Das Gelände der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. Eine Erzieherin der karitativen Einrichtung soll schwere Fehler begangen haben. Der Stiftungsvorstand hat die Mitarbeiterin fristlos entlassen. Foto: Giessibl

Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn kündigt Erzieherin fristlos. Vorstand schaltet Ermittlungsbehörden ein.

Kreis Rottweil - Der Vorwurf wiegt schwer: Eine Erzieherin, für eine Kleingruppe sehbehinderter Kinder zuständig, soll gravierende Fehler begangenen haben. Betroffene Eltern sprechen von Misshandlung. Die Stiftung St. Franziskus hat der Mitarbeiterin fristlos gekündigt.

Der Anruf erreicht die Mutter eines fünfjährigen Kindes, das aufgrund seiner Behinderungen das Förderzentrum Sehen der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn besucht, aus heiterem Himmel. Der Direktor der Heimsonderschule Dietmar Stephan berichtet ihr am Telefon von gravierenden Vorgängen am Schulkindergarten.

Demnach, so die Betroffene gegenüber dem Schwarzwälder Boten, soll die Erzieherin, die für eine Gruppe von vier behinderten Kindern zuständig war, ihr Kind im Rollstuhl allein vor die Tür gesetzt haben. In mindestens einem weiteren Fall habe das fünfjährige Kind gegen seinen Willen über Stunden alleine in einem abgeschlossenen Raum verbringen müssen.

Über die Motive für das Handeln der Erzieherin weiß man nichts. Sie war bereits vor Bekanntwerden des Vorfalls krank geschrieben. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass man auf ihr Fehlverhalten aufmerksam wurde. Der Stiftungsvorstand, der seit zwei Tagen von den Vorkommnissen weiß, hat die Mitarbeiterin fristlos entlassen.

Nach der bisherigen, internen Aufarbeitung der Ereignisse hat sich der Vorstand entschlossen, die Ermittlungsbehörden einzuschalten. Möglicherweise wird dies ein strafrechtliches Verfahren nach sich ziehen. Dies ist aber vor allem davon abhängig, ob die Beschuldigte weiteres Unrecht begangen hat.

Zuvor schon hatte der Vorstand Kontakt zum Jugendamt des Landratsamts aufgenommen und sich mit der Behörde über das weitere Vorgehen abgestimmt.

Michael Wollek, seit einem Jahr Mitglied im Stiftungsvorstand, sagt unserer Zeitung, man sei sehr betroffen. Bislang geht die Leitung der karitativen Einrichtung, die sich im süddeutschen Raum um Menschen mit Behinderungen, um alte und pflegebedürftige Menschen sowie um Kinder und Jugendliche kümmert, von einem Einzelfall aus. Ob das Kind unter den Folgen der offensichtlichen Falschbehandlung zu leiden hat, ist nicht dokumentiert. Die Mutter indes berichtet davon, dass ihr Kind zuletzt nachts nicht mehr durchgeschlafen sowie geweint und geschrien habe. Zunächst hätten sie das zu Hause auf einen neuerlichen zweiwöchigen Klinikaufenthalt zurückgeführt. Und auch, dass sich das Kind in letzter Zeit gegen den Besuch des Schulkindergartens gewehrt habe, hätten sie mit dem Krankenhausaufenthalt in Verbindung gebracht. Nun stelle sich die Angelegenheit in einem anderen Licht dar.

Indes weiß der Stiftungsvorstand St. Franziskus von einem weiteren Fall, der nicht zu akzeptieren sei. So soll die beschuldigte Mitarbeiterin ein behindertes Kind, das durch eine Reha-Maßnahme gelernt hatte, allein zu essen, einfach gefüttert haben, so Wollek.

Als weitere Konsequenz wurde das Beschwerdemanagement ausgebaut. Es soll nun besser möglich sein, Defizite im Haus aufzudecken.