Vergütung der freiberuflichen Hebammen und eine politisch wirksame Bremse der Prämienerhöhungen bei den Versicherern.

Die Idee: Entweder eine erweiterte Trägerhaftung (die Haftung läge also nicht allein bei der Hebamme) oder ein steuerfinanzierter Haftungsfonds für alle Schäden, die über eine fallbezogene Haftungshöhe hinausgehen. Was das im Klartext bedeutet, kann Kolfenbach erklären. »Im Moment liegt die Haftungshöhe bei sechs Millionen Euro. Gäbe es einen steuerfinanzierten Fonds für alles, was darüber hinaus geht, dann können die Versicherungen die Prämien nicht einfach weiter unbegrenzt erhöhen.«Kolfenbach schöpft jedenfalls Hoffnung, dass die neu belebte politische Debatte um die Situation der Hebammen bald zu einer Lösung des Problems führt.

Sie hat aber auch die Folgen des bisherigen politischen Stillstands vor Ort im Blick: »In Lahr gibt es keine freiberufliche Hebamme mehr, das Einzugsgebiet ist zu klein. Und vor einigen Jahren hat das Geburtshaus in Offenburg geschlossen«, sagt sie. Nur noch zwei Kolleginnen in Offenburg nähmen regelmäßig Geburtsbetreuungen im Lahrer Raum an, nur noch eine Hebamme aus dem Ettenheimer Raum komme ab und zu nach Lahr.

Und wie geht es der Hebammenschule? »Wir bilden alle drei Jahre aus. Vor drei Jahren hatten wir noch um die 300 Bewerberinnen, für April 2014 sind es etwa 140«, so ihre Bilanz. Zwar sei die Hebammenschule auch damit völlig ausgebucht, doch zeige die schrumpfende Bewerberinnenzahl, dass auch in der Region um Lahr immer weniger junge Frauen es wagen, diesen Beruf zu ergreifen.

Pro Jahr, so Kolfenbach, sinke die Zahl der freiberuflichen Hebammen bundesweit um 20 Prozent. Hinzu komme, dass Hebammen immer kürzer in ihrem Beruf verbleiben. »Es gibt nur ganz wenige Hebammen um die 30«, beobachtet sie. Die meisten ihrer Kolleginnen seien älter.