Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer mit dem Präsidenten der Stanford Universität, John Hennessy (Mitte) Foto: dpa

Das Silicon Valley in Kalifornien setzt Maßstäbe in der Gründerkultur. Junge Gründer werden von risikofreudigen Geldgebern unterstützt. Diese Mentalität sähe Ministerpräsident Kretschmann gerne auch in Deutschland.

San Francisco - Die Gründerkultur im kalifornischen Silicon Valley hat es Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann angetan: „Wir brauchen in Deutschland ein Umdenken. Wir müssen stärker in Geschäftsmodellen denken“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch bei einem Treffen mit dem deutschen Computerkonstrukteur und Geldgeber Andreas von Bechtolsheim, in Palo Alto im Silicon Valley.

Von Bechtolsheim hat die Internet-Firma Sun gegründet und gilt als einer der erfolgreichsten Unternehmer im Silicon Valley. Er ermunterte die deutsche Wirtschaft dazu, Start-up Firmen mit dem notwendigen Risikokapital auszustatten. Kretschmann erklärte, industriell befinde sich Baden-Württemberg in einer guten Ausgangslage. Das müsse man nutzen, um den Anschluss an die internationale Elite der Digitalisierung zu schaffen. In Anspielung an ein Zitat von EU-Kommissar Günther Oettinger sagte er: „Die erste Halbzeit der Digitalisierung haben die Europäer gegen die USA verloren. Jetzt geht es um die zweite Halbzeit.“ Der Regierungschef ließ keinen Zweifel daran, dass Baden-Württemberg dabei vorne mitspielen solle. „Deshalb sind wir hier“, sagte er.

"Keimzelle der digitalen Revolution"

Kretschmann führt eine 80-köpfige Delegation aus Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an, die vier Tage lang San Francisco und das angrenzende Silicon Valley besucht, das Kretschmann als „Keimzelle der digitalen Revolution“ bezeichnet. Dabei betonte der Grünen-Politiker die Leistungskraft der baden-württembergischen Wirtschaft. Neben den technischen Produkten müsse man sich künftig jedoch stärker auch auf produktionsbezogene Dienstleistungen kümmern.

Am Mittwoch traf sich Kretschmann zudem mit dem Präsidenten der renommierten Privatuniversität Stanford, John Hennessy. Außerdem besuchte er die Firmenzentrale des Computerherstellers Apple in Cupertino und des Elektroautoherstellers Tesla in Palo Alto – auf Drängen der Firmen allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Am Donnerstag wird der baden-württembergische Regierungschef beim Daimler-Forschungszentrum für autonomes Fahren in Sunnyvale, beim Softwarehersteller SAP in Palo Alto sowie bei Google in Mountain View erwartet. Am Freitag endet die viertägige Reise zu den derzeit wichtigsten amerikanischen Schauplätzen der Digitalisierung.