Klappt doch schon ganz prima: Amtsgerichtsdirektorin Petra Wagner und Landgerichtspräsident Dietmar Foth begleiten die Eingangskontrollen im Gerichtsgebäude in Rottweil, die es am Dienstag erstmals gab. Foto: Schulz

Besucher reagieren verdutzt auf Kontrollen am Eingang. Hintergrund sind Vorfälle mit teils tödlichem Ausgang.

Kreis Rottweil - Sicherheit geht vor: Wegen mehrerer Vorfälle mit teils tödlichem Ausgang in Gerichten hat das Land ein neues Sicherheitskonzept aufgestellt. Am Dienstag war die Sicherheitsgruppe aus Tübingen erstmals in Rottweil im Gebäude des Amts- und Landgerichts und empfing die Besucher. Diese reagierten teils verdutzt.

Kaum öffnet man die schwere Eingangstür aus Holz des Gerichtsgebäudes, blickt man auf eine Sicherheitsschleuse. Mehrere Beamte empfangen einen. Handtaschen und Jacken werden abgegeben, Schlüssel, Portemonnaie und Gürtel landen in einer Schale. Dann tritt man durch den Detektorrahmen. Piept dieser, wird man genauer untersucht. Für einige, die gestern morgen das Gerichtsgebäude wegen anstehender Verhandlungstermine betraten, war dies neu. Entsprechend überrascht bis verdutzt fielen die Reaktionen aus.

Dabei dürfte die Situation den meisten nicht ganz fremd sein. Ähnlich wie auf einem Flughafen werden die Besucher der Gerichte daraufhin überprüft, ob sie Waffen oder andere gefährliche Gegenstände mit sich tragen. In dieser Form fand das gestern in Rottweil zum ersten Mal statt. Der Grund: Die Sicherheit an den Gerichten soll erhöht werden, berichten Petra Wagner, die Direktorin des Amtsgerichts, und Landgerichtspräsident Dietmar Foth.

Damit will man Vorfälle wie in Dachau oder Karlsruhe zu verhindern versuchen. In Dachau hat es im Januar vor zwei Jahren während einer Verhandlung eine Schießerei gegeben. Ein Mann hatte um sich geschossen, mehrere Menschen getroffen. Darunter einen 31 Jahre alten Staatsanwalt tödlich.

Bisher gab es solche Kontrollen in der Kreisstadt nur, wenn man mit einer brenzligen Situation rechnen musste. Beispielsweise beim Rockerprozess oder bei der Verhandlung gegen den Wilflinger Todesschützen. Jetzt sollen die Kontrollen regelmäßiger stattfinden, auch ohne äußeren Anlass, und so auch abschreckend wirken, sagen Wagner und Foth. Als Dauereinrichtung sind sie nicht geplant. Das könnte die sechsköpfige Sicherheitsgruppe auch gar nicht leisten. Sie ist für die Landgerichtsbezirke Tübingen, Hechingen und Rottweil zuständig und kümmert sich nicht nur um die Land-, sondern eben auch um die Amtsgerichte. Da kann sie nicht tagtäglich in Rottweil sein.

Bisher kam es im Gerichtsgebäude in Rottweil, in dem 80 Justizmitarbeiter beschäftigt sind, nicht zu Vorfällen, bei denen Waffen mit sich geführt wurden. Neuerdings machen Schilder am Eingang darauf aufmerksam, solches auch tunlichst zu unterlassen. Allerdings gab es schon andere durchaus heikle Situationen, bei denen zum Beispiel ein Patient der örtlichen Nervenklinik aufkreuzte, um sehr nachdrucksvoll eine Beschwerde einzureichen. Auch dafür sind die Gebäude nun ausgerüstet. In jedem Dienst- und Verhandlungszimmer gibt es Alarmknöpfe.

Bei der Stichprobe am gestrigen Dienstag waren sechs Justizbeamte vor Ort. Stellvertretend für eine nicht anwesende Beamtin wurde eine Polizistin extra für die Durchsuchung von Frauen zur Verstärkung angefordert. Falls Frauen auf eine nicht öffentliche Durchsuchung bestehen, können sie in das Wachtmeisterzimmer gerufen werden und dort von Polizistinnen mit einem Scanner, wie man ihn auch von den Flughafenkontrollen kennt, durchsucht werden. Bislang war es schwierig, Frauen für diesen Beruf zu finden. Man sei ständig unterwegs, so Foth. Im Hause selber werden Mitarbeiterinnen geschult.

Auch die Wachtmeister sind geschult worden. Sie sollen dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl im Gerichtsgebäude zu stärken. Da würden schon kleine Dinge helfen, wie das Tragen der Uniform.

Übrigens: Gestern Morgen lief alles glatt. Kein Besucher fiel auf, niemand wollte eine Waffe ins Gebäude schmuggeln. So konnten alle unbesorgt sich um ihre Angelegenheit kümmern und mussten keine Angst haben.