An weiteren Stellen auf der A 81 solle bald maximal Tempo 120 gelten. Foto: dpa

Autobahn: A 81 zwischen Hegau und Bad Dürrheim sei kein Unfallschwerpunkt. Ist das verhältnismäßig?

Kreis Rottweil - Von wegen freie Fahrt für freie Bürger: Die Autobahn A 81 wird immer mehr zu einer Strecke, auf der das Tempo gedrosselt wird. An weiteren Stellen solle bald maximal Tempo 120 gelten. Das will die Landesregierung so. Der ADAC sieht das kritisch.

Die Autobahn 81 zwischen Singen und Stuttgart ist die schnellste Verkehrsader durch das Land. Doch sie droht ausgebremst zu werden. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will einen Test mit Tempo 120 auf der A 96 und A 81 umsetzen. Die Modellversuche sollen nach der Landtagswahl beginnen.

Im September hatte der Minister den Pilotversuch angekündigt. Dadurch solle herausgefunden werden, inwieweit Unfälle durch eine Begrenzung auf 120 Stunden-kilometer reduziert werden könnten. Der Versuch sei auf vier Jahre angelegt und solle auf der A 96 von Achberg bis Aitrach (Landkreis Ravensburg) und auf der A 81 von Hegau bis Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) laufen. Seitdem hagelt es Proteste. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) signalisierte bereits, dass er von diesem Vorhaben nichts halte. Seitdem liegen die beiden Ressortverantwortlichen von Land und Bund im Clinch miteinander. Und natürlich ist es das auch ein gefundenes Fressen für die Opposition im Land, zumal in heißer werdenden Wahlkampfzeiten.

Die Landes-CDU wirft dem Landesminister vor, eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung durch die Hintertüre einführen zu wollen. Hermann wiederum kontert. Er verspreche sich neue Erkenntnisse im Ringen um die "Vision Zero" – keine Toten im Straßenverkehr. Hermann sagt, Unfälle auf Autobahnen würden durch überhöhte Geschwindigkeiten verursacht. Schelte kommt auch von der unionsnahen Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, Kreisverband Rottweil. Sie spricht von "Abzocke" und "einseitiger Umerziehung" und davon, dass Grün-Rot die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen nicht verstanden habe. Kreisvorsitzender Klaus-Dieter Thiel: "Wir benötigen kein Tempolimit, sondern ein Limit für grüne Ideologie."

Jetzt schaltet sich der Automobilclub ADAC in die Debatte ein und widerspricht. Der ADAC in Baden-Württemberg empfiehlt in einer Pressemitteilung dem Verkehrsministerium, den Pilotversuch zu überdenken. Die häufigsten schweren Unfälle passierten nicht auf Autobahnen, sondern auf Landstraßen. Auf allen Straßen in Baden-Württemberg seien im Jahr 2014 insgesamt 466 Menschen ums Leben gekommen. Davon seien 36 Menschen auf Autobahnen getötet worden. Dies entspreche 7,7 Prozent der Getöteten. Demgegenüber werde auf den Autobahnen im Land ein Viertel der gesamten Jahresfahrleistung er- bracht.

Der ADAC äußert, es sei nicht plausibel, warum sich das Ministerium mit dem geplanten Versuch auf zwei Autobahnabschnitte konzentriere. Zudem seien die beiden ausgewählten Strecken unauffällig bezüglich der Unfallzahlen. Unbenommen davon sei, räumt der Club ein, dass auf Autobahnabschnitten mit auffälliger Unfallhäufigkeit ein Tempolimit eine wirksame Maßnahme sein könne.

Eine solche Maßnahme auf der A 81 mit Tempo 120 zwischen Böblingen-Hulb und Gärtringen hat der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl vor just einem Jahr erlassen. Begründung: Unfallschwerpunkt.  Gegen das geplante Tempolimit gibt es eine Online-Petition: http://www.openpetition.de/petition/online/kein-pilotprojekt-gegen-tempo-120-auf-der-autobahn-a-81-zwischen-hegau-und-bad-duerrheim