Der Handel mit Rauschgift nimmt seit sechs Jahren zu. Jetzt schreitet die Polizei dagegen ein. Foto: animaflora/Fotolia.com

Präsidium richtet Ermittlergruppe ein. Seit 2010 Anstieg der Rauschgiftkriminalität. Mit Kommentar

Kreis Rottweil - Die Polizei hat eine neue Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung der Drogenkriminalität gebildet. Damit reagiert sie auf die seit Jahren zunehmende Zahl an Rauschgiftdelikten im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Mit dem Ziel der effektiven und nachhaltigen Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität in den Kreisen Rottweil und Tuttlingen sowie dem Schwarzwald-Baar-Kreis hat die "Ermittlungsgruppe Rauschgift Schwarzwald-Baar-Heuberg" (EGR SBH) mit Sitz bei der Kriminalpolizei in Villingen ihre Arbeit aufgenommen.

Die Einrichtung dieser Ermittlungsgruppe ist der Mitteilung zufolge Teil eines speziellen Stufenkonzeptes des Polizeipräsidiums Tuttlingen, mit dem man der Kriminalitätsentwicklung im Rauschgiftbereich entgegen wirken wolle.

Seit 2010 sei im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen ein Anstieg der sogenannten unteren Rauschgiftkriminalität zu verzeichnen. Die Rauschgiftermittler setzten bei ihren Tätigkeiten eine Stufe höher an und wollten im Bereich der qualifizierten Rauschgiftdelikte – wie beispielsweise dem gewerbsmäßigem Handel und Schmuggel von Betäubungsmitteln – den Tätern das Handwerk legen. Durch Bündelung der Kräfte und intensive Ermittlungen soll in diesem Bereich das Dunkelfeld aufgehellt werden, verbunden mit dem Ziel dadurch auch die Entwicklung in der unteren Rauschgiftkriminalität zu beeinflussen. Durch Maßnahmen gegen die Rauschgifthändler wolle man die Verfügbarkeit von Rauschgift reduzieren, wird weiter berichtet.

Keine Bagatelle

Zudem solle innerhalb der Bevölkerung das Bewusstsein gestärkt werden, dass es sich bei dem Umgang mit Betäubungsmitteln um keine Bagatelldelikte, sondern um eine ernst zu nehmende und gefährliche Kriminalitätsform handele, der die Polizei entschieden entgegentreten werde. Wie gefährlich der Konsum illegaler Drogen sei, zeige auch die Jahresbilanz zur Rauschgiftkriminalität in Baden-Württemberg aus dem vergangenen Jahr. 2016 starben allein in Baden-Württemberg insgesamt 170 Menschen an den Folgen von Drogenkonsum.

Die neu eingerichtete Ermittlungsgruppe Rauschgift setzt sich unter Koordination der Kriminalpolizeidirektion Rottweil aus einer Auswahl von neun Beamten der Schutz- und Kriminalpolizei zusammen, die in diesem Kriminalitätsbereich über spezielle Kenntnisse und Qualifikationen verfügten, teilt die Polizei weiter mit.

Diese Rauschgiftermittler arbeiteten eng mit den örtlichen Rauschgiftsachbearbeitern der Polizeireviere und Kriminalkommissariate zusammen, was zu einer tief greifenden und großflächigen Vernetzung bei der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität führe. Dadurch könnten kriminelle Strukturen schneller erkannt und effektiv bekämpft werden.

Auch das vertrauensvolle Verhältnis zu den zuständigen Staatsanwaltschaften ist ein weiterer Baustein für den zu erwartenden Erfolg der Ermittlungsgruppe Rauschgift.

Die behördenübergreifende Zusammenarbeit mit dem Zoll, die sich auch in Rauschgift-Ermittlungsgruppen bereits mehrfach bewährt habe, werde anlassbezogen im Rahmen der originären Zuständigkeitsbereiche fortgeführt.

Kommentar: Viel Erfolg

Von Armin Schulz

Die Polizei geht mit einer extra Ermittlergruppe gegen Rauschgiftkriminalität vor. Das ist richtig und notwendig. Allein in Rottweil haben Drogendelikte im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Gegenüber 2015 verzeichnete die Polizei ein Plus von zwei Drittel. Seit sechs Jahren dauert die Entwicklung an. Rauschgifthandel ist deshalb so gefährlich, da oft Jugendliche und junge Erwachsene Abnehmer von Cannabis und Co sind. Nicht selten ist das der Einstieg in eine zweifelhafte Karriere. Schulen rücken in den Fokus der Ermittler, denn das Problem wird dort immer größer. Hoffentlich ist die neu gebildete Gruppe so erfolgreich wie jene, die bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche im Einsatz ist. Die Fallzahlen gingen zurück, seitdem die Polizei mehr gegen Einbrecherbanden unternimmt. Jetzt also gilt der Kampf dem Rauschgift. Viel Erfolg!