Während die heimischen Rotkehlchen im Süden überwintern, kommen seine nordischen Artgenossen zu uns. Foto: Vennenbernd

Zugvögel aus Skandinavien überwintern in Region. Je nach Art unterschiedliche Futtervorlieben.

Kreis Rottweil - Bei geschlossener Schneedecke haben es die Vögel in der Region in diesen Tagen nicht leicht, Futter zu finden. Doch die Geschöpfe der Luft sind Anpassungskünstler – trotz des zu Beginn milden Winters und spätem Schneefall.

"Unser Winter fängt eigentlich erst richtig im Januar an. Zu dieser Zeit sind die meisten Zugvögel schon weg", weiß Joachim Gommel. Er ist beim Landratsamt für Naturschutzangelegenheiten zuständig. Einige Zugvögel – die Langstreckenzieher – finden im Winter nur südlich der Sahara Nahrung.

Sie machen sich bereits im Herbst auf den Weg. Dazu zählen beispielsweise der Gartenrotschwanz und der Mauersegler. Mittelstreckenzieher wie der Hausrotschwanz hingegen reicht eine Überwinterung am Mittelmeer in Frankreich, Italien oder Spanien. Die milden Winter haben laut Gommel kaum Auswirkung auf die Zugvögel. Innere Faktoren sowie Orientierungspunkte wie Helligkeitsveränderungen wecken bei ihnen im Herbst die Zugunruhe.

Obwohl viele heimische Vogelarten im Süden überwintern, gibt es im Winter gefiederte Geschöpfe, die man in der Region im Sommer gar nicht sieht, erklärt Gommel. Denn: Das Klima, vor dem heimische Vögel im Winter flüchten, gelte für in Skandinavien beheimatete Mittelstreckenzieher als warm. So kann man in der kalten Jahreszeit beispielsweise Gänsesäger, den Raufußbussard und den Raubwürger beobachten, den es als Brutvögel in unserer Region mittlerweile nicht mehr gibt.

Interessant findet Gommel, dass es bei uns im Winter etwa gleich viele Rotkehlchen gibt wie im Sommer. Warum? Die bei uns heimischen Rotkehlchen fliegen zu Beginn des Winters Richtung Mittelmeer. Ihre nordischen Artgenossen überwintern hingegen bei uns, im Süden Deutschlands.

Aber soll man die Vögel nun bei der Futtersuche unterstützen und ihnen Samen, Fettknödel, Beeren und ähnliches auslegen? Der Experte vom Naturschutzamt findet, dass eine Fütterung bei einer schwierigen Nahrungssituation wie einer geschlossenen Schneedecke auf jeden Fall sinnvoll ist. Von der kursierenden Annahme, es könne sogar schädlich sein, hält er nichts.

Vielmehr rät Gommel dazu, die Vögel bereits in den frühen Wintermonaten zu füttern. "Im Januar sind viele Vögel schon an eine andere Fütterung gewöhnt." Auch gegen eine ganzjährige Bereitstellung von Nahrung hat er nichts einzuwenden. Durch immer weniger Reste aus der Landwirtschaft wie von Getreidefeldern finden Vögel weniger Nahrung als früher.

Unterschiedliches Futter

Je nach Art haben die Vögel unterschiedliche Futtervorlieben. Laut NABU fressen Meisen gerne Sonnenblumenkerne oder gehackte Nüsse, Amseln bevorzugen Äpfel und getrocknete Beeren.

Und was ist mit der Annahme, dass es immer weniger Singvögel in Deutschland gibt? "Ich habe davon auch schon gehört und gelesen. Ich selber kann das so nicht bestätigen", sagt Gommel. Im Winter gebe es generell weniger Vögel als zur Brutzeit.