Besonders schlimm ist es im Bereich Marktstraße/Schlossplatz, unweit der beiden Bäckereien und des "Wurst-Würfels": Anwohner klagen seit einigen Tagen wieder vermehrt über Tauben und deren Kot auf Gebäuden in der Innenstadt. Foto: Archiv

Fütterung der Tiere als Ärgernis. Hat Stadt ein Problem oder nicht? Diskussionen erhält neue Nahrung.

Lahr - Hat die Stadt Lahr ein Taubenproblem oder nicht? Diskutiert, mitunter gestritten, wird darüber schon lange. Nun erhalten die Diskussionen neue Nahrung.

Besonders schlimm ist es im Bereich Marktstraße/Schlossplatz, unweit der beiden Bäckereien und des "Wurst-Würfels": Anwohner klagen seit einigen Tagen wieder vermehrt über Tauben und deren Kot auf Gebäuden in der Innenstadt.

Bis zu zwölf Kilogramm Kot setzt eine Stadttaube im Jahr auf Autos oder Gebäude. Steine und Metall werden vor allem durch die Harnsäure binnen kurzer Zeit angegriffen – von Krankheitserregern wie Salmonellen ganz zu schweigen. Ein Anwohner hat nun sogar beobachtet, dass die Tiere immer wieder zwischen Mitternacht und 7 Uhr von einer noch unbekannten Frau versorgt werden – mit kiloweise Taubenfutter. Bisher handelt es sich aber um einen Verdacht, nachgewiesen werden konnte noch nichts. Und: Vor kurzem soll sich laut Aussage einer Modeboutique-Mitarbeiterin auch eine Ratte ihren Weg durch das Ladengeschäft gebahnt haben. "Das Problem ist einzig die Fütterei. Wenn man die Tiere nicht füttert, sind sie irgendwann weg", so der Anwohner.

Beim Rechts- und Ordnungsamt der Stadt Lahr halte man die Problematik jedoch "für nicht so relevant" – das zumindest behauptet der Anwohner. Er hatte im Bereich Markstraße und Schlossplatz um eine Überwachung gebeten – und schlug Kontrollen außerhalb der bisherigen Zeiten des Kommunalen Ordnungsdiensts (KOD) vor, um so die Täterin auf frischer Tat ertappen zu können. Ihm sei aber gesagt worden, er solle sich der Sache selbst annehmen. "Bis ich die Polizei alarmiert habe und diese eintrifft, ist die Übeltäterin doch längst weg", klagt der Anwohner.

Bürgermeister Guido Schöneboom widerspricht den Behauptungen. Er betonte auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Stadt immer wieder an die Bürger appelliere, nicht zu füttern, aber auch auf Mithilfe angewiesen sei – gerade bei Beobachtungen in der Nacht. "Es ist ein Miteinander", so Schöneboom, "denn auch wir haben kein Interesse an einer Taubenplage."

Das Thema, auch in der Polizeiverordnung der Stadt Lahr verankert, sei aber nicht neu und werde mit dem Rechts- und Ordnungsamt noch einmal aufgegriffen werden. Sollten Personen beim Füttern von Tauben angetroffen werden, gelte es, diese anzusprechen und auf die Ordnungswidrigkeit hinzuweisen. Das Vergehen könne schließlich eine saftige Geldstrafe nach sich ziehen. Oftmals, so Schöneboom, handele es sich um "falsch verstandene Tierliebe", wenn Tauben gefüttert werden.

Das ständige Füttern (über das sich auch Mäuse und Ratten freuen), darauf weist die Stadtverwaltung ausdrücklich hin, veranlasse die Tiere dazu, immer häufiger und auch im Winter zu brüten. So kämen immer mehr Tauben unter schlechten hygienischen Bedingungen zusammen – und Krankheiten könnten sich so seuchenartig ausbreiten. "Das Füttern wild lebender Tauben", heißt es auch im Internet auf der Website der Stadt Lahr, "kann als Tierquälerei bezeichnet werden. Echte Tierliebhaber tun so etwas nicht."