Ralf Bausch (links) und Götz Otto präsentieren gemeinsam das Buchcover. Foto: privat

Für den Interviewband "Und dann kam Karl May" hat Ralf Bausch mit viel Prominenz geredet.

Lahr - Früher war Ralf Bauschs Kinderzimmer voll mit Postern von Winnetou, Old Shatterhand und Co. Nun, 38 Jahre später, ist sein erstes Buch zum Thema erschienen. Dank des Interviewbands "Und dann kam Karl May" sprach er nicht nur mit berühmten Schauspielern, er gewann mit Marie Versini auch eine enge Freundin.

Die Leidenschaft für Karl May ist auch heute noch in der Wohnung Ralf Bauschs in Sulz allgegenwärtig. Autogrammkarten, Poster, Pappaufsteller in Lebensgröße von Lex Barker und Pierre Brice – all das lässt echte Winnetou-Atmosphäre aufkommen. "1974 habe ich 'Der Schatz im Silbersee' gesehen", erinnert sich der 47-Jährige. "Bei anderen Western kamen Indianer meist nicht gut weg, und dann kam Pierre Brice, und ich war baff. Da hat einfach alles gepasst." Bausch sammelt als Kind alles, was er in die Hände bekommt, und das Thema lässt ihn nicht los.

Vor vier Jahren wurde die Idee zum Buch entwickelt

Vor vier Jahren lernt der Kaufmann und technische Fachwirt, der in seiner Freizeit bereits Musik aufgenommen hatte, Jutta Laroche kennen. Mit der Schriftstellerin historischer Romane und Autorin beim Magazin "Karl May & Co" verbinden ihn zwei Dinge: Die Liebe zum Werk des berühmten Schriftstellers und die Leidenschaft für Geschichte. Den beiden kommt die Idee, beides in einem Buch zusammenzuführen. Dafür möchte Bausch Personen, die in Karl-May-Filmen und -Aufführungen involviert waren oder sind, interviewen. "Karl May sollte aber nur das verbindende Element darstellen, niemand will ja nur über dieses eine Thema reden oder auf eine Rolle festgelegt werden", erklärt Bausch. Das erklärte Ziel sei gewesen, über die Form des Interviews kleine Biografien anzufertigen, inklusive vielen Informationen über Film- und Musikgeschichte. Bausch soll die Gespräche führen, Laroche anschließend die Interviews in Form bringen.

Bauschs erster Kontakt kommt zu Marie Versini zustande, die er erst bei den Karl-May-Festspielen und später auf einer Premiere kennenlernt – der Beginn einer Freundschaft, die bis heute anhält. "Sie war sofort begeistert von der Idee und lud mich gleich zum Interview nach Paris ein, das werde ich niemals vergessen", sagt Bausch. Die beiden verstehen sich hervorragend, Versini wird sogar Patin des Fohlens "Floyd", einem Pferd von Bauschs Ehefrau Susanne.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erinnert sich die Schauspielerin noch gut daran, wie die Freundschaft und die Arbeit an dem Buch anfing: "Ich war so glücklich darüber, auch über etwas anderes Auskunft geben zu können als über Nscho-tschi, ich bin ja seit mehr als 50 Jahren Winnetous Schwester", sagt Versini. Es sei das Besondere des Buches, dass es Themen aufgreife, die sich aus Karl May heraus ergeben. "Zum Beispiel die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Lex Barker und seinem Sohn Christopher, das ist sehr interessant", so Versini, die das Buch natürlich schon gelesen hat. Bausch und Versini haben regelmäßig Kontakt, besuchen sich gegenseitig. "Früher hing Marie als Poster bei mir an der Wand, das muss man sich mal vorstellen, und plötzlich ist man befreundet, wir haben sogar schon einmal Urlaub zusammen gemacht", sagt Bausch. Nun hat Versini das Buch Bauschs signiert bei sich in Paris liegen.

Der Kontakt zu Versini hilft Bausch teils auch bei den weiteren 23 Interviews, die für "Und dann kam Karl May" zustande kamen. Schauspieler, Regisseure und Produzenten von früher und heute sind dabei, darunter illustre Namen wie Mario Adorf, Chris Howland, Martin Semmelrogge, Götz Otto und natürlich Pierre Brice. "Ich habe immer versucht, einen persönlichen Kontakt herzustellen", erzählt Bausch. Martin Semmelrogge, der in Bad Segeberg den Cornel Brinkley gab, hat er zum Beispiel am Hintereingang der Lahrer Stadthalle abgepasst, als der Schauspieler für ein Theaterstück in der Stadt war. "Ich hab ihn gleich angesprochen, ihm die Idee erklärt und gesagt: ›Du hast bis zur Pause Zeit, dir das zu überlegen‹. In der Pause kam Martin raus und sagte: ›Ralf, ich mach es!‹".

Aus einem 20-Minuten-Termin wird ein Fünf-Stunden-Gespräch

Für seinen Termin mit Schauspieler Siegfried Rauch, auch bekannt als Kapitän des "Traumschiffs" und Darsteller Old Shatterhands in der Serie "Mein Freund Winnetou", seien ihm 20 Minuten eingeräumt worden – "daraus wurde ein fünfstündiges Interview, und Rauchs Frau hat uns noch einen Kuchen gebacken." Auch Götz Otto, der in Bad Segeberg bei Karl May mitspielte und als James-Bond-Widersacher in "Der Morgen stirbt nie" bekannt wurde, nimmt sich fast drei Stunden Zeit für ihn, als sie sich vor gut einem Jahr auf dem Münchner Flughafen treffen. "Er war beeindruckt, wie gut vorbereitet ich war", sagt Bausch, der vor den Interviews nächtelang Filme schaut, Biografien liest oder Artikel wälzt, bis er seine Fragen zusammen hatte. Die Treffen fanden meist am Wochenende statt.

Außer mit Pierre Brice und Mario Adorf hat Bausch alle Interviews persönlich geführt. Die beiden Weltstars haben ihm schriftlich geantwortet. "Besonders Adorf hat kein Blatt vor den Mund genommen, es ist eines der interessantesten Interviews geworden", so Bausch.

Nach drei Jahren Arbeit ist "Und dann kam Karl May" im Juli im Verlag Reinhard Marheinecke erschienen.