Beim Sicherungshieb zur Entfernung gefährdeter Bäume zwischen Dunningen und Sulgen entstand im vergangenen Jahr an der Bundesstraße eine 30 Meter breite Schutzzone. Foto: Schönfelder

Problem wächst Straßenbauverwaltung über den Kopf: Gehölzpflege wird immer aufwendiger. Eindruck von Kahlschlag.

Kreis Rottweil - Das Problem wächst der Straßenbauverwaltung buchstäblich fast über den Kopf. Die Gehölzpflege, eine Pflichtaufgabe, ist in den vergangenen Jahren immer aufwendiger geworden. Sogar der Klimawandel kann sich am wachsenden Aufwand ablesen lassen.Dies berichtete Gerold Günzer, Leiter des Straßenbauamts, im Kreistagsausschuss Umwelt und Technik auf eine Anfrage der Kreistagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen. Die hat eine Tendenz ausgemacht, Bäume an den Straßen mehr und mehr nur noch als Gefahrenquelle zu sehen, was an zahlreichen Rodungen und "sogenannten Pflegeaktionen" zu bemerken sei.

Grundsätzlich seien die Ansprüche an die Verkehrssicherheit in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen, so Günzer in seinem Bericht. Gleichzeitig sei bei der Straßenbauverwaltung massiv Personal abgebaut worden. Dadurch sei man inzwischen gezwungen, die anstehenden Aufgaben möglichst effektiv und zu möglichst geringen Kosten durchzuführen. Dadurch entstehe mitunter der Eindruck des "Kahlschlags". Schon um das sogenannte Lichtraumprofil der Kreisstraßen zu erhalten, sei inzwischen erheblicher Aufwand notwendig.

Die Bäume an den Straßen seien besondere Gefahrenpunkte, wie die Unfallstatistik zeige. Zudem sei zu beobachten, dass die Winter immer wärmer werden, so dass sich oft Pappschnee bilde, der wiederum häufiger zu Schneebruch führe, der ein weiteres Gefahrenpotenzial berge. Nach seiner Auffassung sei ein baumfreier Korridor von 30 Metern rechts und links der Straße sinnvoll, wie er beim Sicherungshieb im vorigen Jahr zwischen Dunningen und Sulgen entstanden sei.

Teilweise sei dem Forstamt vorgeworfen worden, bei seinen Pflegeaktionen "Harakiri" zu betreiben, aber: "Das wächst wie verrückt. Da bleibt uns nichts anderes übrig." Schon nach wenigen Jahren müssten Pflegemaßnahmen in vielen Fällen wiederholt werden. Seien Bäume am Straßenrand durch Unfälle oder Schneebruch massiv geschädigt oder in ihrer Standfestigkeit durch Krankheiten und Alter gefährdet, beseitige die Straßenbauverwaltung diese. Günzer: "Wir machen nicht gern Bäume um, aber wenn sie faul sind, geht es nicht anders."

Besondere Aufmerksamkeit widme man den Naturdenkmalen. Für diese würden die erforderlichen Gutachten in Auftrag gegeben, Kronensicherungen und andere Pflegemaßnahmen mit Fachfirmen koordiniert.

Im Zuge größerer Straßenbaumaßnahmen würden zum Teil nach Absprache mit Gartenfachberater Peter Keller als Ausgleichsmaßnahmen Streuobstwiesen angelegt, deren Nachhaltigkeit durch Pflegeverträge gesichert werde. Allerdings scheitere die Anlage solcher Wiesen häufig an der Weigerung der Grundstückseigentümer, Flächen zur Verfügung zu stellen.

Neuanpflanzungen von Obstbäumen entlang der Straßen seien inzwischen nicht mehr zeitgemäß, zumal die Verwertung der Früchte wegen der Schadstoffbelastung problematisch sei.

Günzers Blick in die Zukunft fiel nicht optimistisch aus: "Wenn es noch wärmer wird, ist die Straßenbauverwaltung mit dem Naturschutz überfordert." Der Ausschuss nahm die Ausführungen Günzers zur Kenntnis.