Bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen braucht es zu deren Lebensgestaltung eine besondere Fürsorge. Symbolfoto. Foto: Karmann

Integration: Im Kreisgebiet nehmen insbesondere drei Einrichtungen diesen Personenkreis in Obhut

Kreis Rottweil - Die Betreuung und Integration von Flüchtlingen ist eine Herkulesaufgabe. Der Kraftakt erfordert immense gesellschaftliche Anstrengungen. Dabei gelingt bei weitem nicht alles. Bei der großen humanitären Aufgabe müssen auch viele Rück- und Nackenschläge verdaut werden.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, kurz UMA (für Unbegleitete minderjährige Ausländer), sorgen oft für ganz besondere Herausforderungen. Für etwa 85 von ihnen sieht sich der Landkreis Rottweil derzeit in der Verantwortung.

Zur Betreuungssituation der aus Ländern wie Syrien, Äthiopien, Eritrea, Somalia oder Guinea stammenden Jugendlichen bis 18 Jahren standen Vertreter dreier bei dieser Arbeit im Rottweiler Kreisgebiet hauptsächlich engagierten Einrichtungen vor dem Jugendhilfe-Ausschuss des Kreistags Rede und Antwort.

So Martin Bantle von der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, die insgesamt 42 UMA betreut, die in die Zuständigkeit des Landkreises Rottweil fallen, und dafür Plätze in den Einrichtungen Bruder-Innocenz-Haus Rottweil (zehn Plätze), Jugendwohngemeinschaft Rathausgasse in Rottweil (drei), Haus Aichhorn in Dornhan (acht) vorhält. Außerdem hat die Stiftung St. Franziskus UMAs in der Einrichtung der Behindertenhilfe in Schramberg-Heiligenbronn sowie im Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen untergebracht.

Die Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten betreibt im Landkreis Rottweil zwei Einrichtungen für UMA, eine in Dietingen und eine in Schramberg. Insgesamt werden 36 Plätze angeboten.

Die BruderhausDiakonie Fluorn-Winzeln wiederum betreibt eine Einrichtung mit acht Plätzen für UMA in Epfendorf. Einige wenige junge Flüchtlinge sind auch in Pflegefamilien untergebracht.

Wie Bantle betonen auch Tamer Öteles (Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten) und Iris Wößner (BruderhausDiakonie), dass bei aller Empathie für die Aufgabe es viel Kraft und Energie kostet, den Spagat zu finden bei der Lebensgestaltung von jungen Menschen, die den Verlust der Nähe zu ihren Familien und teilweise schlimme Fluchterlebnisse und zu verarbeiten und sich andererseits den Herausforderungen der neuen Welt mit ihren hohen neuen Anforderungen zu stellen haben. Nicht gerade von heute auf morgen, aber doch auch mit deutlichen Zielvorgaben.

Kosten von bis zu 6000 Euro/Monat fallen laut Kreissozialamt für einen UMA bei Unterbringung in einer Vollzeiteinrichtung an. Finanziell ist eigentlich das Land in der Pflicht, doch aufgrund der Abrechnungsmodalitäten hat der Landkreis Vorkasse zu leisten.

Wichtige Basis (Sprache) für Integration sind auch die so genannten Vorbereitungsklassen (VAB-Klassen) der Berufsschulen. In den VAB-Klassen werden hauptsächlich Flüchtlinge ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen unterrichtet. Hilfreich wäre es laut IHK, wenn durch die Zusammenarbeit der Schulen mit der Kammer mehr Praktikumsplätze verfügbar gemacht werden könnten.

Natürlich spielt der Anschluss bei Vereinen und anderen für Freizeitaktivitäten stehenden Gruppierungen eine ganz besondere Rolle bei der Integration der ausschließlich männlichen Jugendlichen.