Feierlich erheben sich die Mitglieder der Verbandsversammlung und sprechen die Verpflichtungsformel. Foto: Schück

Mitglieder der Verbandsversammlung wählen Guse einstimmig. Regionales Bewusstsein ist gewachsen. Mit Kommentar.

Kreis Rottweil/Schwarzwald-Baar-Kreis - Per Akklamation wurde Jürgen Guse (CDU), Vorsitzender des Regionalverbandes seit sieben Jahren, erneut einstimmig in dieses Amt gewählt.

Bei der konstituierenden Sitzung leitete Wolfgang Berweck (FW), frisch gewähltes und zugleich an Lebensjahren ältestes Mitglied die Wahlprozedur. Das ging nicht ohne Frotzeleien: Nachdem außer Guse kein Kandidat zur Verfügung stand, meinte Berweck: "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn zu wählen." Das geschah. Berweck zählte die Ja-Stimmen und fragte: "Gibt es Enthaltungen? Nein? Auch nicht von Dir?" "Man muss eben von sich überzeugt sein", konterte Guse, der 25 neue Mitglieder im Verband begrüßte. "25 von 46", das sind 54 Prozent.

Frauenquote ist gleich geblieben

Gleich geblieben ist die Frauenquote (6,5 Prozent bei drei Frauen). Etwas höher ist die Landratsquote, wenn man die ehemaligen Landräte mitzählt. Neben Sven Hinterseh und Stefan Bär (Tuttlingen) sind die ehemaligen Landräte Karl Heim und Guido Wolf Mitglieder. Erheblich höher ist die Bürgermeisterquote.

In seiner Ansprache berichtete Jürgen Guse, Bürgermeister in Bräunlingen, dass das regionale Bewusstsein der 76 im Verband organisierten Kommunen gewachsen sei und es einen Wechsel in der Arbeit des Regionalverbandes gegeben habe. "Das Bild hat sich geändert, es ist ein starkes regionales Denken vorhanden", sagte Guse. Die freiwilligen Aufgaben des Regionalverbandes seien inzwischen bedeutungsvoller geworden als die Pflichtaufgaben. Wie zum Beispiel das regionale Entwicklungskonzept, das der Verband zusammen mit Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer entworfen hat. "Wir sind auch im Bereich Kultur unterwegs und Partner der IHK bei einem nachhaltigen Mobilitätskonzept für die Region, Projektpartner beim regionalen Gewerbegebiet Sulz", hob Guse hervor. Mit dem regionalen Schienenverkehrskonzept nehme sich der Regionalverband einer weiteren wichtigen Aufgabe an. "Außerdem wollen wir das Klimaschutzkonzept weiterführen, wollen zeigen, dass die Region bei nahezu allen regenerativen Energien außer der Wasserkraft vorne sei. Beim Wettbewerb RegioWin (Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und Nachhaltigkeit) hat sich der Regionalverband mit dem Entwicklungskonzept "Schwarzwald-Baar-Heuberg – Eine Industrieregion im ländlichen Raum 2020" und vier Leuchtturmprojekten um EU- und Landesförderung beworben.

"Dass die Themen regional aufgegriffen werden und nicht jeder nur seinen Blickwinkel sieht, das möchte ich fortführen", sagte Guse. Als oberstes Ziel definierte er Landkreisinteressen und kommunale Interessen. Guse rechnet mit einer Stärkung der Regionalverbände, denn das habe die Landesregierung im Koalitionsvertrag so festgelegt. Mit einem kompetenten Verbandsdirektor und einem "kleinen, aber sehr qualifizierten Team" wolle er, so Guse, seine Tätigkeit als Vorsitzender des Regionalverbandes fortführen.

Wolfgang Berweck ließ anschließend die Verpflichtungsformel mit und ohne religiöse Konnotation sprechen. Zum ersten Stellvertreter von Jürgen Guse wurde Karl Heim, zum zweiten Stellvertreter Rupert Kubon und zum dritten Stellvertreter Fritz Link gewählt.

 Kommentar: Kein Kirchturm

Felicitas Schück

Obwohl längst nicht mit allen gewünschten Kompetenzen ausgestattet, hat der Regionalverband im vergangenen Jahrzehnt an Bedeutung gewonnen. Nahverkehr, digitale Infrastrukturen, Windkraftstandorte, Gewerbegebiete und Entwicklungskonzepte können die Kommunen nur noch zusammen schultern. Zum Verdienst der bisherigen Verbandsversammlung gehört die Schaffung einer Stiftungsprofessur für digitale Medien im ländlichen Raum. Der Versammlung, die sich jetzt konstituiert hat, wird möglicherweise noch mehr Kompetenz zuwachsen, wenn die Landesregierung ihre Absicht wahrmacht. Statt Kirchturmdenken hat sich immer mehr das regionale Bewusstsein durchgesetzt, eine Linie, die Verbandsvorsitzender Guse auch in den nächsten Jahren fortführen möchte. Angesichts der Anziehungskraft der Ballungszentren ist das dringend notwendig.