Eric Gauthier Foto: Leif Piechowski

Seit 25 Jahren ist die LAG Selbsthilfe Baden-Württemberg als Dachverband von 59 Selbsthilfegruppen mit rund 60.000 Mitgliedern der Anwalt von Behinderten und chronisch Erkrankten Menschen.

Stuttgart - Seit einem Vierteljahrhundert ist die LAG Selbsthilfe Baden-Württemberg als Dachverband von 59 Selbsthilfegruppen mit rund 60000 Mitgliedern der Anwalt von Behinderten und chronisch Erkrankten Menschen. Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung am Wochenende in Stuttgart kam es zur Übergabe der Schirmherrschaft des Vereins von Frau Inken Oettinger an Frau Carmen Würth. „Ich danke Frau Oettinger für ihr langjähriges Engagement für die Selbsthilfe und freue mich, dass Frau Würth sich jetzt für unsere Anliegen einsetzen und die Belange der Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen mit vertritt“, sagt der 1. Vorsitzende der LAG Selbsthilfe Baden-Württemberg Hermann Seimetz.

Gemeinsam mit der neuen Schirmherrin Frau Carmen Würth, wird sich der Verein den wichtigen Zukunftsthemen in Baden-Württemberg zuwenden. Hier sind die Begleitung des Landes-Umsetzungsplans zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention, die Novellierung des Landes-Behindertengleichstellungsgesetzes, die Weiterentwicklung der Patientenbeteiligung im Land oder die aktive Mitgestaltung des Bürger- und Gesundheits-Dialogs wesentliche Schwerpunkte. „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe als Schirmherrin und hoffe gemeinsam mit der LAG dazu beizutragen, dass Barrieren abgebaut werden“, sagt Carmen Würth.

Die gesellschaftliche Vision der LAG ist die Inklusion, also die gleichberechtigte und selbstverständliche Teilhabe aller Menschen in allen Lebensbereichen. „Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der es in Geschäften, auf Straßen, in Hotels, in Gaststätten, in kulturellen Einrichtungen, im Fernsehen, bei der Arbeit, in Bussen und Bahnen - wo immer wir uns bewegen, Menschen mit unterschiedlichen körperlichen, intellektuellen oder mentalen Voraussetzungen gibt“, so Seimetz. Menschen, die mit großer Selbstverständlichkeit ohne Trennung miteinander leben, und dass wir das als selbstverständlich erleben. Das ist der große Gedanke der Inklusion, der durch die UN-Behindertenrechtskonvention nun auch in Deutschland ganz konkret wird.

Dazu gehört, Haltungen und Einstellungen zu verändern und damit die berühmten „Barrieren in den Köpfen“ abzubauen, welche Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausschließen.

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) wurde 2009 ratifiziert und muss nun auch in Baden-Württemberg umgesetzt werden. Sie bringt die menschenrechtliche Perspektive in die Behindertenpolitik ein und formuliert politische Ziele sowie Verpflichtungen für den Gesetzgeber und die Zivilgesellschaft, aber auch individuelle Rechte für die Menschen mit Behinderung.

So wurden unter der Federführung der LAG SELBSTHILFE Baden-Württemberg in einer Unter-Arbeitsgruppe des Landes-Behindertenbeirates 8 gesellschaftliche Handlungsfelder bestimmt, in denen konkrete Maßnahmen für die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in Baden-Württemberg vorgeschlagen wurden.

Ein zentrales Ziel ist, noch mehr Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen aus der Abhängigkeit von der Sozialhilfe herauszuholen. Dazu gehört auch das Recht, den Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen. Gute Ansätze wie die Unterstützung durch Arbeitsassistenz oder die barrierefreie Arbeitsplatzgestaltung ermöglichen vielfach eine Teilhabe an qualifizierter Beschäftigung. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um die Arbeitslosigkeit behinderter oder chronisch kranker Menschen zu bekämpfen. Derzeit ist nur einer von tausend betrieblichen Ausbildungsplätzen für behinderte Menschen geeignet.

Damit behinderte oder chronisch kranke Menschen ihr Leben selbstbestimmt führen können ist eine umfassende Barrierefreiheit die Grundvoraussetzung. Das betrifft die Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs genauso wie den Bahn-, Luft- und Fußverkehr. Ebenso gilt es, Wohnraum, öffentliche Einrichtungen und Dienste wie beispielsweise Arztpraxen für behinderte oder chronisch kranke Menschen einfach zugänglich zu machen. Auch dürfen zum Beispiel die Bereiche Kommunikation oder Kultur, Freizeit Sport und Tourismus keine Barrieren aufweisen. Genauso wichtig für ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung sind menschliche oder tierische Assistenzen. Eine bedarfsgerechte und flächendeckende gesundheitliche Versorgung, Pflege und Rehabilitation sind weitere wichtige Ziele. Die LAG will weiter dafür arbeiten, dass dies alles keine Lippenbekenntnisse bleiben, sondern täglich gelebte Realität wird. „Wie Sie sehen, wird die LAG SELBSTHILFE auch in den nächsten Jahren gebraucht, die Arbeit wird nicht ausgehen“, sagt Herrmann Seimetz.