Zwischen Rottweil und Dunningen fegt der Sturm ein 40-Tonner-Gespann von der Bundesstraße 462. Foto: Danner/Schickle/Reichert

Fahrer bleibt unverletzt. Einsatzkräfte sind im ganzen Landkreis im Dauereinsatz. Bäume stürzen auf Straßen.

Kreis Rottweil - Sturmtief "Niklas" tobte sich am Dienstag auch im Landkreis Rottweil aus. Bäume stürzten auf Straßen, mancherorts war der Strom zeitweise weg.

Auf der Bundesstraße 462 zwischen dem Weiler Hochwald bei Rottweil und Dunningen entfaltete der Sturm am Dienstagmorgen seine ganze Macht. Er erfasste gegen 9.10 Uhr den Anhänger eines Lastwagens, der in Richtung Dunningen unterwegs war, und schleuderte diesen regelrecht die Böschung hinunter. Dabei überschlug sich der Hänger und riss den Lastwagen mit dem Heck zur Seite. Nach Angaben der Polizei war das 40-Tonner-Gespann einer österreichischen Spedition mit Styropor beladen und deshalb zu leicht für die starken Böen, die über die B 462 fegten.

Dennoch hatte der Fahrer Glück im Unglück: Er blieb unverletzt, sein Lastwagen kam gerade noch auf der Kante neben der Fahrbahn zum Stehen, während der Hänger den Abhang hinunter gestürzt war. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf 35 000 Euro. Die Bundesstraße blieb in dem Bereich bis zur Bergung des Gespanns gesperrt. Die Polizei leitete den Verkehr über Dunningen und Lackendorf um. Wegen anhaltender Sturmböen, die den Anhänger wohl sofort wieder zum Kippen gebracht hätten, sollte dieser bis zum Abend an der Unfallstelle bleiben, teilte die Polizei gestern Nachmittag mit.

Auch in Dunningen wütete der Sturm: Er verursachte an dem vor einem Jahr aufgestellten Foliengewächshaus der Gärtnerei Längle einen geschätzten Sachschaden von 2000 Euro.

Glimpflich davongekommen ist ein Mann aus Hilzingen (Kreis Konstanz), der mit einem Transport zwischen Flözlingen und Weiler auf der K 5535 unterwegs war. Ein Baum krachte gegen 9 Uhr auf das Dach des Fahrzeugs, Wolf Martin, der Fahrer, blieb aber unverletzt. Er sprach gestern davon, einen Schutzengel gehabt zu haben. Denn die rund 20 Meter lange Tanne, die im Sturm umgeknickt war, hat 30 bis 40 Zentimeter tiefe Dellen im Dach des Transporters hinterlassen, die Frontschreibe ist zerstört. Er habe einen Schlag gehört, erzählte Martin, "und dann war alles zersplittert". Zeit, um noch abzubremsen, gab es nicht, so plötzlich war der Baum auf die Straße gestürzt. Die Feuerwehr Flözlingen war mit fünf Personen im Einsatz, dazu kamen Waldarbeiter, die die Tanne an Ort und Stelle zersägten.

Dramatisch ging es gegen 11.30 Uhr in Rottweil zu: Im Verbindungsweg zwischen Schlachthaus- und Flöttlinstorstraße, neben dem Feuerwehrhaus, brach eine große Rotfichte aus einem Garten ab. Die acht Meter lange Spitze begrub eine Frau unter sich. Ein Anwohner entdeckte die Schwerverletzte und alarmierte Feuerwehrgerätewart Hermann Alf. Die beiden konnten die 64-Jährige befreien, sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert mit Verdacht auf Frakturen im Hüft- und Beckenbereich. Die Fichte war laut Polizei eigentlich in gutem Zustand, dem Grundstücksbesitzer könne nach bisherigem Ermittlungsstand kein Vorwurf gemacht werden. Dennoch ließ die Stadt die beiden Bäume, die direkt neben der umgestürzten Fichte standen, gestern Abend vorsorglich fällen.

Wind reißt Löcher in Kirchendächer in Oberndorf und Rottweil

Gestern Nachmittag musste darüber hinaus der Münsterplatz abgesperrt werden, weil Ziegel vom Dach fielen, berichtete Stadtbrandmeister Frank Müller. Auch andernorts im Landkreis stürmte es heftig. "›Baum über Fahrbahn‹ war die meist gehörte Meldung am Morgen", erzählte Müller.

Pastoralreferentin Helga Dlugosch saß gerade im katholischen Pfarrhaus an der Ausarbeitung des Karfreitagsgottesdiensts, als vom Dach der St.-Michael-Kirche in Oberndorf die Ziegel herunterflogen. "Gott sei dank sind gerade Osterferien", sagte sie, als sie die Trümmerstücke im Stadtgarten liegen sah. Denn der ist in der Neckarstadt gleichzeitig der Schulhof. Bauhofmitarbeiter war sofort zur Stelle und sperrten den Gefahrenbereich ab.

Stadtbrandmeister Dieter Flügge, von der Polizei herbeigerufen, besah sich den Schaden, konstatierte aber sofort, dass während des Sturms sicher kein Wehrmann mit der Drehleiter nach oben gehe, um die Löcher abzudichten. Auch die Mitarbeiter einer Dachdeckerfirma hatten klare Anweisungen, nicht aufs Dach zu gehen, solange es so stark windet – viel zu gefährlich.

Vor rund zehn Jahre wurde das Dach der katholischen Kirche in Oberndorf neu gedeckt, weiß Helga Dlugosch. Doch diese Stelle scheint ein neuralgischer Angriffspunkt für Sturmböen zu sein. Hier wehte es wohl schon des Öfteren die Ziegel herunter.

Bereits gegen 8 Uhr war ein Baum zwischen Brittheim und Bochingen auf die Straße gefallen. Gegen 9.15 Uhr blockierte auch zwischen Hopfau und Sulz ein großer Baum die Straße. In beiden Fällen war die Feuerwehr im Einsatz. In Sulz hatte aber schon ein Landwirt mit seinem Traktor und einem Rückegerät den Baum auf die Seite geschafft. Im Sulzer Wohngebiet Kastell hat der Sturm einen 600 Kilogramm schweren Anhänger mit Plane auf ein Auto geworfen. Es entstand nach Auskunft der Polizei ein Gesamtschaden von 700 Euro. Außerdem musste die Polizei zwischen Sulz und Mühlheim einen größeren Ast beseitigen.

Umgestürzte Bäume behinderten im Bereich Schramberg gestern Vormittag stellenweise den Verkehr, die Straßenmeisterei Schramberg-Sulgen berichtete aber von eher kurzzeitigen Verkehrssperrungen. Auch größere, auf die Straße gewehte Gegenstände, vom Sturm abgebrochene Äste und durch den starken Wind verlorene Ladung mussten von den Straßen entfernt werden. Die genaue Schadenserfassung soll durch die Straßenmeisterei heute erfolgen. In den umliegenden Ortsteilen und Gemeinden wurden über Nacht einige Dachziegel und auch größere Dachplatten von den Dächern geweht.

Im Ortsteil Tennenbronn stürzte ein umgeknickter Baum auf das Buswartehäuschen am "Falken" an der Verbindungsstraße zwischen Lauterbach und Tennenbronn. Der Unterstand ist zerstört, verletzt aber wurde aber niemand.

Der Sturm war auch für einen zeitweisen Stromausfall in Tennenbronn sowie im Eschbronner Ortsteil Locherhof verantwortlich, auch in Zimmern-Horgen war der Strom weg. Um 10.13 Uhr verzeichnete die EnBW darüber hinaus einen Stromausfall in Schramberg. Ein Ast oder ähnliches war in eine Mittelspannungsleitung geflogen.

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