Norovirus-Erkrankungen müssen gemeldet werden. Vor allem bei kleineren Kindern ist der Flüssigkeitsverlust problematisch. Foto: Pleul

Gesundheitsamt hat Entwicklung im Landkreis im Auge. Zahlen steigen leicht. Oft fehlt Diagnostik.

Kreis Rottweil - Es ist ein Übel, vor dem sich jeder fürchtet: Noroviren grassieren auch im Landkreis Rottweil. Ganze Familien liegen flach. Die Zahl der gemeldeten Fälle beim Gesundheitsamt steigt – von der Dunkelziffer mal ganz abgesehen.

Ob Kollegen, Familienmitglieder oder Freunde – fast jeder hört derzeit in seinem Umfeld von Leidgeplagten, die sich mit dem Norovirus herumschlagen. Oder ist es einfach nur eine heftige Magen-Darm-Infektion? Aufschluss kann letztlich nur ein Laborbefund bringen – und das ist bei der Frage, wie sich die Situation im Landkreis denn tatsächlich entwickelt, das Problem. "Oft fehlt die ausreichende Diagnostik", erklärt Petra Sostak, Ärztin und Leiterin des Bereichs Infektionsschutz am Gesundheitsamt Rottweil. Bei Magen-Darm-Erkrankungen erfolge häufig gar keine Laboruntersuchung – außer es handelt sich um einen Betroffenen in einem Altenheim, einem Krankenhaus oder um eine Person, die im Lebensmittelbereich arbeitet. Nur ein gesicherter Befund muss dann von Laboren und Ärzten beim Gesundheitsamt gemeldet werden und geht in die Statistik ein. "Wir wissen nicht, wie hoch die Dunkelziffer ist", betont Sostak.

Die nackten Zahlen jedenfalls weisen einen Anstieg der gemeldeten Fälle auf: 2015 waren es 271 Norovirus-Fälle im Landkreis Rottweil, 2016 waren es 306. Im neuen Jahr wurden dem Gesundheitsamt bislang 17 Fälle gemeldet.

Während es im häuslichen Bereich relativ einfach sei, zuhause zu bleiben und weitere Ansteckungen zu vermeiden, gebe es in Einrichtungen wie Schulen oder Altenheimen immer wieder größere "Ausbruchsgeschehen" mit teilweise bis zu 100 Betroffenen, so Sostak. Oft werde aber auch hier nach dem Ausbruch gar nicht mehr jeder Erkrankte explizit untersucht – zum Bedauern des Gesundheitsamts. "Je mehr Diagnostik gemacht wird, umso mehr wissen wir, was los ist." Schließlich wolle man den Übertragungswegen auf die Spur kommen und die Infektionskette unterbrechen. So könne das Norovirus beispielsweise auch über verunreinigte Lebensmittel übertragen werden.

Besonders gefährlich sei der mit der Krankheit einhergehende enorme Flüssigkeitsverlust für ältere Menschen und kleine Kinder. Eltern müssen Kindergarten oder -krippe über eine Erkrankung ihres Kindes mit dem Norovirus informieren, der Leiter der Einrichtung muss den Fall an das Gesundheitsamt melden. Petra Sostak betont in diesem Zusammenhang, dass bis 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerden noch relativ viele Erreger ausgeschieden werden. Wer sein Kind also zu früh wieder in den Kindergarten schickt, riskiert, dass andere angesteckt werden. In Sulz-Bergfelden musste die Grundschule aufgrund zahlreicher erkrankter Schüler und Lehrer vor Weihnachten sogar kurzfristig geschlossen werden.

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Wie werden Noroviren übertragen?

Meist über eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlresten oder Erbrochenem an den Händen weitergetragen. Ansteckend sind auch winzigste Tröpfchen, die während des Erbrechens entstehen. Die Erreger können auch an Gegenständen wie Türgriffen, Handläufen oder Armaturen haften. Rohe Lebensmittel wie Salate, Obst, Krabben oder Muscheln können mit Noroviren belastet sein.

Welche Krankheitsanzeichen gibt es?

Die Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigem Durchfall, Übelkeit und schwallartigem Erbrechen. Dazu kommt häufig ein starkes Krankheitsgefühl mit Bauch- und Muskelschmerzen, gelegentlich mit Fieber und Kopfschmerzen. Die starken Brechdurchfälle können rasch zu einem Flüssigkeitsmangel im Körper führen, welcher sich durch ein ausgeprägtes Schwächegefühl oder Schwindel bemerkbar machen kann. Die Beschwerden klingen meist nach ein bis zwei Tagen vollständig ab.

Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend?

Nach der Ansteckung bricht die Erkrankung meist schnell aus, in der Regel zwischen sechs Stunden und zwei bis maximal drei Tagen. Die Betroffenen sind hoch ansteckend. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerden werden relativ viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschieden. Aber auch bis zu zwei Wochen später – in Einzelfällen länger – können Erkrankte die Viren ausscheiden und noch ansteckend sein.

Wie kann ich mich schützen?

Waschen Sie sich die Hände immer sorgfältig mit Wasser und Seife. Insbesondere nach jedem Toilettengang sowie vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen. Trocknen Sie die Hände sorgfältig mit einem sauberen Tuch ab. Dadurch wird verhindert, dass Krankheitserreger aus dem Darm über verunreinigte Hände in den Mund gelangen. Meiden Sie nach Möglichkeit den direkten Kontakt mit Erkrankten bis zwei Tage nach Abklingen der Krankheitszeichen. Benutzen Sie eigene Hygieneartikel und Handtücher. Reinigen Sie Flächen im Umfeld des Erkrankten wie Waschbecken, Türgriffe und Böden regelmäßig mit Einmaltüchern. Das gilt auch für verschmutzte Flächen wie Toiletten. Einmalhandschuhe sind ratsam. Putzen mit gängigen Reinigungsmitteln ist in der Regel ausreichend. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln kann erforderlich sein, sofern dies vom Gesundheitsamt oder vom Arzt empfohlen wurde.